RundungssparenBanken setzen auf das Sparsäuli 2.0
Verschiedene Banken wollen Kunden zum Sparen verleiten, indem kleine Beträge automatisch auf ein Sparkonto überwiesen werden. Das kann für Banken und Kunden interessant sein.
- von
- Fabian Lindegger
Wie ein Sparschwein funktioniert, weiss jedes Kind: Kleine Münzbeträge werden von Zeit zu Zeit beiseite gelegt und anschliessend auf ein Sparkonto einbezahlt. Nach demselben Prinzip funktioniert ein neues Angebot der Migros-Bank, das am Dienstag vorgestellt wurde: Man wählt einen gewissen Betrag, auf den sämtliche Zahlungen im Handel oder an Tankstellen mit der Bankkarte aufgerundet werden sollen.
Zur Auswahl stehen dabei 1, 2, 5, 10 oder 20 Franken. Entscheidet man sich zum Beispiel für die Variante mit 10 Franken, wird ein Einkauf, der 43.20 Franken kostet, auf 50 Franken aufgerundet. Die Differenz von 6.80 Franken wird anschliessend direkt auf ein anderes Konto der Migros-Bank überwiesen. Möglich ist auch die Überweisung auf ein Geschenksparkonto, etwa für ein Göttikind. Bei drei solchen Zahlungen pro Woche kommen rund 1000 Franken pro Jahr zusammen.
«Rundungssparen»und «E-Kässeli»
«Die Übertragung von Konto zu Konto ist dabei kostenlos und es fallen auch keine Kosten für die Eröffnung des neuen Kontos an», sagt Migros-Bank-Sprecher Urs Aeberli zu 20 Minuten. Die Migros-Bank wolle mit dem sogenannten «Rundungssparen» eine Möglichkeit bieten, ganz nebenbei mit kleinen Beträgen Geld beiseite zu legen, so Aeberli. Zu den Erwartungen, wie viele Kunden das neue Angebot nutzen werden, gibt es noch keine Angaben von der Migros-Bank.
Bei PostFinance verfügt man mit dem «E-Kässeli» bereits seit rund zwei Jahren über ein fast identisches Angebot zum automatischen Sparen. Und dieses scheint auf reges Interesse zu stossen: Rund 40'000 Kunden würden das Angebot nutzen, schreibt das Unternehmen auf Anfrage. Laut PostFinance werden so rund 12 Millionen Franken pro Jahr gespart. In Relation zum gesamten Kundenvermögen von über 100 Milliarden Franken ist dies aber nur ein kleines Nischengeschäft.
Vorteile für Kunden und Banken
Generell habe aber jede Bank ein Interesse daran, dass die Kunden Geld über Konti in Spar- oder Anlageform halten, die eine zeitliche Rückzugsbeschränkung aufweisen, sagt Roland Hofmann, Dozent am Zentrum für Banking & Finance der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaft (ZHAW).
«Das Geld auf Spar- oder Anlagekonti ist länger gebunden als Geld auf Privatkonti und steht deshalb der Bank auch länger zur Verfügung, um damit Kredite an Kunden zu finanzieren», erklärt Hofmann. Die Zinsen auf Spar- oder Anlagekonti mit einer Rückzugsbeschränkung sind darum normalerweise auch entsprechend höher als auf Privatkonti.
Doch auch für die Kunden können solche automatisierten Formen des Sparens Vorteile bieten: «Je einfacher das Sparen ist, desto eher wird es auch gemacht», erklärt Hofmann. Und das automatische Überweisen von kleinen, aufgerundeten Beträgen sei eine simple Idee, um dies zu erreichen. Diese Beträge, die so auf dem Sparkonto landen, werden mental und physisch vom täglichen Transaktionsbedarf «separiert» und damit dem spontanen Konsum entzogen. «Das kann durchaus förderlich für die Finanzdisziplin und das Sparverhalten sein», so Hofmann weiter. Er betont aber auch, dass die entsprechenden Angebote für die Kunden fair und transparent sein müssen und keine versteckten Kosten beinhalten dürfen.