«Gossensprache»Beschwerde – 50-Jähriger findet SRF Virus ungeil
Eine Beschwerde bei der Ombudsstelle der SRG sorgt für Schmunzler: Ein Hörer enerviert sich über die angebliche «Fäkalsprache» der Moderatoren.
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Verwenden bei SRF Virus auch mal Jugendsprache: Die Moderatoren Robin Rehmann, Andi Rohrer und Anic Lautenschlager, hier am Blue-Balls-Festival in Luzern. (Symbolbild)
Die Geschichte der nicht so schönen Wörter dürfte in etwa gleich alt sein wie die Geschichte der Entwicklung der Sprache. «Exkrementverzehrer», «Eselsglied», «Hurensohn» oder «Wandpisser»: Schon in vorchristlicher Zeit – alle Beispiele stammen aus dem Alten Testament der Bibel – wurde geflucht und beleidigt, was das Zeug hält, «dir selbst und der Scham deiner Mutter zur Schande», sozusagen.
Das gefällt – auch das ist eine historische Konstante – nicht immer allen. Ein Hörer von Radio SRF Virus legte jedenfalls beim Ombudsmann der SRG Beschwerde ein, wie das SRG-Inside-Magazin berichtet. Dem 50-Jährigen gefiel nicht, was er da zu hören bekam. Um die Musik sei es ihm nicht gegangen: Er bemängelte die «Gossensprache» der Moderatoren, er müsse sich «mehrfach Kraftausdrücke und Fäkalwörter» anhören.
«Geil» und «huere»: «keine Gossensprache»
Die Ombudsstelle konnte auf die Beanstandung nicht eingehen – sie erfüllte die gesetzlichen Voraussetzungen nicht. Stattdessen nahm Christoph Aebersold, publizistischer Leiter von Radio SRF Virus, Stellung. Der vom 50-Jährigen beanstandete Begriff «geil» gehöre seit Langem zur Umgangssprache, ebenso sei «huere» in der Schweiz «je nach Dialekt und Kontext ein üblicher umgangssprachlicher Ausdruck».
Schweizerdeutsch ist wie jede Sprache bei genauer Betrachtung voller Feinheiten: Es macht einen Unterschied, ob man von einer «geilen Huere» spricht oder etwas als «huere geil» bezeichnet. Das weiss man auch beim SRF. «Das Angebot von SRF Virus richtet sich an ein junges Publikum, wir begegnen unseren Hörerinnen und Hörern auf Augenhöhe und sprechen sie mit einer angemessenen Sprache an», sagt Aebersold zu 20 Minuten. Eine Verbotsliste werde nicht geführt, aber selbstverständlich schreite man ein, «wenn Wörter und Ausdrücke verwendet werden, die nur zur Effekthascherei eingesetzt werden und dem Thema nicht angemessen sind».
Der Jugendsender Virus, so steht es im offiziellen Kurzporträt, soll «ein Statement gegen den Mainstream sein». Das finden die einen ungeil, andere uhueregeil. Was auch immer man von Ausdrücken wie «geil» oder «huere» halten mag: Würde man sie als «Gossensprache» aus dem Äther verbannen, dann hätten auch die Mainstream-Sender ein Problem. Und zwar mit der beanstandeten Fäkalsprache: Viele Pop-Hits sind nicht zuletzt auch deshalb populär, weil «geil» noch gar nichts ist, weil der «real shit» doch oft erst im Refrain kommt.