Drive Recorder: Billigere Prämien dank Big Brother im Auto

Aktualisiert

Drive RecorderBilligere Prämien dank Big Brother im Auto

Die Axa Winterthur gewährt Junglenkern Rabatte, wenn diese in ihrem Auto eine Black Box installieren. Brisant: Auch Raser könnten von diesem Belohnungssystem profitieren.

von
Yves Hollenstein
Der Drive Recorder wird auf die Autobatterie montiert.

Der Drive Recorder wird auf die Autobatterie montiert.

Wer weniger Unfälle verursacht, soll auch weniger Prämien zahlen – ein Rabattmodell, wie es viele Autoversicherer anbieten. Der Nachteil dabei: Die reine Unfallstatistik liefert keine Rückschlüsse über das tatsächliche Fahrverhalten. Die Axa Winterthur geht darum einen Schritt weiter. Mittels des am Donnerstag den Medien präsentierten Drive Recorder, einer Art Black Box, will sie die Junglenker zu einem sichereren Fahrstil animieren.

Statistisch gesehen sind die bis 25-Jährigen für die meisten Unfälle verantwortlich und stellen damit für die Versicherer eine Risikogruppe dar. «Dank dem Drive Recorder erwarten wir weniger Schäden durch die Junglenker», so Andreas Krümmel, Leiter Schadenservice der Axa Winterthur. Ab Ende Januar wird der Drive Recorder erhältlich sein.

Gläserner Autofahrer

Anders als der bereits bekannte Crash Recorder zeichnet das erstmals in der Schweiz lancierte System jede einzelne Fahrminute auf. Das 100 Gramm leichte Gerät kann selbstständig auf die Autobatterie montiert werden. Via GPS werden unter anderem Daten zu zurückgelegten Kilometern, dem individuellen Brems- und Kurvenverhalten sowie gegebenenfalls Geschwindigkeitsüberschreitungen gesammelt. Anhand der Daten erhält der Lenker Punkte – je mehr Punkte, desto sicherer sein Fahrstil. Auf einem geschützten Kundenportal werden die Daten mit allen anderen Drive-Recorder-Lenkern verglichen. Je nach Fahrleistung erhält der Kunden zwischen 15 und 25 Prozent Rabatt auf seine Prämie. Im ersten Jahr locken 20 Prozent Prämiennachlass für alle.

Kann dieses Anreizsystem für sichereres Fahren nicht auch von Rasern missbraucht werden, da der Kunde so oder so Rabatt erhält? Oder entsteht damit nicht eine Art Wettbewerb, wer welche Kurve am schnellsten kriegt? «Wir können nicht ausschliessen, dass mit diesen Daten beispielsweise auf Facebook geprahlt wird», sagt Krümmel. Er betont aber: «Unsere Hoffnung ist, dass die Benutzer von diesem System lernen und ihr Fahrverhalten so verbessern.» Man werde deshalb auch keine Kunden aus dem System ausschliessen, nur aufgrund deren Fahrverhaltens.

«Datenschützer ist skeptisch»

Hanspeter Thür, der oberste Datenschützer der Schweiz, sieht das Ganze allerdings mit einem kritischen Auge: «Gegen den Drive Recorder an sich ist nichts einzuwenden. Das Problem ist aber, dass damit riesige Datenmengen über das Fahrverhalten von Privatpersonen gesammelt werden, die später beispielsweise auch zu Marketingzwecken verwendet werden können.» Heikel würde es vor allem dann, wenn auch die meisten anderen Versicherungen dieses System anbieten würden. Dann gäbe es für die Autolenker fast keine Alternative mehr, sich dem zu entziehen.

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