In St. Galler LuxushotelBeklaute sich Chiles Fussball-Nati selbst?
Elf chilenische Fussballer waren 2011 in einem Hotel in St. Gallen bestohlen worden. Nun wird bekannt: Die Diebe hatten die Schlüsselkarten für die Zimmer. Der Verdacht: Versicherungsbetrug.
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- ann

Ausgerechnet im renommierten Hotel Einstein in St. Gallen waren die Spieler der chilenischen Nationalmannschaft bestohlen worden. Doch jetzt deutet alles auf ein Insider-Deal hin.
Für ein Testspiel gegen die spanische Nationalmannschaft waren die chilenischen Fussballer im September 2011 nach St. Gallen gereist. Die Südamerikaner verloren das Spiel an jenem 2. September in der AFG-Arena nicht nur 2:3, während des Matches brachen auch noch Diebe in die Zimmer der Spieler im Hotel Einstein ein. Elektronische Geräte, Kreditkarten, Bargeld und teure Markentaschen im Gesamtwert von rund 50'000 Franken wurden gestohlen.
In Chile war die Empörung gross. Gerade von der sicheren Schweiz hätte man dies nicht erwartet, so der Tenor. In St. Gallen war man sehr bemüht, den Fall aufzuklären. Rasch wurden die Ermittlungen ausgedehnt. Denn hinter den Einbrüchen stecken offenbar Personen, die nicht in der Schweiz leben, wie die St. Galler Staatsanwaltschaft gegenüber dem «St. Galler Tagblatt» bestätigte.
Hauptverdächtiger kommt aus Südamerika
«Bei zwei Männern besteht ein geringer Tatverdacht. Sie konnten allerdings nicht genauer identifiziert werden, und ihr Wohnort ist uns unbekannt», sagt Mediensprecherin Natalie Häusler. Im Visier der Staatsanwaltschaft steht aber eine weitere Person: Ein Mann, der in Südamerika lebt, konnte identifiziert werden.
Die Herkunft des Mannes passt zu zahlreichen weiteren Indizien, die alle in dieselbe Richtung deuten: Der Einbruchdiebstahl in die Zimmer der chilenischen Nati-Spieler wurde von diesen selbst inszeniert. Denn die Diebe drangen mit jenen elektronischen Schlüsselkarten in die Zimmer ein, die den Spielern gegeben worden waren. Es wird darum vermutet, dass die Spieler Bekannten ihre Schlüsselkarten gaben, damit diese ihre Zimmer ausräumen konnten. Vermutlich wollte man einfach die Versicherung betrügen.
Spieler sahen Aufnahmen der Überwachungskamera
Erste Spekulationen in diese Richtung kursierten bereits kurz nachdem die Tat bekannt geworden war. Denn schnell war klar: Die Türen der Zimmer waren nicht aufgebrochen worden. Drei Tage nach dem Einbruch hatte zudem die «Einstein»-Direktion eine Pressemitteilung in Aussicht gestellt. «Vielleicht gibt es dabei eine Überraschung», so das Haus. Verkündet wurde dann gar nichts. Erst jetzt bestätigt Direktor Markus Kraus gegenüber dem «St. Galler Tagblatt», dass die Diebe mit den Schlüsselkarten der Spieler in die Zimmer gelangten.
Wie die Diebe in den Besitz dieser Karten gekommen sind, ist Gegenstand der Ermittlungen. «Dazu können wir uns nicht äussern», sagt Mediensprecherin Natalie Häusler von der St. Galler Staatsanwaltschaft. Die bestohlenen Spieler, so Häusler weiter, hätten die mutmasslichen Täter nicht erkannt, als ihnen die Bilder der «Einstein»-Überwachungskameras gezeigt worden seien. Deswegen gehe man davon aus, dass es keine Bezüge zwischen der Täterschaft und der chilenischen Nationalmannschaft gebe. Die Staatsanwaltschaft schliesst aber nicht aus, dass die Spieler damals gelogen hätten, fügt Häusler an.
Neuste Infos deuten auf Inszenierung
Der dringend tatverdächtige Mann aus Südamerika ist nicht international zur Verhaftung ausgeschrieben, weil es sich um kein schweres Delikt handelt. Ein Rechtshilfe-Gesuch sei in jenem südamerikanischen Land zudem schwierig, so die Staatsanwaltschaft. Um welches Land es sich handelt, will die Staatsanwaltschaft nicht preisgeben. Nur so viel: Es ist nicht Chile.
Der Fall wurde darum vor einer Weile sistiert. Aufgrund jüngster Informationen, die auf eine Inszenierung durch die Nati-Spieler schliessen lassen, könnte er aber wieder aufgenommen werden.
Elf Chilenische Nati-Spieler beklaut:
In sechs «Einstein»-Zimmern waren am Abend des 2. September 2011 Diebe eingedrungen. Die Nati-Spieler standen just während dieser Zeit auf dem Rasen der AFG Arena in St. Gallen und spielten gegen Spanien. Elf Spieler wurden Opfer der Diebe. Geklaut wurden Laptops, iPhones, Kreditkarten, teure Koffer und Bargeld im Wert von 50 000 Franken. «Das ist einfach nur peinlich. Es war nicht genug, auf dem Spielfeld übers Ohr gehauen zu werden. Im Hotel ist uns das Gleiche passiert. Was für ein schlechter Tag in der Schweiz», twitterte am Samstag der chilenische Nationalspieler Jorge Valdivia. Und: «Mein Computer! Ich hatte Fotos meiner Kinder drauf. Was für Hurensöhne», so Valdivia weiter. Der Fall sorgte auf der ganzen Welt für Schlagzeilen. Die öffentliche Empörung in Chile war gross. Offenbar schaltete sich nach der Tat sogar die chilenische Botschaft in der Schweiz ein. Die diplomatische Vertretung bestätigte gestern, dass sie die Polizei, das Hotel und Chiles Verband kontaktiert habe. Die Botschaft weist aber von sich, dabei auf die Kommunikation des Hotels Einfluss genommen zu haben.