Blutiger Samstag in Irak

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Blutiger Samstag in Irak

Trotz Ausgangssperre in Bagdad und drei irakischen Provinzen reisst die Serie der Gewalt im Irak nicht ab. Bei Anschlägen und Angriffen vor allem auf schiitische Ziele wurden über 30 Menschen getötet.

Bei einem Autobombenanschlag in Kerbela, 100 Kilometer südlich von Bagdad, wurden nach Spitalangaben 5 Menschen getötet und über 50 verletzt. Passanten hätten die Polizei gerufen, weil ihnen ein verdächtiger Wagen aufgefallen war, sagte Polizeichef Rasek el Tai dem Fernsehsender El Irakija. Als die Polizisten eintrafen, sei die Bombe explodiert.

Bei der Beisetzung einer am Donnerstag getöteten irakischen Journalistin des Fernsehsenders El Arabija wurden nach Angaben von Sicherheitskräften drei Soldaten getötet und fünf Menschen verletzt.

Demnach kam es zu einer Schiesserei, als der Trauerzug am Haus des Chefs des sunnitischen Ulema-Rats vorbeizog, weil dessen Leibwächter den Aufmarsch für eine Polizeirazzia hielt. Dabei wurde ein Soldat getötet. Zwei weitere kamen ums Leben, als nach der Bestattung eine Autobombe explodierte, wie ein Mitarbeiter des Innenministeriums sagte.

Zwölf Bauern erschossen

Nahe Bakuba wurden zwölf sunnitische und schiitische Bauern erschossen aufgefunden. Die Leichen wurden von Angehörigen gefunden. Wenig später teilte ein Vertreter des Innenministeriums mit, dass im Süden der irakischen Hauptstadt US-Soldaten 14 tote irakische Polizisten entdeckt hätten.

In Tasa Chormatu bei Kirkuk wurde ein Schiiten-Heiligtum mit dem Grabmal des Imams Rida durch einen Sprengstoffanschlag beschädigt. Am Freitagabend schlugen südlich von Bagdad zwei Mörsergranaten in der Nähe des Grabmals von Salman el Farsi ein, der von Schiiten und Sunniten gleichermassen verehrt wird.

Sechs Festnahmen

Nach dem Anschlag auf die Goldene Moschee in Samarra am Mittwoch nahm die Polizei sechs Verdächtige fest.

Das Attentat hatte den Irak an den Rand eines Bürgerkriegs gebracht, seither wurden mindestens 170 Menschen getötet, die meisten vermutlich Sunniten.

Ministerpräsident Ibrahim Dschafari verlängerte die Ausgangssperren in Bagdad und den Nachbarprovinzen Dijala, Babylon und Salaheddin, wo Samarra liegt, zunächst bis Samstag 16.00 Uhr (14.00 Uhr MEZ).

Zudem wurde von Sonntagmorgen um 06.00 Uhr (Ortszeit) an ein 24- stündiges Fahrverbot für die irakische Hauptstadt erlassen, wie das Innenministerium mitteilte. Die US-Armee stationierte Soldaten an besonders sensiblen Punkten im Grossraum Bagdad.

Die irakische Regierung will notfalls Militär einsetzen, um einen Bürgerkrieg abzuwenden. Es werde an den Einsatz von Panzern gedacht, da die Gefahr eines «unendlichen Bürgerkriegs» bestehe, sagte Verteidigungsminister Saadun el Dulaimi.

El Sadr schliesst Frieden mit Sunniten

Mit der sunnitischen Führung schloss der radikale Schiitenführer Muktada el Sadr symbolisch Frieden. Seine durch vier Scheichs vertretene Bewegung besiegelte am Samstag einen «Ehrenpakt» mit dem Komitee der Ulemas, der wichtigsten religiösen Organisation der Sunniten.

Der Pakt sieht das Verbot «aller Angriffe auf Kultstätten und Blutvergiessen» vor, wie aus einem in der Moschee verteilten Text hervorging. Zudem verurteilt er alle Taten, die zur Spaltung der Gläubigen führen.

(sda)

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