Basel-Stadt: Mütter warten seit Wochen auf Geburtsurkunden für ihre Babys

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Fehlende Geburtsurkunde«Unsere Ferien sind gefährdet» – Mutter verzweifelt an überlasteten Behörden

Neugeborene müssen beim Zivilstandsamt erfasst werden. Sind die Ämter jedoch überlastet, kann dieser Prozess lange dauern – und unangenehme Folgen mit sich bringen.

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Ihr Sohn kam Ende April zur Welt – noch immer wartet Darunee N. (32) aus Basel-Stadt auf die Geburtsurkunde. Wegen Personalmangels betrage die Wartezeit momentan rund acht Wochen, bestätigt das Zivilstandsamt Basel-Stadt.

Ihr Sohn kam Ende April zur Welt – noch immer wartet Darunee N. (32) aus Basel-Stadt auf die Geburtsurkunde. Wegen Personalmangels betrage die Wartezeit momentan rund acht Wochen, bestätigt das Zivilstandsamt Basel-Stadt.

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«Ohne Geburtsurkunde bekomme ich nichts – weder Kinderzulagen noch Prämienverbilligungen», erzählt N.

«Ohne Geburtsurkunde bekomme ich nichts – weder Kinderzulagen noch Prämienverbilligungen», erzählt N.

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«Es kann doch nicht sein, dass man so lange warten muss – wir müssen auch Fristen einhalten, aber das Zivilstandsamt kann sich scheinbar so lange Zeit nehmen, wie es will», sagt die Baslerin. (Symbolbild)

«Es kann doch nicht sein, dass man so lange warten muss – wir müssen auch Fristen einhalten, aber das Zivilstandsamt kann sich scheinbar so lange Zeit nehmen, wie es will», sagt die Baslerin. (Symbolbild)

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Darum gehts

  • Zwei Mütter warten seit mehreren Wochen schon auf die Geburtsurkunden ihrer Neugeborenen.

  • Die Urkunden benötigen sie, um Kinderzulagen, Mutterschaftsentschädigungen und Prämienverbilligungen zu erhalten.

  • Auch einen Pass für ihre Babys können sie noch nicht beantragen.

  • Das zuständige Zivilstandsamt bestätigt, dass es derzeit zu längeren Wartezeiten kommt, und prüft  Massnahmen.

Ende April gebar die 32-jährige Darunee N. aus Basel-Stadt ihren Sohn – doch bis heute könne sie ihn nicht ausweisen. Die Geburtsurkunde, die jeweils vom zuständigen Zivilstandsamt ausgestellt wird, habe sie noch immer nicht erhalten.

«Man sagte mir, dass es wegen Personalmangels acht Wochen dauern könne, bis ich die Geburtsurkunde erhalte», so N. «Es kann doch nicht sein, dass man so lange warten muss – wir müssen auch Fristen einhalten, aber das Zivilstandsamt kann sich scheinbar so lange Zeit nehmen, wie es will», nervt sie sich.

Keine Kinderzulagen oder Prämienverbilligungen

Ihre Ausgaben würden seit der Geburt ihres Sohnes zunehmen, während die Einnahmen stark sinken würden. «Ohne Geburtsurkunde bekomme ich nichts – weder Kinderzulagen noch Prämienverbilligungen», erzählt die Baslerin. Bei einem sonst schon knappen Budget sei dies «happig».

Dies bedeute für N. zusätzlichen Stress: «Ich sollte jetzt eigentlich die Zeit mit meinem Kind im Mutterschaftsurlaub geniessen. Aber ich bin so angespannt, weil ich auf die Geburtsurkunde angewiesen bin und mir finanzielle Sorgen mache», sagt sie.

Die 32-Jährige gehe aufgrund des knappen Budgets oft auch im naheliegenden Deutschland einkaufen. Doch ohne Geburtsurkunde könne sie ihr Kind nicht mitnehmen. Und: «Käme ich in eine Polizeikontrolle, hätte ich kein einziges Ausweispapier für mein Kind», so die Baslerin.

Hast du Kinder?

«Mein Sohn ist seit Anfang April nicht registriert»

Auch Katherine Murillo (34) aus Basel-Stadt wurde kürzlich Mutter und wartet seither auf Geburtsbeurkundung. «Mein Sohn ist Anfang April geboren – er ist bis heute noch nirgends registriert, ausser im Spital», erzählt sie. Und die Zeit drängt, denn: Ihre achtjährige Tochter freue sich unglaublich auf die geplanten Sommerferien im Juli. Doch ohne den Eintrag im Geburtsregister könne Murillo keinen Pass für ihren neugeborenen Sohn machen lassen und somit auch nicht ins Ausland reisen. «Wir wissen immer noch nicht, ob wir überhaupt in die Ferien können», sagt sie.

Wie N. bekommt auch Murillo keine Kinderzulagen oder Prämienverbilligungen und sogar die Mutterschaftsentschädigung bleibt aus, solange die Geburtsurkunde nicht erstellt ist. «Ich finde es eine Frechheit und es macht mich hässig. Wenn wir eine Rechnung der Ämter nicht rechtzeitig zahlen, wird uns mit Mahnungen und Betreibungen gedroht – aber wir müssen einfach abwarten, wenn wir mal etwas von ihnen verlangen», so Murillo.

Zivilstandsamt Basel-Stadt prüft Massnahmen

«Die Wartezeit für die Beurkundung einer Geburt beträgt beim Zivilstandsamt Basel-Stadt derzeit rund acht Wochen», sagt Rahel Walser vom Generalsekretariat des Justiz- und Sicherheitsdepartements. Zurzeit würden die Geburten von Mitte April 2023 bearbeitet. Einer der Gründe für die längere Wartezeit sei, dass viele Frauen ohne Wohnsitz in Basel-Stadt sich für eine Geburt dort entscheiden würden. Dadurch steige die Anzahl der zu beurkundenden Geburten – pro Jahr seien es in Basel-Stadt rund 5000 Geburten, an die 1000 mehr als noch vor zehn Jahren.

«Das Zivilstandsamt Basel-Stadt ist sich bewusst, dass die Kindeseltern auf eine Geburtsurkunde angewiesen sind, und ist bestrebt, die Wartezeiten wieder zu verkürzen», so Walser. Gegenwärtig werde geprüft, welche Massnahmen ergriffen werden könnten, um die vorhandenen Pendenzen abzubauen und die Geburten schneller beurkunden zu können. 

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