Berner KniggeBenimmtipps für die Kantonsangestellten
«15 diplomatische Tipps»: In der aktuellen Personalzeitung werden den Kantonsangestellten Verhaltenstipps mit auf den Weg gegeben.
- von
- Annina Häusli

Das Bild des Anstosses: Der Stadtangestellte beim Selfie mit Hollande
Ein Angestellter der Stadt Bern sorgte letzten April schweizweit für Schlagzeilen, als er Frankreichs Staatschef François Hollande während eines Selfies den Stinkefinger zeigte. Der Kanton will nun offenbar Ähnliches verhindern. Aus diesem Grund werden den Mitarbeitern in der aktuellen Ausgabe der Personalzeitung «BEinfo» vorbeugend «15 diplomatische Tipps» mit auf den Weg gegeben.
Verbeugen statt Händeschütteln
So sollen die Angestellten beispielsweise beim Umgang mit ausländischen Delegationen darauf achten, sich den Sitten und Gepflogenheiten der ausländischen Gästen anzupassen. «Bei Gästen aus dem Land der aufgehenden Sonne ist der Händedruck verpönt. Stattdessen verbeugt man sich vor dem Gegenüber», wird etwa für den Umgang mit Gesandten der japanischen Partnerpräfektur Nara empfohlen. Ebenfalls sollten Besucher aus Russland immer mit Vor- und Nachnamen angesprochen werden, während Gäste aus Deutschland, Italien und Österreich mit ihrem wissenschaftlichen Titel, «bei Masterabschluss beispielsweise 'Herr Magister'», angesprochen werden wollen. Hemdsärmliger gehe es an Schwingfesten zu: Dort würden alle geduzt, egal welchen Rang die Besucher bekleideten.
Lebkuchen, Staatswein und kein Rülpsen
Bei Besuchen von ausserkantonalen Delegationen dürfe durchaus auch ein «sportlicher Seitenhieb» ins Gespräch eingebaut werden – «wenn YB, der SCB oder sonst ein Berner Sportler gute Leistungen zeige», um so dem Klischee des langsamen, gemütlichen Berners zu widersprechen. Auch bei kleinen Höflichkeitsgeschenken gibt es einiges zu beachten: So darf nicht jedem Gast etwas geschenkt werden, aber: «Bei ausserkantonalen Besuchen werden am besten kleine Präsente aus dem Kanton Bern mitgebracht.» Dazu zählten etwa die Berner Mandelbärli oder Berner Lebkuchen.
Weiter schreibt der Autor, dass bei den Tischmanieren darauf zu achten sei, dass die Hände über den Tisch gehören. Zudem solle man Schmatzen, Rülpsen oder Ähnliches tunlichst vermeiden. Auch sei es wichtig, beim Essen immer zu warten, bis dem letzten Gast am Tisch das Essen serviert worden sei. «Bei der Weinauswahl empfehlen wir den Berner Staatswein», schliesst der Artikel.
Kein offizieller Charakter
Die Tipps stammen von einem, der es wissen muss: Thomas Moser ist Beauftragter des Regierungsrates für Aussenbeziehungen des Kantons. Moser erklärt, dass die Tipps kein Berner Knigge der Diplomatie seien und keinen offiziellen Charakter hätten. «Vieles stammt aus meinen eigenen, langjährigen Erfahrungen im Umgang mit ausländischen Staatsgästen», so Moser. Der Benimm-Experte betont auch, dass die Tipps weder aus vergangenen Verfehlungen, noch aus einem aktuellen Anlass heraus veröffentlicht wurden.