Trumps Praktikanten: Bild der sehr weissen Klasse bleibt in Schublade

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Trumps PraktikantenBild der sehr weissen Klasse bleibt in Schublade

Schon wieder mangelt es an Vielfalt im Gruppenbild der Praktikanten des Weissen Hauses. Blieb das Klassenfoto deshalb unter Verschluss?

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Die strahlenden Absolventen des Sommerpraktikums vor dem Weissen Haus mit Donald Trump in der Mitte. Von 128 Teilnehmenden waren nicht einmal 10 Angehörige von Minderheiten.

Die strahlenden Absolventen des Sommerpraktikums vor dem Weissen Haus mit Donald Trump in der Mitte. Von 128 Teilnehmenden waren nicht einmal 10 Angehörige von Minderheiten.

Shealah Craighead (White House)
Unter Barack Obama war das anders: Das Bild vom 26. April 2012 zeigt einen viel höheren Anteil von Schwarzen und anderen Minderheiten.

Unter Barack Obama war das anders: Das Bild vom 26. April 2012 zeigt einen viel höheren Anteil von Schwarzen und anderen Minderheiten.

Pete Sousa (White House)
Unter Trump war schon die Teilnehmerschaft des ersten Sommerpraktikums überwiegend weiss. (24. Juli 2017)

Unter Trump war schon die Teilnehmerschaft des ersten Sommerpraktikums überwiegend weiss. (24. Juli 2017)

AP/Pablo Martinez Monsivais

Dreimal schon hat man auf Klassenfotos der Praktikanten im Weissen Haus mit der Lupe suchen müssen. Das Bild hat sich bei der 128 Stagiaires umfassenden diesjährigen Sommerklasse wenig verändert. Soweit das auf dem Foto erkennbar ist, sind unter den Absolventen des zweieinhalb Monate dauernden Praktikums bloss vier Südasiaten, drei Afroamerikaner und ein Ostasiate.

Womöglich blieb das Bild der strahlenden Praktikanten mit Donald Trump in der Mitte aus diesem Grund unter Verschluss. Das Foto wurde nicht veröffentlicht, obwohl der Sommerkurs schon am 10. August zu Ende ging. Offenbar habe man der negativen Publizität aus dem Weg gehen wollen, argwöhnt die Website «Vox», die das Foto veröffentlichte.

«White Power»-Geste?

Bei früheren Gruppenbildern von jungen Freiwilligen im Weissen Haus gab es jeweils negative Schlagzeilen. Der Minderheitenmangel fiel schon nach dem ersten Sommerkurs auf. Nach dem Herbstkurs desselben Jahres wurde einer der Praktikanten sogar verdächtigt, mit der Hand die «White Power»-Geste der weissen Rassisten gemacht zu haben. Der Angeschuldigte sagte jedoch, als Jude würde ihm das nie in den Sinn kommen. Er habe mit dem Zeigefinger den Daumen berührt und die drei anderen Finger gestreckt, weil dies eine typische Geste von Donald Trump sei.

Die Dominanz der Weissen fiel dann auch vergangenes Frühjahr wieder auf. Damals wie auch jetzt wieder entspricht die Verteilung der Hautfarben bei den Praktikanten in keiner Weise ihrer zahlenmässigen Stärke bei jungen Amerikanern. Von den sogenannten Millennials gehören 44 Prozent den Minderheiten an.

Politik zieht Weisse an

Zur Verteidigung von Trumps Personalpolitik wird angeführt, dass das Weisse Haus bei seiner Auswahl der Praktikanten auf interessierte Freiwillige angewiesen sei. Offenbar zieht es mehr Weisse als Angehörige von Minderheiten in die Politik. Das zeigt sich ebenso bei den Demokraten: Auch dort sind die Angestellten des Kongresses überwiegend weisser Hautfarbe.

Die Republikaner haben aber ein tieferes Problem mit Minderheiten. Ohne Kurskorrektur könnten sie diese schnell wachsenden Bevölkerungsgruppen verlieren, diagnostizierte die Partei nach der Niederlage Mitt Romneys von 2008 gegen Barack Obama. Die Republikaner nahmen sich vor, Minoritäten aktiv zu umwerben.

Bald keine Wahlsiege mehr?

Erkennbare Resultate solchen Bestrebens sind aber ausgeblieben. Und Donald Trump mit seinen rassistisch angehauchten Äusserungen und seiner Latino-feindlichen Einwanderungspolitik ist bei Minderheiten so unpopulär wie seine Partei. Das gilt besonders für College-Abgänger, aus denen sich Praktikanten für das Weisse Haus rekrutieren.

Für Trump mag das Klassenfoto von 2018 eine Blamage darstellen, weshalb er es in der Schublade hielt. Für seine Partei kündet es von einer Zukunft ohne Chancen auf weitere Wahlsiege.

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