Olympia-Traum geplatztBittere Tränen im Zürcher Schneeregen
Adrian Lehmann hat einen grossen Wunsch: Er will an den Olympischen Spielen in Rio im Marathon antreten. In Zürich zerplatzt sein Traum.
- von
- hua
Adrian Lehmann ist im Ziel bitter enttäuscht. (Quelle: SRF)
Adrian Lehmann hatte sich bestens für den Zürich Marathon vorbereitet. Für das Rennen hatte er zwei kenianische Tempomacher angestellt, die ihn zur Qualifikation für Rio 2016 tragen sollten. Alles war perfekt eingefädelt, damit er seine letzte Chance nutzen konnte. Das Wetter machte dem 26-Jährigen jedoch einen Strich durch die Rechnung.
«Das Härteste daran ist, zu spüren, dass ich es eigentlich draufhatte. Aber bei diesen Bedingungen war es unmöglich», sagte Lehmann dem SRF im Ziel unter Tränen (siehe Video oben). Und weiter: «Ich bin brutal enttäuscht, dass es heute nicht hat sein sollen. Ich habe gekämpft bis zum Schluss.» Was war passiert?
Tempomacher steigt aus
Das Rennen stand von Beginn weg unter einem schlechten Stern, das Wetter machte nicht mit. Es war kalt und regnete, ein Problem nicht nur für Lehmann, sondern vor allem für seine beiden Pacemaker. Die Kenianer hatten zuvor noch nie Schnee gesehen. Der eine Tempomacher musste schon früh aufgeben, den zweiten setzte der Schneeregen bei Kilometer 32 ausser Gefecht. Lehmann musste sich über den Rest der 42,195 Kilometer selber durchquälen. Zwar wurde Lehmann starker Vierter, verpasste die Qualifikation in 2:19:17 aber deutlich. 2:14:00 war die geforderte Limite, die er hätte unterbieten müssen.
Lehmann begann 2005 als Mittelstreckenläufer über 800 Meter. Er steigerte sich kontinuierlich in der Distanz und begann 2013, den Marathon zu attackieren. Seine Bestzeit liegt bei 2:15:08, die er in Berlin im vergangenen Herbst aufstellte. Er hätte also in Zürich seine Bestzeit um 68 Sekunden unterbieten müssen.
Höhentraining im eigenen Zimmer
Lehmann liess im Vorfeld des Zürcher Marathons nichts unversucht. In seinem Zimmer in einer Läufer-WG im bernischen Liebefeld simulierte er mit Generatoren eine künstliche Höhe von 2500 Metern, die ihn auf dasselbe klimatische Level wie in Kenia versetzte. Ausserdem diente das gemeinsame Wohnzimmer als Fitnessraum.
Kurz vor dem Marathon versuchte er, sich bei der Arbeit von der anstehenden Aufgabe abzulenken. In Bützberg arbeitet der 1,73 Meter grosse und 59 Kilogramm leichte Athlet bei einem Glasbearbeitungs-Unternehmen. Der gelernte Konstrukteur arbeitete kurz vor dem Marathon mehr, da er weniger trainierte. Am Ende war alles umsonst, Lehmanns Traum von Rio ging im Zürcher Schneeregen unter.