Serbien-Kosovo-KonfliktBarrikaden und Schüsse – Vucic und Kurti rufen Bevölkerung zur Ruhe auf
Die Lage im Norden Kosovos ist angespannt. Der serbische Präsident Aleksandar Vucic und der Ministerpräsident Kosovos Albin Kurti wandten sich mit Ansprachen an die Bevölkerung.
Darum gehts
Im überwiegend serbisch bevölkerten Norden Kosovos hatten militante Serben am Sonntag Barrikaden errichtet. Auch sollen Schüsse in Richtung kosovarischer Polizisten gefallen sein. Verletzt worden sei dabei niemand. Kosovarische Medien, unter anderem «Gazeta Express», berichten zudem, dass Albaner misshandelt und deren Fahrzeuge beschädigt wurden. Das serbische Nachrichtenportal «Telegraf» berichtet wiederum, eine E-Mail mit Drohungen und einer Liste von Gebäuden in Serbien, in denen angeblich Bomben platziert wurden, erhalten zu haben.
In der Zwischenzeit haben der serbische Präsident Aleksandar Vucic wie auch der Ministerpräsident Kosovos, Albin Kurti, die Bürger beider Länder zur Ruhe aufgerufen. Kurti sprach in seiner Rede von einer grossen «Herausforderung», die der kosovarischen Bevölkerung bevorstehe, und wandte sich gegen den «serbischen Chauvinismus».
Vucic forderte in seiner Ansprache Frieden und sagte, dass Serbien weder einen Konflikt noch einen Krieg wolle. Eine «komplexere und schwierigere Situation» habe es bis heute nicht gegeben. Falls es zu einem Konflikt kommen würde, sei man bereit. «Wir beten und bitten um Frieden. Wenn sie es wagen, Serben zu verfolgen und zu töten, wird Serbien gewinnen», teilte Vucic auf Twitter mit. Wie das staatliche serbische Fernsehen RTS nun berichtet, haben militante Serben am Montagvormittag die Strassenbarrikaden im Norden Kosovos zu entfernen begonnen.
Geplante Massnahmen verschoben
Die kosovarische Regierung verurteilte «die Blockade von Strassen im Norden Kosovos» sowie das Abfeuern von Schüssen durch bewaffnete Personen. Pristina machte Belgrad für «aggressive Handlungen» im Laufe des Nachmittags und Abends verantwortlich. Das serbische Verteidigungsministerium widersprach wiederum den Berichten, dass man mit Truppen in Kosovo eingerückt sei, und beschuldigte Politiker und Medien, in Kosovo die Spannungen anzuheizen und Fehlinformationen zu verbreiten. «Serbien hat die Verwaltungslinie nicht überschritten und ist in keiner Weise in das Hoheitsgebiet von Kosovo und Metohija eingedrungen», heisst es auf der Website des Ministeriums.
Nach Spannungen an der Grenze zwischen Serbien und Kosovo hat Pristina zugesagt, die Massnahme zu geplanten Grenzkontrollen vorerst zu verschieben. Zu den Spannungen kam es, weil die kosovarischen Behörden ab Montag an den Grenzübergängen keine serbischen Personaldokumente mehr anerkennen wollten. Serben müssten sich demnach an der Grenze ein provisorisches Dokument ausstellen lassen.
Zudem sollten neue Regeln für die Nummernschilder von Autobesitzern gelten. Im Rahmen der sogenannten Reziprozität beruft sich die kosovarische Regierung auf das Prinzip der Gegenseitigkeit. Kosovarische Bürger müssen sich schon seit längerer Zeit beim Grenzübertritt nach Serbien ein provisorisches Dokument ausstellen lassen, weil die serbischen Behörden die kosovarischen Papiere nicht anerkennen.
Die Nato-geführte Friedensmission in Kosovo teilte mit, sie beobachte die angespannte Situation im Norden. Sie sei bereit einzugreifen, wenn die Stabilität gefährdet sei. Kosovo war Teil Serbiens, bis ein bewaffneter Aufstand der albanischen Bevölkerungsmehrheit in den Jahren 1998 und 1999 blutig niedergeschlagen wurde. Ein Nato-Einsatz, mit dem die serbischen Truppen aus Kosovo vertrieben werden sollten, beendete den Krieg. Serbien weigert sich, die Unabhängigkeitserklärung Kosovos von 2008 anzuerkennen.
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