MigrationBericht zeigt, wie Türken ticken
Jugendliche aus dem Kosovo haben in der Schweiz schlechte Berufsperspektiven, und portugiesischen Einwanderern mangelt es an Sprachkenntnissen. Vier Berichte des Bundes untersuchen die Situation verschiedener Migrantengruppen.

Die BFM-Studien legen nahe, dass Integrationsprozesse an die jeweilige Migrantengruppe angepasst werden sollten.
Unter die Lupe genommen hat das Bundesamt für Migration (BFM) Migrantinnen und Migranten aus Portugal, der Türkei, dem Kosovo sowie aus Somalia und Eritrea. Daraus resultierten vier Studien, die das BFM am Donnerstag veröffentlicht hat.
Sie richten sich insbesondere an jene, die im Alltag mit Personen aus diesen Ländern Kontakt haben, wie BFM-Vizedirektor Mario Gattiker vor den Medien sagte. «Ob Sie Lehrerin sind und ein somalisches Kind in der Klasse haben, oder ob Sie Arzt sind und einen kosovarischen Patienten behandeln: Mit dem entsprechenden Handbuch erhalten Sie gebündelt und stringent Auskunft.»
Keine Rangliste der Integration
Die Studien sollen zeigen, welche Umstände Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern prägen. Integration setzte auch voraus, dass die Nicht-Migrantenbevölkerung gut informiert sei, gab Gattiker zu bedenken. Es gehe nicht darum, einzelne Bevölkerungsgruppen als nicht-integriert hinzustellen oder eine «Rangliste» zu machen.
Die Studien beinhalten Hintergrundwissen, aber auch Empfehlungen und Perspektiven. Bei den Zugewanderten aus dem Kosovo erwarten die Experten zum Beispiel, dass der Integrationsprozess sich mittelfristig jenem angleicht, den die Schweiz von der italienischen und spanischen Einwanderung her kennt.
Kosovarische Eltern unterstützen
Noch ist es aber nicht so weit: Junge Kosovaren seien bei der Ausbildung und beim Berufseinstieg nach wie vor benachteiligt, heisst es in der Studie. Der Anteil an Personen mit einer höheren Ausbildung sei weiterhin sehr gering.
Die Experten empfehlen, Eltern kosovarischer Herkunft bei der Förderung der Kinder zu unterstützen - und zwar nicht erst dann, wenn sich Probleme abzeichnen. Die kosovarische Bevölkerung in der Schweiz ist jung: Der Anteil der unter 18-Jährigen liegt bei über 30 Prozent; ein grosser Teil ist in der Schweiz geboren.
Sprachkurse für Portugiesen
Bei den Migrantinnen und Migranten aus Portugal fällt auf, dass viele in ihr Land zurückkehren oder dies zumindest planen. Einbürgerungen sind selten: Obwohl die Portugiesen die drittgrösste Ausländergruppe bilden, liegt ihr Anteil bei den Einbürgerungen bei nur 4 Prozent.
Weiter zeichnet sich diese Migrantengruppe durch eine hohe Beteiligung am Berufsleben aus: Nur wenige sind arbeitslos. Eine Herausforderung sehen die Autoren der Studie bei der Sprache. Es gelte, die Portugiesinnen und Portugiesen vom Nutzen des Erwerbs einer Landessprache zu überzeugen und ein passendes Angebot zu schaffen.
Migrantenvereine als Brücke
Die Studien zeigen, dass Migrantenvereine bei der Integration oft eine wichtige Rolle spielen. Dies gilt insbesondere für Türkinnen und Türken: Die Vereine bieten in dieser Diaspora eine Anlaufstelle für Neuankömmlinge, vermitteln Informationen und nehmen eine Brückenfunktion zu Behörden wahr.
In der Diaspora der Somalier und Eritreer sind die Migrantenvereine wichtig für die Bekämpfung der weiblichen Genitalverstümmelung, die in Somalia und Eritrea weit verbreitet ist. In der Diaspora scheine bezüglich der Mädchenbeschneidung ein Umdenken stattzufinden, unter anderem dank der Präventionsarbeit von Migrantenvereinen, schreiben die Autoren.
2007 hatte das BFM bereits eine Studie zur srilankischen Diaspora veröffentlicht. Diese sei auf grosses Interesse gestossen, sowohl bei Fachleuten als auch in der Bevölkerung, sagte Vizedirektor Gattiker. (sda)