Vize-Fraktionschef – Berner SP-Stadtrat hat Studium, Ausbildung und Job frei erfunden

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Vize-FraktionschefBerner SP-Stadtrat hat Studium, Ausbildung und Job frei erfunden

Mohamed Abdirahim hat seinen Lebenslauf stark frisiert. Der Vize-Fraktionschef der Stadtberner SP hat kein Studium und arbeitet auch nicht als Jugendarbeiter, wie er jahrelang behauptete.

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Mohamed Abdirahim spricht im Berner Stadtparlament.

Mohamed Abdirahim spricht im Berner Stadtparlament.

Franziska Rothenbuehler / Tamedia
Der SP-Stadtrat hat seinen Lebenslauf stark frisiert.

Der SP-Stadtrat hat seinen Lebenslauf stark frisiert.

Nicole Philipp/Tamedia AG
Konkret hat Abdirahim seine Ausbildung als Kindererzieher, sein Studium in Psychologie und Pädagogik und seinen Job als Jugendarbeiter erfunden.

Konkret hat Abdirahim seine Ausbildung als Kindererzieher, sein Studium in Psychologie und Pädagogik und seinen Job als Jugendarbeiter erfunden.

Stadt Bern

Darum gehts

Juso-Stadtrat und Vizepräsident der SP-/Juso-Fraktion Mohamed Abdirahim hat jahrelang über seinen Lebenslauf gelogen. Dies ergaben Nachforschungen der «Berner Zeitung», die am Donnerstagabend publik wurden. Konkret hat Abdirahim seine Ausbildung als Kindererzieher, sein Studium in Psychologie und Pädagogik und seinen Job als Jugendarbeiter erfunden.

Die «BZ» erhielt einen Hinweis eines Lesers und konfrontierte Abdirahim mit den Vorwürfen, der die Lügen sofort zugab. 

Angefangen habe alles, als er Juso-Mitglied wurde. Er hatte ein Praktikum als Kindererzieher absolviert, konnte die anschliessend geplante Ausbildung aber aus gesundheitlichen Gründen nicht beginnen, wie er laut Bericht sagt. Er habe aber den Mut nicht gehabt, mit dieser «gesellschaftlich stigmatisierten Situation» offen umzugehen. Als Ausweg erfand er ein Studium. Anschliessend entwickelten die Lügen eine Eigendynamik.

SP und Juso wollen aufarbeiten

Sein frisierter Lebenslauf floss in Zeitungsartikel, Kurzportraits auf Parteiseiten und in die Wahlunterlagen für die aktuellen Grossratswahlen ein. Wobei Abdirahim zur «Berner Zeitung» sagt, dass er die Falschangaben nicht gemacht habe, um bei den Wählerinnen und Wählern besser dazustehen. «Es war eher die Folge einer Selbststigmatisierung – dabei hätte ich einfach zur Situation stehen sollen», sagt er. 

Wie es mit Abdirahim weitergeht, ist derzeit offen. Die SP bedauert den Vorfall und will das weitere Vorgehen intern mit Abdirahim selber und der Juso besprechen. Die Juso spricht von einem «Fehlverhalten, das wir natürlich nicht gutheissen», kann zu allfälligen Konsequenzen aber noch nichts sagen.

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