Fernseh-Gebühren: Billag: Rechnung an Tote und Beleidigungen

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Fernseh-GebührenBillag: Rechnung an Tote und Beleidigungen

Die Billag steht in der Kritik. Doch nicht nur grundsätzliche politische Überlegungen geben zu reden. Auch Leser von 20 Minuten Online haben Erfahrungen gemacht: Sie wurden von Billag-Mitarbeitern beleidigt oder sollten für Tote Gebühren bezahlen.

Lukas Mäder
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Lukas Mäder

Als vor gut zwei Wochen ein Brief vom Betreibungsamt in seinem Briefkasten lag, konnte sich 20-Minuten-Online-Leser H.K.* nicht erklären, was der Grund war für die unerfreuliche Post. Er musste persönlich vorbeigehen, um den Brief abzuholen: Absender war die Billag. H.K. konnte sich den Fehler immer noch nicht erklären: «Ich habe nie eine Mahnung von der Billag bekommen», sagte er gegenüber den Betreibungsbeamten. Das habe man tagtäglich, sei die Antwort gewesen. Er müsse das mit der Billag direkt klären.

Adressänderung mehrmals gemeldet

H.K. war Ende 2006 umgezogen, an der gleichen Strasse ein paar Häuser weiter. Er meldete die Adressänderung telefonisch der Billag. Trotzdem bekam er die Gebührenrechnung noch auf die alte Adresse. Die Post schickte sie weiter. Deshalb meldete er sich Anfang 2007 nochmals telefonisch bei der Inkasso-Firma. Ohne Erfolg. Ein paar Wochen später versuchte H.K. die neue Adresse auch noch übers Internet anzugeben. Das klappte. Die Rechnungen kamen an seine neue Adresse. Doch offenbar nicht für lange.

Ein Jahr später, im Frühjahr 2008, schickte die Billag die Rechnungen wieder an seine alte Adresse. Der Nachsendeauftrag bei Post war abgelaufen. Die Briefe gingen zurück an den Absender, wie H.K. heute weiss. Doch davon wusste der Billag-Mitarbeiter nichts, als H.K. aufgrund der Betreibung anrief. «Ich sagte ihm, ich habe keine Rechnungen bekommen. Er sagte, sie seien geschickt worden», beschreibt H.K. die Konversation. Dann sei der Billag-Mitarbeiter beleidigend geworden: «Er hat mich zur Sau gemacht. Was ich mir erlaube, Rechnungen nicht zu bezahlen. Es müsse mir auffallen, wenn die Rechnungen nicht kommen. So einen schlechten Bürger hätte er noch nie als Kunde gehabt, und jetzt reklamiere ich auch noch.»

Bei der Rechtsabteilung kommt alles gut

H.K. verlangte den Vorgesetzten, mit dem er nach einigem Drängen auch sprechen konnte. Dieser war auch der Meinung, dass der Fehler bei H.K. lag. Doch dieser gab nicht klein bei und konnte schliesslich mit der Rechtsabteilung sprechen. Dort löste sich das Problem plötzlich: «Die Frau sagte mir, sie sehe meine Adressänderung. Aber aus irgendeinem Grund seien die Rechnungen wieder an die alte Adresse gegangen. Sie würde die Betreibung zurückziehen und mir die Rechnungen für die ausstehenden Gebühren schicken.»

Die Betreibung von H.K. ist nicht der einzige Fall, in dem der Billag bei der Rechnungstellung Fehler unterliefen. Da die Grossmutter von R.B.* vor einem Jahr ihre Wohnung auflöste und ins Heim zog, war sie nicht mehr gebührenpflichtig. Trotz einer schriftlichen Mitteilung schickte die Billag weiterhin Rechnungen. Im Mai verstarb die alte Frau, und R.B. meldete das der Inkasso-Firma — mit der Beilage des Totenscheins. Erfolglos. Die Billag sagte R.B. am Telefon, die Beweispflicht liege bei ihm. Sie hätten nie ein Schreiben erhalten. «Ihr Auftreten war stinkfrech», sagt R.B. Sein Fehler war, dass er die Briefe nicht eingeschrieben geschickt hatte.

Eingehende Post wird archiviert

Die Billag hält fest, dass auch ihr Fehler passieren können. «Das geschilderte Verhalten entspricht in keiner Weise unseren Standards», sagt Sprecher Jonny Kopp. Obwohl es rechtlich gesehen Gebührenpflichtige seien, würde die Billag diese als Kunden behandeln. Telefonisch gemeldete Adressänderungen würden während des Gesprächs direkt in der Kundendatenbank durchgeführt. Sämtliche eingehende Post werde gescannt und abgespeichert, sagt Kopp. «Rechtlich gesehen liegt die Beweislast jedoch beim Kunden.»

Kopp betont, dass die Billag jährlich 12 Millionen Rechnungen und rund 1 Million Mahnungen verschickt sowie etwa 70 000 Betreibungen einleitet. «Natürlich können bei dieser Massenverarbeitung auch Fehler passieren.» Das Informatik-System arbeite jedoch sehr zufriedenstellend.

* Name der Redaktion bekannt

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