Emotionen im Job: So gehen Firmen mit den Gefühlen der Angestellten um

Publiziert

Schweizer Unternehmen«Jedis» statt Panikräume – so gehen Firmen mit Emotionen um

Arbeit als emotionsfreier Raum? Nicht so bei diesen Schweizer Firmen. Gegenüber 20 Minuten erzählen sie, wie sie mit den Emotionen ihrer Mitarbeitenden umgehen. 

Welche Emotionen darf man am Arbeitsplatz überhaupt zeigen? Das sind die Meinungen der 20-Minuten-Community. 

20min/Mikko Stamm

Darum gehts

  • Emotionen am Arbeitsplatz sind tabu. Laut einer Professorin ist das falsch (20 Minuten berichtete).

  • Schweizer Unternehmen pflegen unterschiedliche Strategien, um auf die Emotionen ihrer Angestellten einzugehen. 

  • Während die einen Kurse und Beratungen zu mentaler Gesundheit anbieten, setzen andere stärker auf geschulte Mitarbeitende als Bezugsperson oder eine freundschaftliche Firmenkultur.

«Emotionen sind bei uns explizit erwünscht»

Bei Digitec Galaxus geht man offen mit Emotionen um, sowohl mit positiven als auch mit negativen: «Emotionen sind bei uns nicht nur erlaubt, sondern explizit erwünscht. Bei uns darf man lachen und man darf auch weinen», sagt Rebekka Fricke, Chief People & Culture Officerin (CPCO). Bricht jemand beispielsweise in einem Meeting in Tränen aus, seien die Beteiligten, insbesondere die Führungskräfte angehalten, den Vorfall und die dahinterliegenden Gefühle unterstützend anzusprechen. Was helfe, sei die freundschaftliche Firmenkultur: «Wir sind alle per Du. Dadurch fällt der Umgang mit Emotionen automatisch leichter», so Fricke.

Einen Panikraum oder Ähnliches gebe es nicht. Neben dem Angebot einer kostenlosen externen Beratung, kommen bei Konflikten sogenannte Jedis zum Einsatz: «Es handelt sich dabei um speziell geschulte Mitarbeitende, die in erster Linie ein offenes Ohr für sämtliche Anliegen haben. Sie sind unabhängige Vertrauenspersonen, auf die wir zugehen können.» Das Ziel sei, dass die Mitarbeitenden gesund, konzentriert, leistungsfähig und motiviert bleiben.

«Wir bieten Kurse und Beratungen an»

«Emotionen lassen sich nicht einfach aus der Arbeitswelt wegdenken. Uns ist die mentale Gesundheit und der Umgang der Mitarbeitenden mit Emotionen sehr wichtig», sagt Sunrise Sprecher Rolf Ziebold. Aus diesem Grund biete man unter anderem Kurse und Beratungen für die mentale Gesundheit an, bei denen auch der Umgang mit Emotionen geübt werden kann, beispielsweise durch Meditation und bewusste Achtsamkeit, damit der Umgang mit Gefühlen und Stresssituationen im Alltag proaktiv angegangen werden können.

«Sie sind geschult darin, mit Gefühlsregungen umzugehen»

«Unterschiedliche Emotionen sind Teil der menschlichen Gefühlswelt und müssen auch im Arbeitsalltag Platz haben», sagt Thomas Kaderli, Sprecher bei Denner Schweiz. Da bei Denner Menschen aus über 80 Nationen zusammenarbeiten, sei ein wertschätzender und respektvoller Umgang miteinander wichtig. «Die Mehrheit der über 6000 Mitarbeitenden arbeitet im Verkauf. Sie sind daher geschult darin, mit Gefühlsregungen umzugehen, sei es im Kontakt mit Kundinnen und Kunden oder Mitarbeitenden.» Spezielle räumliche Massnahmen wie einen Panikraum gebe es nicht. Man habe aber anonyme Anlaufstellen, die Hilfestellung bei Konflikten am Arbeitsplatz bieten.

«Emotionen sind bei uns ein zentraler Teil des Jobs»

Auch bei der Helvetia Versicherung sind Mitarbeitende mit direktem Kundenkontakt regelmässig mit Personen konfrontiert, die sich in extremen emotionalen Gefühlslagen befinden, sagt Hamiyet Dogan, Leiterin HR. «Schwere Schicksale können unter Mitarbeitenden eine grosse emotionale Betroffenheit auslösen.» Um mit diesen Emotionen umzugehen und anderen Kolleginnen und Kollegen bei ihrer Verarbeitung zu helfen, führe das Unternehmen regelmässige Schulungskurse durch. Zudem stünden für die Angestellten externe Beratungsstellen zur Verfügung.

«Mitarbeitenden stehen 70 Freiwillige zur Verfügung»

«Wir wollen ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem man die eigenen Emotionen ausleben kann, ohne beschämt, ausgegrenzt oder bestraft zu werden», so Nina Mählitz, Mediensprecherin der Roche Gruppe. «Wir sind überzeugt, dass Mitarbeitende, die sich wohl fühlen, Ideen, Fragen, Bedenken und Fehler zu äussern, Innovation fördern und schlussendlich die besseren Lösungen entwickeln.» Bei besonderen Belastungen und psychischen Problemen stehe am Hauptsitz in Basel neben dem Counseling Service eine 70-köpfige Gruppe von Freiwilligen zur Verfügung, die als Anlaufstelle emotionale Hilfe leistet.

Kannst du an deinem Arbeitsplatz deine Emotionen zeigen?

Keine News mehr verpassen

Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.

Deine Meinung

41 Kommentare