Kriminalgericht Luzern – Betrüger knöpft demenzkranker Frau 104’500 Franken ab

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Kriminalgericht LuzernBetrüger knöpft demenzkranker Frau 104’500 Franken ab

Ein Mann hatte ein Vertrauensverhältnis zu einer dementen Frau aufgebaut. Er begleitete sie unter anderem für Geldbezüge zur Bank behielt Geld für sich.

Gianni Walther
von
Gianni Walther
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Das Luzerner Kriminalgericht verurteilt einen Mann zu einer bedingten Freiheitsstrafe von zwei Jahren.

Das Luzerner Kriminalgericht verurteilt einen Mann zu einer bedingten Freiheitsstrafe von zwei Jahren.

Gerichte Luzern
Der Mann hatte ein Vertrauensverhältnis zu einer dementen Frau aufgebaut. Mehrfach begleitete er sie zur Bank, da sie «Hilfe mit dem PIN Code benötigte und nicht mehr gut zu Fuss war», heisst es im Gerichturteil. (Symbolbild)

Der Mann hatte ein Vertrauensverhältnis zu einer dementen Frau aufgebaut. Mehrfach begleitete er sie zur Bank, da sie «Hilfe mit dem PIN Code benötigte und nicht mehr gut zu Fuss war», heisst es im Gerichturteil. (Symbolbild)

20min/Matthias Spicher
Weiter hatte der Mann im Auftrag der Frau zwei Autos verkauft und das Geld danach für sich behalten. Insgesamt beträgt die Deliktsumme 104’500 Franken. 

Weiter hatte der Mann im Auftrag der Frau zwei Autos verkauft und das Geld danach für sich behalten. Insgesamt beträgt die Deliktsumme 104’500 Franken. 

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Darum gehts

Das Luzerner Kriminalgericht hat einen Mann (46) wegen gewerbsmässigen Betrugs schuldig gesprochen. Der Mann hatte einer dementen Frau (81) viel Geld abgenommen. Die Frau hatte sich bei dem Mann gemeldet wegen eines «Inserats, wonach dieser als Schamane und Wahrsager Hilfe bei Problemen verschiedenster Art anbietet», wie es im Gerichtsurteil heisst. Ungefähr ab dem Frühjahr 2020 kam es zu mehreren Treffen zwischen den beiden. Mit Kräutern, Heilsteinen, Kristallen und Pendeln wollte der Verurteilte bei der Frau negative Energie abbauen. Dafür erhielt der Mann 3000 Franken.

Er begleitete sie 21 Mal zur Bank

Im Juli 2020 erhielt die Frau die Diagnose Demenz. Sie war gesundheitlich angeschlagen und wurde immer hilfsbedürftiger. Ihr Mann hatte sich Ende Juni wegen einer Krebserkrankung im Endstadium in ein Hospiz begeben. Da begann der Verurteilte, sich «immer intensiver» um die Frau zu kümmern: Er ging mit ihr für Geldbezüge zur Bank, da sie «seine Hilfe mit dem PIN Code benötigte und nicht mehr gut zu Fuss war», wie es im Urteil heisst. Weiter begleitete er sie auch zum Einkaufen und ins Restaurant.

Der Mann hatte die Hilfsbedürftigkeit der Frau gezielt ausgenutzt, heisst es weiter. «Er baute als Schamane und Wahrsager ein Vertrauen zu ihr auf» und gab sich als helfender Freund aus. Er brachte die Frau mehrere Male dazu, grosse Geldbeträge vom Konto ihres Lebenspartners abzuheben. So kam es zu 21 Geldbezügen in der Höhe von insgesamt 103’992 Franken. Davon hatte sich der Verurteilte von der Frau 92’000 Franken geben lassen. Laut Urteil konnte die Frau dies wegen ihrer «alters- und gesundheitlich bedingten stark verminderten kognitiven Fähigkeiten» nicht hinterfragen und verstehen. Der Mann «nutzte diese vorhandene Beeinträchtigung bewusst aus», heisst es weiter.

Betrüger verkaufte zwei Autos und behielt Geld für sich

Im Herbst 2020 verkaufte er zudem im Auftrag der Frau zwei Autos für insgesamt rund 12’500 Franken. Die Frau liess er im Glauben, dass er ihr das Geld geben werde. Abermals nutzte er ihre Beeinträchtigung aus und bereicherte sich so um den Verkaufspreis der Autos. Insgesamt beträgt die Deliktsumme 104’500 Franken. Die Sachverhalte hatte der Mann zugegeben.

Das Kriminalgericht verurteilt den ursprünglich aus Deutschland stammenden Mann zu einer bedingten Freiheitsstrafe von zwei Jahren. Zudem wurde er mit einem Landesverweis für fünf Jahre belegt. Der Mann wurde bereits ausgeschafft. Das Urteil ist rechtskräftig.

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