Deutsche Firma in ChileBereits über 300 Frauen trotz Pille schwanger
Die Zahl der Frauen, die in Chile unfreiwillig schwanger wurden, steigt. Hinter den Verhütungspillen steckt der deutsche Pharmariese Grünenthal. In den 60er-Jahren war dieser für den «Contergan-Skandal» verantwortlich.
- von
- Samina Stämpfli
Darum gehts
In Chile sind aufgrund fehlerhafter Verhütungspillen über 300 Frauen ungewollt schwanger geworden.
Die deutsche Herstellerfirma «Grünenthal» hatte in den 60er-Jahren «Contergan» auf den Markt gebracht, das zu Missbildungen bei über 10’000 Menschen führte.
Dabei handelt es sich um einen der grössten Pharma-Skandale der deutschen Geschichte.
In Chile wurden wegen fehlerhafter Verhütungspillen mehrere hundert Frauen unfreiwillig schwanger. Die Pillen wurden im Rahmen eines staatlichen Programmes zur Familienplanung abgegeben. Produziert wurden sie an zwei Produktionsstandorten des deutschen Pharmariesen «Grünenthal» in Chile, wie das Onlinemagazin «Das Lamm» berichtet.
Bis jetzt haben sich über 300 Frauen bei der Frauenrechtsorganisation «Miles Chile» gemeldet, wie die Anwältin Laura Dragnic bestätigt. Sie und die Organisation haben den Fall der UNO und der lateinamerikanischen Menschenrechtskommission vorgelegt. Zudem vertreten sie die betroffenen Frauen vor Gericht, wo diese Anklage gegen die Firma erhoben haben.
Wohl grösster Pharma-Skandal der deutschen Geschichte
Die deutsche Grünenthal-Gruppe hat sich bisher öffentlich nicht zum Vorfall geäussert. Dieselbe Firma hatte im Oktober 1957 das Schlafmittel «Contergan» mit dem Wirkstoff Thalidomid auf den Markt gebracht. Dieses führte bei schwangeren Frauen zu Missbildungen bei deren ungeborenen Kindern. Weltweit sind insgesamt 10’000 Menschen davon betroffen.
Dabei handelt es sich um einen der grössten Pharma-Skandale der deutschen Geschichte. Die Betroffenen kämpfen bis heute um Anerkennung und Wiedergutmachung. Ana Nieto, Präsidentin des chilenischen Verbands der Biochemikerinnen und Biochemiker, sieht in beiden Fällen sogar eine Verbindung, denn bei beiden sei die Integrität von Frauen verletzt worden.
Private Klagen laufen
Auch die 22-jährige Chilenin Belén ist wegen der defekten Pille ungewollt schwanger geworden. Als werdende Mutter muss sie ihre Ausbildung abbrechen und ihre Pläne über den Haufen werfen. Denn abzutreiben ist in Chile nach wie vor nur unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Belén fühlt sich in ihrem Recht verletzt, frei über ihren Körper zu entscheiden.
Die Firma wurde in Chile angeklagt und musste bisher eine Strafe von umgerechnet 60’000 Schweizer Franken an das chilenische Institut für öffentliche Gesundheit zahlen. Private Klagen gegen das Unternehmen laufen.
Bist du oder ist jemand, den du kennst, ungeplant schwanger geworden?
Hier findest du Hilfe:
Beratungsstellen nach Region
Appella, Telefon- und Onlineberatung
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Dargebotene Hand, Tel. 143
Mit Gummi oder gar nicht
07.04.2021, 12:21
Und die unfreiwilligen Väter werden natürlich trotzdem zur Alimentenkasse gebeten.
T.U.
07.04.2021, 10:02
Ein Kind ist nie ein Schaden.
marrin
07.04.2021, 08:29
schon geil wa. Pille die nicht wirkt und wenn man schwanger wird darf man per Gesetz nicht abtreiben. klingt fast nach Absprache um Geburten zu erhöhen aber pssst