Fehlgeburt«Bei den Eltern geht es in den ersten Tagen ums eigene Überleben»
Fussballstar Cristiano Ronaldo und seine Lebensgefährtin Georgina Rodríguez haben ihren neugeborenen Sohn verloren – dessen Zwillingsschwester hat überlebt. Eine Hebamme und eine Therapeutin ordnen ein.
- von
- Deborah Gonzalez
Darum gehts
Am Montagabend verkündet Cristiano Ronaldo in einem Instagram-Post, dass er und seine Lebensgefährtin Georgina Rodríguez eines der gemeinsamen Kinder verloren haben. Dass ein Zwilling im Mutterleib stirbt und der andere überlebt, ist keine Seltenheit, wie die Hebamme Milena Kavishe-Schaller von der Fachstelle Kindsverlust.ch erklärt: «Ist eine Mutter schwanger mit Zwillingen, kann es durchaus geschehen, dass einer der beiden Zwillinge noch während der Schwangerschaft verstirbt. Dem kann eine medizinische Komplikation zugrunde liegen – muss aber nicht unbedingt sein.»
Fehlgeburt in der Schweiz: Die rechtliche Seite
Laut der Fachstelle Kindsverlust.ch sterben in der Schweiz und in Liechtenstein jedes Jahr rund 700 Kinder rund um die Geburt oder im ersten Lebensmonat. Kavishe-Schaller erklärt: «Die ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft sind entscheidend dafür, ob das Kind weiterlebt oder stirbt. Schätzungsweise endet jede dritte bis vierte Schwangerschaft in einer frühen Fehlgeburt. Die frühe Fehlgeburt fällt nicht unter die sogenannten besonderen Leistungen der Mutterschaft, sodass die Mutter hier für die Kosten aufkommen muss. Verstirbt ein Kind zwischen der 13. und 22. Schwangerschaftswoche, spricht man von einer späten Fehlgeburt. Kommt ein Kind ab beginnender 23. Schwangerschaftswoche tot zur Welt, ist es meldepflichtig. Das örtliche Zivilstandsamt wird von der Hebamme informiert – das Kind wird in das Personenstandsregister aufgenommen.»
Wenn ein Kind früh verstirbt, sei es wichtig, zuerst einmal innezuhalten, sagt Hebamme Kavishe-Schaller. Es sei ratsam, dass hier Raum und Zeit geschaffen werden, damit die Eltern mit allen Sinnen spüren können, was sie brauchen, um dieses verstorbene Kind zur Welt zu bringen, es kennen zu lernen und dann schlussendlich zu verabschieden. «Mit dem Kind Zeit zu verbringen, es vielleicht sogar nach Hause zu nehmen, zu streicheln, umarmen und Erinnerungsbilder zu kreieren, sind Möglichkeiten, wie wertvolle Erinnerungen geschaffen werden können», sagt die Hebamme.
«Viele Eltern plagen Schuldgefühle»
Hast du oder hat jemand, den du kennst, ein Kind verloren?
Hier findest du Hilfe:
Fachstelle Kindsverlust, Beratung während Schwangerschaft, Geburt und erster Lebenszeit
Himmelskind.ch, für Akuthilfe und Trauerbegleitung
SIDS, nach plötzlichem Kindstod
Verein Regenbogen Schweiz, Hilfe für trauernde Familien
Mein-Sternenkind.ch, für betroffene Väter, Familien, Angehörige
Lifewith.ch, für betroffene Geschwister
Appella, Telefon- und Onlineberatung bei früher Fehlgeburt
Pro Pallium, Trauergespräche und Trauertreffen
Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirchen
Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29
Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch