Ein Monat nach Erdbeben in der Türkei: «Kindern bekommen Hautkrankheiten»

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Schweizer Helfer in der Türkei«Bei Kindern treten jetzt Hautkrankheiten auf»

Einen Monat nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien sind Hunderttausende Überlebende noch obdachlos. Ein Schweizer Team der humanitären Hilfe ist vor Ort und baut Toiletten und Familienzelte auf. 

Lena Wilczek
von
Lena Wilczek
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Ismail Usta leistet mit dem SKH humanitäre Hilfe in der Türkei. 

Ismail Usta leistet mit dem SKH humanitäre Hilfe in der Türkei. 

20min/Lena Wilczek
Er war bereits kurz nach dem Erdbeben in Hatay, einer südlichen Provinz der Türkei. 

Er war bereits kurz nach dem Erdbeben in Hatay, einer südlichen Provinz der Türkei. 

SKH
Fachleute des SKH bringen in Zusammenarbeit mit dem lokalen Spitalpersonal per Kaiserschnitt ein Kind zur Welt. 

Fachleute des SKH bringen in Zusammenarbeit mit dem lokalen Spitalpersonal per Kaiserschnitt ein Kind zur Welt. 

Karin Bauer / Photomedics

Darum gehts

  • Einen Monat nach dem Erdbeben sind die Überlebenden auf Hilfe angewiesen. 

  • Ein Schweizer Einsatzteam baut Familienzelte auf, verteilt Hygienekits und installiert WCs. 

  • Die Menschen haben kaum Zugang zu sanitären Anlagen. 

  • Dadurch verbreiten sich vermehrt Krankheiten.

Das Erdbeben am 6. Februar in der Türkei und Syrien hat Hunderttausende obdachlos gemacht. Der Basler Ismail Usta ist als Teil eines 16-köpfigen Sofort-Einsatzteams vom Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH) vor Ort in Kahramanmaraş im Süden der Türkei.  

«Wir haben mit der Bevölkerung gesprochen und geschaut, was im Moment die dringendsten Bedürfnisse sind», erzählt Ismail Usta am Telefon. Er war bereits in den ersten Tagen nach dem Erdbeben mit dem Schweizer Rettungsteam in der Türkei. «Am Anfang hatten die Menschen Durst, Hunger und kalt. Jetzt kommen langsam weitere Grundbedürfnisse wie Hygiene auf.»

Kaum Zugang zu sanitären Anlagen

Denn noch immer liegen grosse Teile der türkischen und syrischen Städte und Dörfer in Schutt und Asche. Die Überlebenden haben kaum Zugang zu sanitären Anlagen. «Bei den Kindern treten langsam Hauterkrankungen auf», schildert Usta. 

Das bestätigt auch Olivier Hagon von der Fachgruppe Gesundheit des SKH. Ein Schweizer Team unterstützt das örtliche Kinder- und Mütterkrankenhaus in Antakya, rund drei Autostunden von Kahramanmaraş entfernt. Das Spital ist auf die Hilfe angewiesen, denn ein Grossteil des medizinischen Personals ist beim Erdbeben gestorben oder in andere Regionen geflohen. 

«Es gibt jetzt viele Kinder, die sich mit den üblichen Krankheiten anstecken, aber auch einige Fälle von Krätze. Wir haben kaum Möglichkeiten, die Krankheiten zu stoppen, da einige Medikamente fehlen und sich die Krankheiten hier extrem schnell ausbreiten können», berichtet der Arzt. Da es kein fliessendes Wasser gibt, können sich die Menschen nicht die Hände waschen, um die Ausbreitung zu stoppen. Ausserdem schlafen sie oft eng aneinander gekuschelt, um sich gegenseitig Wärme zu spenden. «Wasserbedingte Krankheiten wie Durchfall werden ebenfalls zu einem grossen Problem werden», befürchtet Hagon.

Bund finanziert 400 Zelte, Hygienekits und 20 Toiletten 

In einem ersten Schritt stellte das SKH Hygienekits für Familien zusammen. Darin enthalten waren Dinge wie Zahnbürsten, Zahnpasta, Duschmittel und Binden. Zudem liess die SKH 20 Toiletten bauen. Diese wurden vom Team direkt an die Wasserleitungen vor den zerstörten Häusern angeschlossen. 700 Personen, die vorher keinen Zugang zu WCs hatten, können diese jetzt nutzen.

Jetzt fokussiert sich die Soforthilfe, neben der medizinischen Unterstützung, auf den Bau von Notunterkünften. Der Bund hat 400 Familienzelte finanziert und geliefert. Das Schweizer Einsatzteam baute 100 davon selbst auf und 300 wurden von der türkischen Katastrophenschutzbehörde AFAD aufgestellt.

Laut Hagon sind diese Notunterkünfte auch notwendig, damit die geflohenen Ärzte und Pflegekräfte in das Erdbebengebiet zurückkehren und ihre Arbeit wieder aufnehmen können.

Schweizer Helfer kehren bald zurück

«Inmitten der Zerstörung kehrt etwas wie Normalität zurück. Die Menschen leben jetzt in Zelten und die ersten Lebensmittelgeschäfte öffnen wieder. Aber sie wissen nicht, wann wirklich längerfristige Normalität einkehrt», beschreibt Usta die Situation vor Ort.

«Wir geben alles, um dem medizinischen Fachpersonal hier zu helfen, sodass sie auch ohne uns weitermachen können», erzählt Olivier Hagon. Einige überlebende Ärzte und Pflegende, die in andere Regionen gezogen sind, kommen laut Hagon zurück ins Erdbebengebiet: «Viele bedanken sich bei uns und sagen, dass sie ohne uns die Energie nicht hätten, wieder zurück zur Arbeit zu kommen.»

Noch bis zum 13. März wird das Schweizer Sofort-Einsatzteam in den betroffenen Gebieten humanitäre Hilfe leisten.

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