Sri Lanka: Blutbad, Massengräber, Flüchtlinge

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Sri LankaBlutbad, Massengräber, Flüchtlinge

Die Lage in Sri Lanka spitzt sich zu: Bis zu 1000 Zivilpersonen sind nach Angaben eines Arztes bei Artillerieangriffen am Wochenende ums Leben gekommen. Für die eingeschlossenen Zivilisten wird es eng.

Allein 430 Menschen seien tot ins Krankenhaus gebracht worden oder dort ihren Verletzungen erlegen, sagte der Mediziner V. Shanmugarajah am Montag. Viele seien aber fern der Klinik gestorben, die Zahl der Toten liege deshalb weit höher. In der Nähe des Krankenhauses hätten Freiwillige Massengräber ausgehoben, in denen jeweils 50 bis 60 Leichen beigesetzt worden seien.

Gestützt auf Berichte von Augenzeugen gehe er von rund 1000 Toten aus, sagte Shanmugarajah, der im Auftrag der Regierung in dem umkämpften Gebiet im Norden der Insel Ceylon arbeitet. Mehr als 1300 Verletzte seien zur Behandlung ins Krankenhaus gekommen. Wegen fehlender Ärzte und Pfleger hätten viele von ihnen bis zum Montagmorgen nicht behandelt werden können. «Die Todesrate im Krankenhaus steigt, aber wir sind hilflos», sagte Shanmugarajah.

Unabhängige Überprüfung kaum möglich

Bei einer ersten Angriffswelle in der Nacht zum Sonntag wurden den Angaben zufolge mindestens 378 Menschen getötet. Eine zweite Attacke erfolgte am Sonntagabend. Regierung und tamilische Rebellen machten sich gegenseitig verantwortlich. Eine unabhängige Überprüfung der Angaben ist kaum möglich, da die Regierung Journalisten den Zutritt zur Kampfzone verwehrt.

Beobachter der Vereinten Nationen in Sri Lanka verurteilten den Tod von hunderten Menschen als Blutbad, das auch rund 100 Kinder das Leben gekostet habe. Die internationale Organisation habe schon lange vor einer derartigen Eskalation gewarnt, sagte UN-Sprecher Gordon Weiss am Montag. Jetzt sei «dieses Blutbad eine Realität geworden».

Mehrere Menschenrechtsorganisationen, darunter Human Rights Watch und Amnesty International, riefen das grösste Geberland Japan auf, die Vereinten Nationen zum Handeln zu drängen. Der Sicherheitsrat müsse sich umgehend mit dem Konflikt befassen und entsprechende Schritte unternehmen, forderten die Organisationen.

Zehntausende Flüchtlinge eingeschlossen

Im Kampfgebiet leben schätzungsweise 50 000 tamilische Flüchtlinge. Nach UN-Angaben wurden bei der Offensive gegen die Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) allein in den ersten drei Monaten des Jahres fast 6500 Zivilpersonen getötet. Die Regierung und Menschenrechtsorganisationen werfen den LTTE vor, die Menschen als Schutzschilde zu missbrauchen.

Die Hilfsorganisation Malteser International erklärte am Montag in Köln, die hygienischen Zustände in den überfüllten Flüchtlingslagern seien katastrophal und müssten dringend verbessert werden. «Dafür benötigen wir finanzielle Unterstützung», sagte Sri-Lanka-Referent Jürgen Clemens. Caritas international gab unterdessen den Tod eines Fahrers der Caritas Sri Lanka bekannt. Der 26-Jährige sei am Freitag in der sogenannten Sicherheitszone getötet worden, die Zivilpersonen als Zufluchtsgebiet dienen soll.

Die LTTE kämpfen seit 1983 für einen eigenen Staat der Tamilen. Der Konflikt hat schon mehr als 75 000 Menschen das Leben gekostet. In den vergangenen Wochen haben die Regierungstruppen die Rebellen auf einen rund vier Kilometer langen Streifen an der Nordostküste der Insel Ceylon zurückgedrängt. (sda)

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