Bei der Vertragsverlängerung wird zugelangt
Wer seinen alten Wagen durch ein neues Modell ersetzt, tut gut daran, sich auch mit der eigenen Autoversicherung zu beschäftigen. Ein Vergleich zeigt, dass es sich in den seltensten Fällen lohnt, der bisherigen Autoversicherung treu zu bleiben. Denn: Wer sitzen bleibt, bezahlt rund 30 Prozent zu viel Prämie.
Die Frühlingszeit ist die Zeit des Kleiderwechsels - buchstäblich wie auch im übertragenen Sinn: so mancher Autofahrer träumt im Frühjahr von einem neuen Wagen. Wer ein neues Auto kauft, kommt nicht darum herum, sich mit Fragen rund um die Autoversicherung herumzuschlagen.
1400 Offerten analysiert
Der Internetvergleichsdienst comparis.ch hat in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut IHA-GfK untersucht, wie gross das Sparpotenzial bei der Autoversicherung ist, wenn die Autofahrer beim Wagenwechsel nicht einfach sitzen bleiben, sondern auf das jeweils günstigste vergleichbare Versicherungsangebot umsteigen würden.
Zu diesem Zweck haben im März dieses Jahres 100 Mystery-Shopper nicht nur bei ihrer eigenen Versicherung, sondern auch bei der Konkurrenz Offerten eingeholt. Insgesamt hat Comparis in einer aufwändigen Recherche rund 1400 Versicherungsofferten detailliert analysiert und ausgewertet.
Massiv höhere Offerten an eigene Kunden
Fazit der Untersuchung: im Zusammenhang mit dem Fahrzeugwechsel haben die Versicherer ihren eigenen Kunden ein Angebot präsentiert, das im Durchschnitt um 28 Prozent teurer war als das günstigste vergleichbare Angebot eines anderen Anbieters. Laut Untersuchung hätten die Mystery-Shopper durchschnittlich 212 Franken pro Jahr gespart, wenn sie, statt bei ihrer eigenen Versicherung zu bleiben, auf das jeweils preiswerteste Angebot umgestiegen wären.
Hochgerechnet auf die rund eine Million jährlicher Fahrzeugwechsel ergibt dies schweizweit ein Sparpotenzial von über 200 Millionen Franken pro Jahr, wenn Autofahrerinnen und Autofahrer beim Autokauf tatsächlich den Schritt zu dem für sie günstigsten Versicherer wagen würden. Bedenkt man, dass Schweizerinnen und Schweizer ihr Auto im Schnitt vier Jahre lang behalten, so summiert sich dieses Sparpotenzial gar auf über 800 Millionen Franken.
Dass sich das Vergleichen in jedem Fall lohnt, zeigt der Vergleich zwischen dem jeweils teuersten und dem günstigsten Angebot: die Preisdifferenz betrug im Durchschnitt 491 Franken.
Schlamperei bei Verträgen
Die Untersuchung macht im Weiteren deutlich, dass manche Autoversicherer Kundenwünsche gering schätzen. In den 84 schriftlichen Offerten der eigenen Versicherungen fanden die Experten von Comparis insgesamt 141 Fehler, das heisst Angaben, die im weitesten Sinn nicht dem Kundenwunsch entsprachen.
Darunter waren auch ärgerliche Flüchtigkeitsfehler (falscher Fahrzeugtyp, fehlerhafte Personalien). Bei den insgesamt 582 geprüften schriftlichen Konkurrenzofferten fanden sich 533 Angaben, die nicht dem Kundenwunsch entsprachen. (sda)
Upselling - die grosse Versuchung
Ein trübes Kapitel bildet das sogenannte Upselling: die Versicherer reichern das gewünschte Versicherungspaket gerne mit Zusatzleistungen an. In den 84 Offerten, die die Mystery-Shopper von ihrer eigenen Versicherung zugestellt bekamen, fanden sich insgesamt 41 Upselling-Angebote. Etwas zurückhaltender zeigte sich die Konkurrenz. In den 582 untersuchten Offerten tauchten 133 Upselling-Angebote auf.
Comparis-Chef Eisler bezeichnet das Upselling als «die grosse Versuchung» im Versicherungsgeschäft: «Je umfangreicher der Leistungskatalog, der den Kunden verkauft wird, und - davon abhängig - je höher die Prämie, desto grösser die Provision des Agenten.»
Schwer taten sich die Versicherungen auch mit der geforderten Vertragsdauer von 1 Jahr. In 69 Prozent der Fälle schenkte die eigene Versicherung diesem Wunsch keine Beachtung; bei den Konkurrenten waren es 62 Prozent. Mehrheitlich boten die Versicherungen mehrjährige Verträge ohne jährliches Kündigungsrecht an.