Bergsturz von Goldau: 1806 starben 457 Menschen und 323 Stück Vieh

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Bergsturz von GoldauAls der Rossberg zwei Dörfer, 457 Menschen und 323 Stück Vieh auslöschte

1806 ereignete sich am Rossberg bei Goldau der grösste Bergsturz der Schweiz in historischer Zeit. Damals donnerten 36 Millionen Kubikmeter Felsen zu Tal.

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Bis heute deutlich zu sehen: Die Abbruchstelle am Rossberg.

Bis heute deutlich zu sehen: Die Abbruchstelle am Rossberg.

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So sah Goldau vor dem Bergsturz aus. (Zeitgenössischer Stich)

So sah Goldau vor dem Bergsturz aus. (Zeitgenössischer Stich)

Wikimedia Commons/Autor*in unbekannt bearbeitet von Rudolf Cölsch/PD
Dann kam es am 2. September 1806 um 17 Uhr zur Katastrophe, als geschätzte 36 Millionen Kubikmeter Fels rund 1000 Meter zu Tal donnerten. (Im Bild: Die Abbruchstelle von oben gesehen)

Dann kam es am 2. September 1806 um 17 Uhr zur Katastrophe, als geschätzte 36 Millionen Kubikmeter Fels rund 1000 Meter zu Tal donnerten. (Im Bild: Die Abbruchstelle von oben gesehen)

Wikimedia Commons/Hadi/PD

Darum gehts

  • Am 2. September 1806 lösten sich am Rossberg 36 Millionen Kubikmeter Gestein.

  • Felsen und Geröll überdeckten die Dörfer Goldau und Röthen.

  • 457 Menschen kamen beim Bergsturz von Goldau ums Leben, 111 Gebäude wurden zerstört.

  • Der Bergsturz von Goldau löste in der damaligen Schweiz eine grosse Solidaritätswelle aus.

Wer bei einem Besuch der Rigi oder des Tierparks Goldau den Blick zum Rossberg schweifen lässt, kann noch heute erahnen, welche Katastrophe sich am 2. September 1806 im Kanton Schwyz ereignet hat. Deutlich ist die bis heute an weiten Stellen kahle Abbruchstelle zu sehen, von der sich an diesem schicksalhaften Tag nach heutigen Schätzungen eine Steinmasse von 36 Millionen Kubikmetern löste.

Ausgelöst wurde der Bergsturz von Goldau durch starke Regenfälle, die in den Wochen davor im Gebiet niedergegangen waren. Bereits die Jahre zuvor waren ausgesprochen regenreich. Das Wasser drang in die tief liegende Mergelschicht ein und weichte sie auf. So wurde sie zur regelrechten Rutschbahn für die darüberliegende Nagelfluhschicht, die sich gegen 17 Uhr löste und von der Gnipenspitze ungefähr 1000 Meter ins Tal hinabstürzte.

Der Bergsturz von Goldau dauerte nur drei Minuten, doch die Folgen waren verheerend. Die Steinlawine tötete 457 Menschen und 323 Stück Vieh, zerstörte 111 Wohnhäuser, 220 Ställe sowie vier Kirchen und Kapellen. Nur 14 Personen konnten lebend geborgen werden. Von den Dörfern Goldau und Röthen war nichts mehr zu sehen. Auch Teile von Buosigen und Lauerz wurden getroffen. Der Lauerzersee verlor auf einen Schlag ein Siebtel seiner Fläche. Laut Augenzeugen lösten die Felsmassen eine 20 Meter hohe Flutwelle aus, die «alle Gebäude rings um den See mit sich fortriss», wie die NZZ damals schrieb. Eine Fläche von 6,5 Quadratkilometern, grösser als die Stadt Solothurn, war verschüttet. Die Schadenssumme betrug nach heutigen Massstäben rund eine halbe Milliarde Franken.

Der Bergsturz von Goldau kam nicht ganz unerwartet

Der Bergsturz von Goldau war eine Katastrophe mit Ansage. So soll der Luzerner Topograf Franz Ludwig Pfyffer, der wenige Jahre vor dem Bergsturz bei seinen Arbeiten für ein Relief der Urschweiz den Rossberg bestieg, bereits Befürchtungen gehegt haben, wie es in den «Mitteilungen des historischen Vereins des Kantons Schwyz» heisst (PDF). Auch die Bewohner wussten wohl, was irgendwann auf sie zukommen könnte. So bildeten sich in den Jahren zuvor zunehmend Risse und wassergefüllte offene Spalten in den Nagelfluhbänken, etwa die «lange Kehle» an der damaligen Steinerbergerfluh, die am 2. September 1806 vermutlich zum östlichen Abrissrand des Bergsturzes wurde.

Laut dem Schweizer Geologen Albert Heim, der das Ereignis später untersuchte, wäre aufgrund der sich häufenden Anzeichen genügend Zeit zum Fliehen vorhanden gewesen. Doch man ging davon aus, dass zwischen dem Berg und dem Dorf noch ausreichend Platz sei. Zudem konnten sich die Menschen vor Ort wohl gar nicht vorstellen, wie gewaltig die Katastrophe ausfallen könnte.

Grosse Solidarität nach dem Bergsturz von Goldau

Die Bestürzung über die Katastrophe war im In- und Ausland riesig. Entsprechend gross war die Hilfsbereitschaft. Vom Schweizer Landammann Andreas Merian dazu aufgerufen, schickten alle Kantone Geld. Auch aus dem Ausland trafen Spenden ein, etwa von Kaiser Franz I. von Österreich. Der Bergsturz von Goldau gilt als erstes Ereignis, das Spendensammlungen in der ganzen Schweiz auslöste. Wichtig war diese Solidaritätswelle auch für das nationale Zusammengehörigkeitsgefühl in der damals von Frankreich dominierten Schweiz – gut vier Jahrzehnte vor der Gründung des heutigen Bundesstaats. 

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