Beirut: Hisbollah kündigt Rückzug an

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Beirut: Hisbollah kündigt Rückzug an

Nach mehrtägigen bürgerkriegsähnlichen Kämpfen in der libanesischen Hauptstadt hat die schiitische Hisbollah-Miliz den Rückzug ihrer Kämpfer angekündigt.

Sie kam damit einer Aufforderung der Armeeführung nach. Die Kampagne des zivilen Ungehorsames werde aber fortgesetzt, bis alle Forderungen erfüllt seien, hiess es in einer Erklärung weiter, die vom Sender der Miliz verbreitet wurde.

Die libanesische Militärführung hatte kurze Zeit zuvor die verfeindeten Milizen zum Rückzug aus Beirut aufgerufen und den Soldaten befohlen, die Sicherheit in der Hauptstadt wiederherzustellen. Mit dem umstrittenen privaten Telekommunikationsnetz der Hisbollah solle sich das Fernmeldekorps der Armee befassen, hiess es in der Erklärung weiter. Ein Leiter des Sicherheitsdienstes auf dem Flughafen, der von der prowestlichen Regierung wegen seiner Verbindungen zur Hisbollah entlassen worden war, dürfe seinen Posten behalten.

Die Ankündigungen wurden als Zeichen des Zugeständnisses an die schiitische Miliz gesehen, die in den vergangenen Tagen in heftigen Strassenkämpfen fast alle muslimischen Viertel Beiruts unter ihre Kontrolle gebracht hat. Die Entlassung des Sicherheitschefs und die Erklärung der Regierung, das Telekommunikationsnetz der Hisbollah sei illegal, hatten die schlimmsten Unruhen in Libanon seit Ende des Bürgerkriegs im Jahr 1990 ausgelöst.

Im Norden Libanons wurden bei schweren Kämpfen zwischen Anhängern und Gegnern der Regierung mindestens zwölf Milizionäre getötet und 20 weitere verwundet, wie Sicherheitsbeamte und Krankenhausmitarbeiter mitteilten. Das Feuergefecht wurde in der Ortschaft Halba in Akkar statt, einer entlegenen, mehrheitlich von Sunniten bewohnten Region im äussersten Norden des Landes, ausgetragen.

Anhänger des sunnitischen Spitzenpolitikers Saad Hariri stürmten ein Büro der Syrischen Sozialen Nationalischen Partei, die mit der schiitischen Hisbollah-Miliz verbündet ist. Das Gebäude wurde in Flammen gesetzt. Damit stieg die Zahl der Toten seit dem Ausbruch der Kämpfe zwischen Sunniten und Schiiten am Mittwoch in Beirut auf 37.

Bundeskanzlerin Angela Merkel beriet am Samstag mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon über die Unruhen im Libanon. In einem Telefonat drückten beide die Hoffnung aus, dass das Treffen der Arabischen Liga am Sonntag die brisante Lage beruhigen wird und eine Rückkehr zum friedlichen Dialog ermöglicht.

Beide Politiker unterstrichen ihre Unterstützung für die gewählte Regierung von Ministerpräsident Fuad Siniora. Dieser hatte die Streitkräfte am Samstag zur Wiederherstellung von Recht und Ordnung aufgerufen. Nach den heftigen Strassenkämpfen der vergangenen Tage warf Siniora der schiitischen Hisbollah-Miliz einen Putsch vor. Die Hisbollah hatte in den vergangenen Tagen fast alle muslimischen Viertel Beiruts unter ihre Kontrolle gebracht.

(dapd)

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