WeltraumteleskopBlick in die Frühzeit des Alls
Mit den beiden Satelliten «Herschel» und «Planck» will die Europäische Weltraumorganisation ESA in die Anfangszeit des Weltraums blicken. Die Teleskope, an deren Bau auch Schweizer Hochschulen und Firmen beteiligt waren, starten am 14. Mai ins All.
Mit einem Durchmesser von 3,5 Metern ist «Herschel» das grösste Weltraumteleskop, das je gebaut wurde. Das fliegende Observatorium macht keine Bilder im Spektrum des sichtbaren Lichts, sondern Infrarotaufnahmen. So blickt es durch Staub- und Gaswolken, die für andere Teleskope wie «Hubble» einen undurchdringlichen Vorhang bilden.
«Das Licht, das uns vom Universum erreicht, gehört nur etwa zur Hälfte zum sichtbaren Bereich, die andere Hälfte stammt aus dem fernen Infrarot. Mit einem optischen Teleskop sehen wir also nur die Hälfte des Universums», sagte Albrecht Poglitsch vom Max-Planck- Institut für extraterrestrische Physik in Garching bei München gegenüber der Nachrichtenagentur DPA.
Hintergrundstrahlung aufschlüsseln
Fertige Sterne und Sternsysteme strahlen vor allem hell im sichtbaren Licht, entstehende und junge Systeme glühen im Infrarot. Die Entstehung der ersten Sterne und Galaxien ist eingebrannt in den allgegenwärtigen Infrarot-Hintergrund - eine diffuse Strahlung im Kosmos, die in allen Himmelsrichtungen glimmt.
«Mit «Herschel» werden wir jetzt erstmals in der Lage sein, diesen diffusen Hintergrund in einzelne Quellen aufzulösen», hofft Poglitsch. «Herschel» ist ein Multitalent, das nicht nur die ersten Sterne des Universums anvisieren wird, sondern etwa auch in jene Staubkokons spähen kann, in denen junge Sonnen entstehen.
Zudem wird es zuschauen, wie sich Planetensysteme bilden, die Geschichte unseres eigenen Sonnensystems untersuchen und die chemische Zusammensetzung von Molekülwolken, Sternen und Galaxien analysieren. So nennt die ESA «Herschel» unter anderem «das mächtigste Werkzeug zur Suche nach Wasser in unserer Galaxie».
Begrenzte Lebensdauer
Die Instrumente an Bord von «Herschel» müssen tiefgekühlt werden. Dafür sorgen 2000 Liter supraflüssiges Helium, die gezielt verdunsten. Dieser Vorrat begrenzt die Missionsdauer des Teleskops. «Das Helium wird nach etwa 3,5 Jahren alle sein», sagt Poglitsch. Ist das Kühlmittel aufgebraucht, erwärmt sich das Teleskop und wird unbrauchbar.
Im Tandem mit dem Superteleskop wird auch der ESA-Satellit «Planck» ins All starten, der das «Echo des Urknalls» so genau vermessen soll wie nie zuvor. Winzige Schwankungen in dieser bemerkenswert gleichmässigen kosmischen Hintergrundstrahlung spiegeln bereits die Saat künftiger Galaxienhaufen wider.
Der Aufwand für die beiden Satelliten, die am 14. Mai vom ESA- Weltraumgelände in Kourou, Französisch-Guyana, ins All starten, ist gross. Die ESA beziffert die Kosten für «Herschel» auf rund 1,6 Mrd. Franken, jene für «Planck» auf etwa eine Milliarde.
Schweizer Beitrag
Am Bau der Observatorien waren auch Schweizer Hochschulen und Firmen beteiligt. Für «Herschel» entwickelten Forscher der ETH Zürich und der Fachhochschule Nordwestschweiz beispielsweise die Software zur Auswertung der Daten.
Zu «Planck» steuerte das Raumfahrtunternehmen Oerlikon Space die Teleskopstruktur bei. Und das der Universität Genf angeschlossene «Integral Science Data Centre» war an der Softwareentwicklung beteiligt, wie Oliver Botta vom Bereich Raumfahrt des Staatssekretariats für Bildung und Forschung (SBF) sagte. (sda)