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PolenBiber soll schuld sein an Fluten

Polen kämpft immer noch gegen die verheerenden Überschwemmungen. Jetzt soll Geld für die Opfer fliessen. Und einen Schuldigen hat man auch schon gefunden.

Die Regierung in Polen will den Opfern der Überschwemmungen mit rund 700 Millionen Franken helfen. Das kündigte Ministerpräsident Donald Tusk an, während entlang von Weichsel und Oder der Kampf gegen das Hochwasser weiterging. Das Wasser gehe zurück, die Lage bleibe aber sehr ernst, sagte der Chef des zentralpolnischen Verwaltungsbezirkes Mazowsze, Jacek Kozlowski. Bei Plock westlich von Warschau hatten die Wassermassen der Weichsel nach einem Deichbruch 23 Ortschaften überflutet. Hunderte Feuerwehrleute und Soldaten waren dort seit drei Tagen rund um die Uhr im Einsatz.

An der Oder galt der Ort Dobrzejewice zwischen Glogow und Nowa Sol als Schwachstelle. Der Deich sei nicht vollständig und könne den Fluss nicht in seinem Bett halten, sagte ein Gemeindevertreter. Die Stelle wurde mit 150 000 Sandsäcken verstärkt.

«Die Oder ist ruhiger als die Weichsel», sagte Innenminister Jerzy Miller in Warschau. Die Flutwelle dort passiere eine Stelle binnen 48 Stunden - und damit deutlich rascher als das Hochwasser der Weichsel, erläuterte er. Miller warnte vor nachlassender Wachsamkeit. «Das Risiko bleibt.» Bis am Dienstag lag die Zahl der Toten bei 16.

Schuld der Biber?

Die Schuld an den schweren Überschwemmungen tragen laut Miller die Biber. «Biber leben überall an den Weichseldeichen und tragen zu ihrer Zerstörung bei», sagte Miller vor den Medien. Laut der polnischen Naturschutzbehörde leben rund 50 000 Biber im Land.

Nicht alle Experten sehen in den Bibern die alleinigen Schuldigen. «Die Biber graben Tunnel in den Deichen und destabilisieren sie so von innen», sagte Feuerwehrsprecher Pawel Fratczak. «Aber sie sind nicht die einzigen, es gibt auch noch die Wühlmäuse.»

Viele Wild- und Haustiere litten auch unter den Folgen des Hochwassers. Am schlimmsten sei das Schicksal der Jungtiere, sagte ein Beamter gegenüber der polnischen Nachrichtenangentur PAP. Das Wasser habe kleine Wildschweine, Füchse und Rehe aus ihren Höhlen vertrieben. Sie irrten seitdem ziellos umher.

Wurde für die Tiere zu Spenden aufgerufen, sollten die Menschen, welche zu Opfern der Hochwasser geworden waren, Finanzhilfe vom Staat erhalten.

Vor der Kabinettssitzung sprach Tusk von zwei Milliarden Zloty (700 Millionen Franken) die zur Verfügung gestellt werden sollten. Das Geld werde durch Einsparungen erwirtschaftet, die Staatsverschuldung werde nicht vergrössert, versicherte Tusk.

Vorbereitungen in Deutschland

Die Weichsel verwüstete ein Gebiet von 80 Quadratkilometer, 2400 Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden. Rund 15'000 Feuerwehrleute, 6000 Polizisten und fast 5000 Soldaten stehen im Einsatz. Rund 250 ausländische Rettungskräfte, darunter auch Deutsche, helfen mit.

An der Oder im deutschen Bundesland Brandenburg werden die Wassermassen am Wochenende erwartet. Vorerst half Brandenburg den polnischen Nachbarn noch mit 600'000 Sandsäcken aus. Deutsche Experten rechneten mit einem dreitägige Hochwasser, im Gegensatz zu den sechs Wochen bei den Überschwemmungen von 1997.

(sda)

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