Transfer bestätigtBiel holt neuen Todd Elik?
Der EHC Biel hat den kanadischen Verteidiger Richard Jackman verpflichtet. Dieser hat das Potenzial zu einem neuen Todd Elik und ist für die Seeländer sicherlich eine grosse Bereicherung.
- von
- Klaus Zaugg
Biels Sportchef Kevin Schläpfer bestätigte schon am Morgen gegenüber 20 Minuten Onnline, dass er vor der Verpflichtung des kanadischen Verteidigers Richard Jackman (31) steht. Der Transfer ist jetzt definitiv. Wir dürfen uns freuen: Jackman bring alles mit, um ein würdiger Nachfolger von Todd Elik zu werden. Mehr noch: Jackman hat nicht nur den Ruf eines Party-Tigers wie einst Elik. Er hat vielmehr schon wegen einer wilden Party in Schweden sein Team trotz überragender Leistungen verlassen.
Schläpfer sagte gegenüber 20 Minuten Online: «Wir haben Jackman einen Einjahresvertrag offeriert und ich hoffe sehr, dass er unterschreiben wird.» Das hoffen auch die Fans. Denn mit Jackman würde Biel die Spiel- und Unterhaltungskultur bereichern wie einst mit Daniel Poulin in den letzten Jahren des Ruhmes zu Beginn der 1980er-Jahre (Meister 1983). Der Vertrag ist in der Zwischenzeit unterzeichnet. Der Haudegen (188 cm, 100 kg) ist so etwas wie ein «Blueline-Elik». Von seinem letzten Arbeitgeber Leksands IF ist er nämlich letzte Saison mit Donnerhall geschieden.
Sündenbock für wilde Spielerparty
Schläpfer bestätigte gegenüber 20 Minuten Online die Geschichte, wonach Jackman für eine aus dem Ruder gelaufene wilde Spielerparty zum Sündenbock gemacht worden ist, sich deshalb mit dem Trainer verkrachte, die Mannschaft im Zorn verliess und nach Nordamerika zurückkehrte. «Ja, das hat er mir so erzählt. Er kennt unseren Kanadier Rico Fata gut und so haben wir ihn kontaktiert und wir hoffen, dass er sich von uns trotz dieses Negativ-Erlebnisses zu einer Rückkehr nach Europa bewegen lässt.»
Als Erstrunden-Draft in die NHL
Wer Rädelsführer einer wilden Party war, der hat zumindest Leaderqualitäten. Kommt dazu, dass Jackman – wie Rock'n'Roller Todd Elik – ein sehr talentierter Spieler ist. 1996 ist er von Dallas als Nummer 5 in der ersten Runde gedraftet worden. Die NHL-Scouts haben ihn also als einen der talentiertesten Verteidiger seiner Generation eingestuft. Den Durchbruch hat er in der NHL nie ganz geschafft. Er kam zwischen 1999 und 2007 zu 231 NHL-Spielen (19 Tore, 58 Assists, 166 Strafminuten) in der Qualifikation plus 2006/07 mit Anaheim zu 7 Playoffpartien (1 Tor, 1 Assist) und dem Gewinn des Stanley-Cups.
Berner Vergangenheit
Insgesamt hat Jackman seit 1999 für nicht weniger als 14 Teams verteidigt: Dallas, Boston, Toronto, Pittsburgh, Florida und Anaheim in der NHL, Providence, St. John's, Michigan und Utah in den Farmteamligen (IHL, AHL), Björklöven und Leksands in Schweden, Salzburg und Bern. Richtig gelesen: Für den SC Bern. Jackman war dabei, als der SCB zum bisher letzten Mal ein Ziel erreicht hat: Er half den Bernern im letzten Herbst in Nürnberg, das Qualifikationsturnier zur Champions Hockey League gegen Nürnberg und Kosice zu gewinnen. Dann wechselte er nach Schweden und war bei Leksands IF ein herausragender Verteidigungsminister mit 8 Toren, 12 Assists, einer Bilanz von +13 und 91 Strafminuten, ehe es zum Eklat kam. Er hatte zuvor schon während einer Saison bei Björklöven IF in der höchsten schwedischen Liga gezeigt, dass er auf den breiten europäischen Eisfeldern an der blauen Linie ordentlich rocken und rollen und rumpeln kann: 2004/05 buchte er in 46 Spielen nicht weniger als 13 Tore und 26 Assists bei 209 Strafminuten. Und bei Salzburg in der österreichischen Operettenliga brachte er es 2007/08 fast auf einen Punkt pro Spiel (31 Spiele, 7 Tore, 23 Assists, 34 Strafminuten).
Auf den Spuren von Daniel Poulin?
Alles in allem ein spielerisch hochkarätiger, eigenwilliger Verteidiger, der in der NLA dominieren und in Biel eine Rolle spielen kann wie einst der legendäre Kanadier Daniel Poulin, der Meisterverteidiger von 1983, der damals unter Kent Ruhnke in 38 Spielen nicht weniger als 32 Tore und 27 Assists buchte und bis heute als bester ausländischer Verteidiger in der Geschichte des EHC Biel gilt. Auch Poulin war eine kantige Persönlichkeit. Bei ihm galt, was auch zu Jackman zu sagen ist: Es sind nicht immer die schlechtesten Früchte, woran die Wespen nagen.