Veruntreuung: Berner Bankdirektor betrügt Kundin um 3 Mio

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VeruntreuungBerner Bankdirektor betrügt Kundin um 3 Mio

Ein Direktor der Migros-Bank in Bern hat eine Kundin um rund 3 Millionen Franken betrogen. Nun wurden seine Machenschaften publik.

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Ein Direktor der Migros-Bank in Bern brachte eine Frau über Jahre dazu, immer wieder namhafte Beträge in einen angeblichen Tresor zu übertragen. Tatsächlich hat der Mann die Gelder als Barbezüge verbucht und in die eigene Tasche gesteckt.

Ein Direktor der Migros-Bank in Bern brachte eine Frau über Jahre dazu, immer wieder namhafte Beträge in einen angeblichen Tresor zu übertragen. Tatsächlich hat der Mann die Gelder als Barbezüge verbucht und in die eigene Tasche gesteckt.

Keystone/Keystone/Symbolbild
Insgesamt wurden rund 3 Millionen Franken veruntreut.

Insgesamt wurden rund 3 Millionen Franken veruntreut.

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Die betrogene Frau und ihr Adoptivsohn reichten Strafanzeige gegen den Banker ein.

Die betrogene Frau und ihr Adoptivsohn reichten Strafanzeige gegen den Banker ein.

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Teure Autos, Pensionkassengelder von über einer Million Franken und ein schönes Haus am Bielersee: So lebte der Direktor einer Migros-Bank-Filiale in Bern. Jetzt stellt sich heraus, wie sich der Banker diesen Lifestyle finanzierte. Etwa, indem er sich an einer Kundin bereicherte und ihr heimlich fast 3 Millionen Franken aus der Tasche zog.

Die Geschädigte war bei den Taten bereits über 80 Jahre alt und wohnte seit mehreren Jahrzehnten in Rom. Nachdem ihr Mann verstarb, wurde der ehemaligen Schauspielerin eine grosse Summe Geld auf ihr Konto bei der Migros-Bank überwiesen. Die Frau reiste regelmässig in die Schweiz, um ihr Geld zu investieren und vereinbarte hierfür jeweils einen Termin mit ihrem Kundenberater, dem Direktor der Migros-Bank.

Dieser konnte die Frau im Jahr 2013 davon überzeugen, ihr Geld nicht mehr wie gewohnt zu investieren, sondern wegen der tiefen Zinsen nach und nach in einen «besonderen Tresor» zu transferieren. Der Direktor brachte die Frau über Jahre dazu, immer wieder namhafte Beträge in diesen «Tresor» zu übertragen. Tatsächlich hatte der Direktor die Gelder, die die Frau in den Tresor legen wollte, als Barbezüge verbucht und in die eigene Tasche gesteckt.

Falsches Vertrauen

Es handelt sich hierbei um Summen von 900'000 Franken oder 792'000 Euro, die jeweils in bar vom Direktor heimlich abgehoben wurden. Bei der Bank schöpfte niemand Verdacht – dies, obwohl es ein sehr ungewöhliches Verhalten einer Kundin ist, derart hohe Beträge in bar abzuheben. Der Erste, der bemerkte, das da etwas nicht stimmt, war Antonello Moser Faraone. Der Notar war ein langjähriger Bekannter und Nachbar der mittlerweile verstorbenen Bankkundin und wurde 2016 von ihr adoptiert. Bereits im Jahr 2015 begleitete Faraone die Frau bei ihren Besuchen auf der Migros-Bank.

Als der Direktor bei diesem Besuch den «besonderen Tresor» erwähnte, schöpfte der Adoptivsohn Verdacht: «Ich verlangte eine Zusammenstellung, auf der alle Vermögenswerte bestätigt werden», sagt Moser Faraone gegenüber der «Berner Zeitung». Der Bankdirektor habe mehrfach bestätigt, dass die Gelder noch vorhanden seien. Diese Behauptungen waren jedoch falsch, wie sich später herausstellte. In der Tat hatte der Direktor das gesamte Geld bereits für private Zwecke ausgegeben.

Die Fassade bröckelt

Doch das gab der Banker nicht von Anfang zu: Der Direktor vertröstete Moser Faraone immer wieder mit ausgedachten Szenarien, die Zeit schinden sollten. So log der Bankdirektor beispielsweise, dass es Probleme mit dem Namen der Frau gegeben hätte und nun eine neue Bankverbindung eröffnet werden müsste. Bis die Unterlagen eintrafen, vergingen Wochen. Da der Direktor den Adoptivsohn der bestohlenen Frau immer wieder vertröstete, wandte sich dieser an dessen Vorgesetzten.

Nach einem Treffen mit dem Vorgesetzten wurde schnell klar, dass es nie einen Tresor gegeben hatte. Mit den Vorwürfen konfrontiert, sagte man seitens der Migros Bank, dass man die Sache «ausserordentlich ernst» nehme und die Vorwürfe prüfen werde. Wie der Anklageschrift zu entnehmen ist, wurde dennoch der Betrug nicht aufgedeckt. Im Jahr 2017 meldet sich nämlich die Migros Bank mit einem Schreiben bei der bestohlenen Kundin. Die Bank schrieb, dass nach eingehender Prüfung des Sachverhalts «keine Unregelmässigkeiten» festgestellt werden konnten. Der Bankdirektor sollte jedoch frühpensioniert werden.

Das grosse Entsetzen

Daraufhin reichten die betrogene Frau und ihr Adoptivsohn umgehend Strafanzeige gegen den Direktor der Migors-Bank ein. Von der Staatsanwaltschaft wurde sogleich eine Strafverfahren wegen qualifizierter Veruntreuung eröffnet. Der Direktor legte in der Einvernahme ein umfassendes Geständnis ab und gab an, dass er die Gelder bereits aufgebraucht habe, wie die «Berner Zeitung» schreibt. Insgesamt wurden rund 3 Millionen Franken veruntreut. Der Adoptivsohn fordert nun eine Entschädigung von 985'000 Franken und 1,4 Millionen Euro zuzüglich Zinsen.

Am 20. August kommt es zum Prozess vor dem Handelsgericht. Die bestohlene Frau wird dies nicht mehr miterleben. Sie verstarb Anfang 2019.

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