Bayer Schering: Nach der Fusion das Köpferollen
Bayer Schering Pharma hat am Freitag seine konkreten Pläne zum Stellenabbau gelüftet: Insgesamt werden weltweit 6.100 Arbeitsplätze abgebaut, davon 1.500 in Deutschland.
Der Jobabbau soll sozialverträglich erfolgen, wie der Vorstandsvorsitzende der Bayer AG, Werner Wenning, versicherte. Die Integration der früheren Schering AG mit der Pharmasparte von Bayer erbringt nach seinen Worten ab 2009 jährliche Synergieeffekte von 700 Millionen Euro.
Kurz vor Beginn einer Betriebsversammlung in Berlin sagte die Unternehmensleitung zu, bis Mitte 2008 auf betriebsbedingte Kündigungen in der Berliner Zentrale mit derzeit knapp 6.000 Beschäftigten zu verzichten. Vom Stellenabbau sind in Berlin rund 950 Mitarbeiter betroffen. Für 350 von ihnen konnten laut dem Unternehmen schon «individuelle Lösungen» wie Ruhestandsregelungen, Altersteilzeit oder Aufhebungsverträge mit Abfindungen gefunden werden, die bis 2009 umgesetzt werden sollen. «Auch für die verbleibenden noch etwa 600 abzubauenden Stellen ist das Unternehmen zuversichtlich, sozialverträgliche Lösungen zu finden», hiess es. So würden 250 Mitarbeiter Angebote erhalten, in andere Positionen innerhalb des Bayer-Konzerns zu wechseln. Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern darüber seien bereits angelaufen.
Wenning erklärte: «Wir werden den notwendigen globalen Stellenabbau fair und ausgewogen durchführen.» Er betonte, unter den Top-500 Führungskräften des neuen Unternehmens seien die Mitarbeiter von Schering und Bayer gleichgewichtig vertreten.
Von den insgesamt 6.100 Stellen weltweit sollen in Europa 3.150 Stellen abgebaut werden. Zudem sind 1.000 Stellen in den USA, 750 Stellen in der Region Asien, Pazifik und Japan sowie 1.200 Positionen in Lateinamerika und Kanada betroffen.
Wenning erklärte, die Synergieziele sollten durch den Abbau von doppelt vorhandenen Funktionen erreicht werden - zum Beispiel im Verwaltungsbereich, im IT-Bereich und in der Produktion. «Wir sind angetreten, ein schlagkräftiges, international erfolgreiches Pharmaunternehmen mit einer wettbewerbsfähigen Kostenstruktur zu schaffen», sagte Wenning.
Auch Berlin soll Anteil tragen
Wenning versicherte, die Bundeshauptstadt bleibe Sitz der Unternehmensleitung von Bayer Schering Pharma. «Alle zentralen Funktionen werden dort vertreten sein.» Zusätzlich würden wichtige Teile der Forschung, zum Beispiel im Bereich der Onkologie, aus den USA nach Berlin verlagert. «Aber auch Berlin als weltweit grösster Standort des neuen Unternehmens muss einen Anteil an den Synergien tragen, ebenso wie andere Standorte von Schering und Bayer», erläuterte Wenning.
Die bisherige US-Zentrale der Bayer-Division Pharma in West Haven soll dem Plan zufolge geschlossen werden, die Aktivitäten werden in der ehemaligen Schering-Zentrale in Wayne, New Jersey, zusammengeführt. Darüber hinaus wird die französische Pharma-Organisation von Bayer in Paris an den Schering-Standort nach Lille verlegt. In Spanien wird eine neue Zentrale für alle Bayer-Aktivitäten in Barcelona aufgebaut. In Deutschland hingegen ist die nationale Vertriebsorganisation von Bayer Schering Pharma in Leverkusen zusammengezogen.
Bei der deutschen Vertriebsgesellschaft in Berlin ist schon im vergangenen Jahr ein Abbau von 250 Stellen festgelegt worden, wovon rund 120 nach Leverkusen zu Bayer Vital verlagert werden. In Wuppertal werden nach dem Austausch von verschiedenen Einheiten mit Berlin in Summe 160 Mitarbeiter weniger beschäftigt sein, in Jena bei der Tochtergesellschaft Jenapharm 140. (dapd)