Hype um BitcoinBezahlen mit virtuellem Geld – der Selbstversuch
Es ist das Trend-Zahlungsmittel im Web. Viele sehen Bitcoin als neue Weltwährung und erhoffen sich das grosse Geld. Unser Reporter ging mit der virtuellen Münze auf Einkaufstour.
- von
- Samuel Hufschmid
Ich treffe mich am Bahnhof Bubikon mit Bitcoin-User «zefir» und übergebe ihm 100 Franken. Er zückt sein Smartphone, fotografiert meine Empfangsadresse und Sekunden später bin ich im Besitz meines ersten Bitcoins. «Ich habe bereits Hunderte Bitcoins verkauft», sagt der Informatiker, der seinen richtigen Namen nicht nennen will. Unter dem Usernamen «zefir» bringt er die digitalen Währungseinheiten nicht nur unter die Leute, sondern stellt sie sogar selber her. «Bei mir zuhause läuft rund um die Uhr ein Hochleistungscomputer, der mithilft, die Bitcoin-Währung abzusichern.» Für diesen Aufwand werde er entschädigt – mit Bitcoins.
Mit meiner ersten digitalen Münze, gespeichert auf dem Smartphone, fahre ich nach Wollishofen zu Rolf Brugger. Der Kaffee-Liebhaber betreibt seit einem guten Jahr den Espressotassenshop tazzine.ch und akzeptiert als einer der ersten Händler in der Schweiz Bitcoins.
Ein Klick später ist bezahlt
0,35 Bitcoins kosten die sechs exklusiven Espresso-Tassen bei Brugger. Zur Zahlungsabwicklung tippt der Tassenhändler den Preis in eine Smartphone-App und fordert mich auf, mit meinem Telefon seinen Bildschirm zu fotografieren. «Damit gehören die Tassen ihnen», sagt er nach einem erneuten Blick auf seine Smartphone-App.
Der Markt für Bitcoins in der Schweiz ist noch klein. Seit dem rasanten Kursanstieg um 2600 Prozent im letzten Jahr sorgt die alternative Währung aber auch hier für Schlagzeilen. Bitcoin-Händler «zefir», der derzeit jede freie Minute in sein Hobby steckt, sagt: «Technisch ist die Währung absolut sicher und weder Staaten noch Firmen können Einfluss darauf nehmen. Deshalb hat sie gute Chancen, sich langfristig als Standard im Internet-Zahlungsverkehr zu etablieren.»
Der Tassen-Verkäufer Brugger glaubt ebenfalls an die Zukunft der digitalen Währung: «Ein wichtiger Vorteil der Bitcoins ist, dass bei Überweisungen keine Gebühren anfallen.» Seine Bitcoin-Einnahmen gibt Brugger im Moment nicht aus, sondern betrachtet sie als Investition. «Falls sich die Währung durchsetzt, sind diese Coins vielleicht bald Gold wert – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.»
Winklevoss-Zwillinge machen Millionen
In Bitcoins investiert haben auch die aus dem Facebook-Film «The Social Network» bekannten Winklevoss-Zwillinge, allerdings im grösseren Stil. Die beiden hatten Facebook-Chef Mark Zuckerberg 2004 wegen Ideenklaus verklagt und dabei Millionen verdient. Ein Teil dieses Geldes investierten sie in Bitcoins, wie sie vor wenigen Tagen gegenüber der «New York Times» sagten. «Wir haben Vertrauen in dieses mathematische System, das keine menschlichen Fehler und keine politische Einflussnahme kennt», begründete Tyler Winklevoss die Investition. Dank des rasanten Kursanstiegs der Alternativwährung seit vergangenem Sommer haben sie damit (erneut) Millionen verdient.
Aus diesem Grund habe auch ich meine nach dem Tassenkauf übrig gebliebenen Bitcoins behalten. Dies, obwohl mich «zefir» wie jeden seiner Kunden vor dem Kauf gewarnt hat: «Es besteht die Gefahr, dass Banken oder Staaten die Währung auf juristischem Weg ausschalten und die Bitcoins ihren Wert verlieren.» Gleichzeitig erzählte er aber, dass er bereits die nächste Investition plane – in einen noch leistungsfähigeren Bitcoin-Computer.