Berner Stadtnomaden verlieren ihre Heimat

Aktualisiert

Berner Stadtnomaden verlieren ihre Heimat

Die Polizei hat den Berner Stadtnomaden gestern ein Ultimatum gestellt: Sie müssen ihre Wagenburg im Neufeld bis zum 11. August räumen.

«Ich gehe erst, wenn die Bagger hier auffahren», sagt Sascha Sieber. Kopfschüttelnd steht er in der Wagenburg neben einem Gemüsebeet und murmelt: «Bald wären unsere Tomaten reif gewesen.» Die Frist sei viel zu kurz bemessen, um das Camp mit den 12 Wohnwagen zu räumen.

Der Standplatz neben dem Park & Ride gehört dem Kanton und wird für die Bauarbeiten zum Neufeldtunnel gebraucht. «Wir haben die Stadt rechtzeitig darauf hingewiesen, dass

ihr Nutzungsrecht ausläuft», sagt Bernhard Linder vom kantonalen Tiefbauamt. Der Termin sei auch in den Verträgen mit den Baufirmen fixiert. «Jede Verzögerung hätte Kostenfolgen und läuft auf eine Räumung des Areals hinaus.»

Von der Stadt können die Nomaden keine Unterstützung erwarten: «Die Suche nach Alternativstandorten gehört nicht zu unseren Aufgaben», sagt Peter Streit von der Sozialdirektion. In diesem Sinn sei auch das Schicksal der Hüttensiedlung Zaffaraya, die dem Bautross bis Ende Jahr weichen muss, noch nicht definitiv geklärt: «Aber wir haben uns mit den Bewohnern auf einen Ersatzstandort auf der anderen Autobahnseite geeinigt», sagt Streit.

Ob diese Abmachung vom Januar noch gilt, ist unklar: Begeistert seien sie nicht, aber die Verhandlungen seien zu heikel, um sie zu kommentieren, so die Zaffarayaner.

Patrick Marbach

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