Biodiversität: Kein Balkon zu klein, ein Lebensraum zu sein

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BiodiversitätKein Balkon zu klein, ein Lebensraum zu sein

Expertinnen und Experten erklären, wie man auf kleinstem Raum einen Beitrag zur Biodiversität leisten kann.

Adrian Schräder
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Adrian Schräder
Der Blutrote Storchenschnabel – nur im Herbst tatsächlich blutrot – empfiehlt sich für das heimische Blumenkistli.

Der Blutrote Storchenschnabel – nur im Herbst tatsächlich blutrot – empfiehlt sich für das heimische Blumenkistli.

Kompass B

Darum gehts

  • Jeder und jede kann etwas für die Biodiversität tun.

  • Ein Balkon oder ein paar Blumenkisten genügen, um einigen heimischen Pflanzen und Insekten einen Lebensraum zu bieten.

  • Auch für Giessmuffel haben unsere Experten Tipps: einheimische Sukkulenten.

  • Wer clever anpflanzt, profitiert auch in der Küche davon.


Wer kein Haus mit Umschwung hat, kann nichts für die Biodiversität tun? Und wer nicht täglich Zeit zum Giessen hat, erst recht nicht? Denkste! Ein Balkon und ein paar Wassertropfen pro Woche reichten völlig, meinen Expertinnen und Experten. Unsere Umfrage zeigt, wie jede und jeder mit ein paar Blumenkisten und -töpfen ein kleines, summendes Naturparadies anlegen kann, das einem den Feierabend verschönert.

Claudio Sedivy, Biodiversitätsexperte

«Man kann erstaunlich viel auf dem eigenen Balkon machen! Vielleicht kann man nicht gleich die Welt retten, aber man kann gleichzeitig allerlei Wildbienen und andere Insektenarten unterstützen und andererseits eine lebendige, summende Oase schaffen, in der man beim Feierabendbier immer wieder neue Besucher entdecken kann. Wer nicht täglich giessen kann oder will, nimmt einheimische Sukkulenten wie die Weisse Fetthenne, die Spanische Fetthenne, die Felsenfetthenne oder den Dachhauswurz. Letztere pflanzt man am besten in ein Balkonkistli mit Kakteenerde oder Wildbienensand und legt ein paar schöne Steine vom letzten Wanderausflug dazu. Im Sanigen-Substrat können dann auch gleich die Wildbienen ihre Nester bauen. Auf keinen Fall irgendwelche Chemie verwenden!»

Die Rispen-Flockenblume wächst auf dem Balkon und lockt Wildbienen an.

Die Rispen-Flockenblume wächst auf dem Balkon und lockt Wildbienen an.

Kompass B

Maurice Maggi, Guerillagärtner

«Für viel Nektar und Biodiversität sind auf Balkonen Majoran, Thymian, Oregano, Bohnenkraut und Ysop sehr geeignet – nutzbar in der Küche und für Insekten.»

Seraina Serrat, Geschäftsführerin Floral Lokal

«Am besten bepflanzt man den Balkon mit heimischen Pflanzen aus Schweizer Gärtnereien. Jede Pflanze, die man kauft, hat einen Pflanzenpass. Da steht drauf, woher sie kommt. Dazu sollte man insektenfreundliche Pflanzen wählen, die Bienen und Schmetterlinge anziehen. Das geht alles auch im Topf. Alle Pflanzen sollten in genug grosse Töpfe eingepflanzt werden. Ich würde für den Balkon nur mehrjährige Stauden wie Sonnenhut, Himbeere, Margerite, Lavendel, Waldrebe, Astern, Eisenkraut, Ringelblume, Skabiose, Malve, Rispen-Flockenblume, Glockenblume oder Fingerhut wählen.»

Seraina Serrat vom Zürcher Blumenladen Floral Lokal empfiehlt mehrjährige Stauden für den Balkon.

Seraina Serrat vom Zürcher Blumenladen Floral Lokal empfiehlt mehrjährige Stauden für den Balkon.

Floral Lokal

Enzo Enea, Landschaftsarchitekt

«Jede und jeder kann einen eigenen Beitrag zur Biodiversität leisten, indem man den Balkon in erster Linie bepflanzt – je mehr Vegetation, desto besser. Dabei kommt es auf die Wahl der Pflanzen an. Es sollten einheimische Gewächse bevorzugt werden – denn nicht alle Blumen locken Insekten an. Damit finden etwa Schmetterlinge, Bienen oder Hummeln Nahrung. Personen mit wenig Zeit oder ‹ohne grünen Daumen› sind gut beraten, Gräser und Kräuter zu wählen, die wenig Wasser und Pflege benötigen. Durch das Grün auf dem eigenen Balkon gewinnt der Ort sofort an Qualität. Denn eine üppige Begrünung kann zusätzlich einen Kühleffekt ermöglichen: durch das Wasser, das über die Blätter verdunstet, oder den Schattenwurf der Pflanzen. Die Insekten finden so auch in dicht besiedelten Städten kleine grüne Inseln, die sie besuchen können. Je mehr dieser grünen Inseln in der Stadt entstehen, desto mehr Lebensräume werden für Insekten geschaffen.»

So stellt sich der weltbekannte Landschaftsarchitekt Enzo Enea eine begrünte Dachterrasse vor.

So stellt sich der weltbekannte Landschaftsarchitekt Enzo Enea eine begrünte Dachterrasse vor.

Martin Rütschi

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