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Berliner Geiselnehmer muss in die Psychiatrie

Der Geiselnehmer vom Berliner Hauptbahnhof muss in ein psychiatrisches Krankenhaus. Der Mann weise «wahnhaftes Gepräge» auf.

Das Landgericht Berlin sah es am Mittwoch als erwiesen an, dass der 27-Jährige im vergangenen November den Kellner eines Cafés überwältigt, zwei Stunden festgehalten und mit einem Messer bedroht hat. Das Geschehen habe aber ein «wahnhaftes Gepräge» gehabt und sei Ausdruck einer krankhaften seelischen Störung gewesen, heisst es im Urteil.

Der Mann hatte nach einer Zugfahrt von Mannheim nach Berlin den Kellner überwältigt, 30.000 Euro, freies Geleit, ein Flugzeug und ein Handy verlangt. Als er mit seiner Geisel das Lokal verlassen und dabei mit einem Messer «herumgefuchtelt» hatte, gelang es dem Kellner, seine Hand zu greifen. Ein Spezialeinsatzkommando der Berliner Polizei konnte daraufhin die Geiselnahme beenden.

«Sie haben die Straftatbestände des erpresserischen Menschenraubs in Tateinheit mit versuchter schwerer räuberischer Erpressung, nicht aber denjenigen des versuchten Totschlags verwirklicht», erklärte der Vorsitzende der Schwurgerichtskammer. Ein gesunder Täter wäre dafür mit sieben bis neun Jahren Freiheitsentzug bestraft worden.

Die Verteidigerin erklärte, der 27-Jährige habe bereits im Zug unter Verfolgungswahn gelitten und sei von der Idee besessen gewesen, seine Familie telefonisch zu warnen. Im Coffeeshop habe er zunächst vergeblich nach einem Telefon und dann nach einem Krankenwagen verlangt. Familienangehörige berichteten, spätestens seit Sommer 2007 sei es dem Angeklagten schlecht gegangen. Er habe vermehrt Alkohol und Drogen konsumiert und sich in seinem Wesen verändert.

Der Mann wird bis auf weiteres in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Binnen einer Woche kann dagegen Revision beim Bundesgerichtshof eingelegt werden. (dapd)

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