Balkon-Drama in Montreux (VD)Behörden bestätigen Suizid-These – Sohn (15) ausser Lebensgefahr
Die Waadtländer Justiz hat ihre Untersuchung zum Fall abgeschlossen. Zwar sei keine endgültige Klarheit da, aber mit grösster Wahrscheinlichkeit hätten die Eltern ihre Kinder in den Tod getrieben.
- von
- Patrick McEvily
Darum gehts
Im März war es in der westschweizer Stadt Montreux zum tragischen Tod mehrerer Mitglieder einer Familie gekommen. Ein 40-jähriger Mann, dessen Ehefrau (41), die gemeinsamen Tochter (8) und die Zwillingsschwester der Frau waren tot auf der Strasse vor einem Wohnhochhaus im Stadtzentrum aufgefunden worden.
Nun geben die Behörden bekannt: Es handelte sich dabei mit grosser Wahrscheinlichkeit um einen sogenannten «kollektiven Suizid». Die Familienmitglieder waren eins nach dem anderen vom Balkon im siebten Stock gesprungen.
Der 15-jährige Sohn war schwerverletzt neben seinen Verwandten aufgefunden worden. Beim Sturz hatte er sich mehrere Knochenbrüche zugezogen. Noch immer liegt er in einem Spital, befindet sich aber ausser Lebensgefahr, wie die Waadtländer Behörden in einer Mitteilung am Mittwoch schreiben.
Familie sorgte sich vor Eingriff der Behörden
In den Tagen und Wochen nach dem tragischen Vorfall hätten Vertreter der Jugendstaatsanwaltschaft und Jugendpsychologen mit ihm gesprochen. An den Tag des Sturzes kann er sich nicht erinnern. Allerdings bestätigte er den Lebensstil der Familie, erklärte aber auch, es habe keinerlei Anzeichen für eine solche Eskalation gegeben.
Nach Ausbruch der Pandemie hat sich die Familie gemäss den Ermittelnden stark zurückgezogen und ein Lager an Lebensmitteln angehäuft. Die Wohnung hätten sie kaum noch verlassen. Die aus Marokko stammende Mutter und die achtjährige Tochter seien nicht bei den Behörden am Wohnort gemeldet gewesen, beide Kinder seien im Homeschooling unterrichtet worden.
Die Familie hätte sich zunehmend vor den Behörden gefürchtet. Die Ergebnisse einer Autopsie der vier Todesopfer stehen noch aus. Die polizeilichen Ermittlungen seien mittlerweile aber abgeschlossen, schreiben die Verantwortlichen am Mittwoch.
Hast du oder hat jemand, den du kennst, ein Kind verloren?
Hier findest du Hilfe:
Fachstelle Kindsverlust, Beratung während Schwangerschaft, Geburt und erster Lebenszeit
Himmelskind.ch, für Akuthilfe und Trauerbegleitung
SIDS, nach plötzlichem Kindstod
Verein Regenbogen Schweiz, Hilfe für trauernde Familien
Mein-Sternenkind.ch, für betroffene Väter, Familien, Angehörige
Lifewith.ch, für betroffene Geschwister
Appella, Telefon- und Onlineberatung bei früher Fehlgeburt
Pro Pallium, Trauergespräche und Trauertreffen
Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirchen
Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29
Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch