Rassistischer Autor: Bei «Charlie und die Schokoladenfabrik» sind die Oompa Loompas jetzt geschlechterneutral

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Rassistischer AutorBei «Charlie und die Schokoladenfabrik» sind die Oompa Loompas jetzt geschlechterneutral

In neuen Ausgaben des Buches ist Augustus Glupsch nicht mehr fett, sondern kräftig: Obwohl der Buchautor Roald Dahl nach Ansicht von Rushdie Antisemit und Rassist ist, kritisiert dieser die Änderungen in Dahls Werken.

von
Benedikt Hollenstein
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Bei Neuauflagen des Buches «Charlie und die Schokoladenfabrik», auf dem auch der gleichnamige Film basiert, wurden vom Verlag einzelne Stellen abgeändert. 2005 erschien eine Neuauflage des Films mit Johnny Depp, hier als Schoko-Chef Willi Wonka mit Zylinder.

Bei Neuauflagen des Buches «Charlie und die Schokoladenfabrik», auf dem auch der gleichnamige Film basiert, wurden vom Verlag einzelne Stellen abgeändert. 2005 erschien eine Neuauflage des Films mit Johnny Depp, hier als Schoko-Chef Willi Wonka mit Zylinder.

imago images/United Archives
So ist Augustus Glupsch, hier mit dem sagenumwobenen goldenen Ticket in der Hand, in den neuen Ausgaben nicht mehr fett, sondern kräftig.

So ist Augustus Glupsch, hier mit dem sagenumwobenen goldenen Ticket in der Hand, in den neuen Ausgaben nicht mehr fett, sondern kräftig.

imago images / United Archives
Die Oompa Loompas, wie die Arbeiter in der Schokoladenfabrik heissen, sind neu geschlechterneutral. Im Film von 1971 wurden die Oompa Loompas allesamt von kleinwüchsigen Männern gespielt.

Die Oompa Loompas, wie die Arbeiter in der Schokoladenfabrik heissen, sind neu geschlechterneutral. Im Film von 1971 wurden die Oompa Loompas allesamt von kleinwüchsigen Männern gespielt.

imago images/Everett Collection

Darum gehts

  • Zahlreiche Werke des Autors Roald Dahl haben vom Verlag Puffin sprachliche Änderungen verpasst bekommen.

  • So sind die Oompa Loompas in «Charlie und die Schokoladenfabrik» neu geschlechterneutral.

  • Für Rushdie stellt der Schritt eine Zensur dar – auch wenn Dahl seiner Meinung nach klarer Rassist und Antisemit war.

Der Schriftsteller Salman Rushdie hat sich über sprachliche Änderungen in zahlreichen Neuausgaben der Bücher von Roald Dahl durch den Verlag beklagt. Die Eingriffe in das Werk seien «absurde Zensur» durch eine «verhunzende Empfindsamkeits-Polizei», kritisierte Rushdie am Montag im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Der Puffin-Verlag hat Hunderte Änderungen an den Charakteren und Formulierungen in den Büchern Dahls vorgenommen. Beispielsweise wird Augustus Glupsch aus dem Kinderbuch «Charlie und die Schokoladenfabrik» nun nicht mehr als fett, sondern als kräftig bezeichnet; die kleinen Oompa Loompas sind nunmehr genderneutral definiert.

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Verlage prüfen Bücher vor Neuauflage

Die Kritik des Schrifstellers, der bei einer Messerattacke im August 2022 ein Auge verlor, gilt einem wachsenden Trend in Verlagshäusern, zusätzliches Personal für die Überprüfung von möglicherweise verletzenden Inhalten über Geschlecht, Ethnie, Gewicht, Gewalt oder mentale Gesundheit einzustellen.

Ein Sprecher der Roald Dahl Story Company, die über die Rechte des Gesamtwerks verfügt, entgegnete den Kritikern, es sei etwas völlig Normales, die Sprache in Büchern für neue Auflagen «zu überprüfen». Der Leitsatz bei der Überprüfung von Dahls Texten sei es gewesen, dabei die «scharfkantige Art des Originals» beizubehalten.

«Bekennender Antisemit mit rassistischen Neigungen»

Rushdie erklärte, Dahl sei ein «bekennender Antisemit mit ausdrücklich rassistischen Neigungen» gewesen und somit «kein Engel» – doch die Eingriffe des Verlages in das Werk seien «absurde Zensur».

Auch Suzanne Nossel, Leiterin des Gremiums für Meinungsfreiheit beim Schriftstellerverband PEN America, zeigte sich durch die Änderungen des Verlags «alarmiert». Eines der Probleme beim Weglassen von Formulierungen, die dem Zeitgeist nicht entsprechen könnten, sei das «Verdünnen von Erzählkraft». Diejenigen, die sich über die Eingriffe in das Werk freuten, sollten sich einmal vorstellen, wie sie sich fühlen würden, sobald die Änderungen einmal nicht ihre Werte widerspiegelten.

Andere Kritiker argumentierten, es sei gerade das Provokante an Dahls Literatur, was sie am Ende so erfolgreich gemacht hat, wie sie ist. Roald Dahls Bücher wurden weltweit mehr als 250 Millionen Mal verkauft, einige Verfilmungen seiner Werke wie etwa «Charlie und die Schokoladenfabrik» wurden in den Kinos zu Kassenschlagern.

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