Böhse-Onkelz- Soloplatte: Das alte Lied

Aktualisiert

Böhse-Onkelz- Soloplatte: Das alte Lied

Der Frontmann der ehemaligen Rockband Böhse Onkelz kokettiert auf seinem neuen Album mit der Nazi-Zeit. Mit Erfolg.

Die «Süddeutsche Zeitung» nennt ihn ein «doppelzüngiges Monster»: Die Rede ist von Stephan Weidner, ehemals Führer der Rock-Band Böhse Onkelz. Der Grund: «Der W.», wie sich Weidner als Musiker nennt, kokettiert auf seinem neuen Album «Höher, schneller, Weidner» mit der Nazi-Zeit. «Es triumphiert der Wille», heisst es in einem Lied, was an den Propaganda-Film «Triumph des Willens» von Nazi-Filmerin Leni Riefenstahl erinnert. Damit nicht genug: Weidner singt mit rollendem 'R' Zeilen wie «Wir zeugen Krieger» und braucht Ausdrücke wie «Geschichtenhasser».

Das lässt alte Erinnerungen wach werden: Weidners Ex-Band, die Böhsen Onkelz, hat eine dunkle Geschichte, die in den 80er-Jahren mit kahl rasierten Köpfen, Skinhead-Look und Liedern wie «Türken raus» oder «Deutschland den Deutschen» begann. Nachdem ihr Album «Der nette Mann» in Deutschland auf dem Index für neonazistische, Gewalt verherrlichende und sexistische Inhalte gelandet war, distanzierte sich die Band von ihrer Vergangenheit. In den 90er-Jahren verkauften die angeblich geläuterten Onkelz mehrere Millionen Tonträger.

2005 kam es noch einmal zu einer Anzeige, weil die Band verbotene Lieder an einem Konzert spielte, worauf sich die Band auflöste. Vor kurzem erst versuchte sich Stephan Weidner im deutschen Magazin «Spiegel» als Medienopfer zu präsentieren. In der Tat konnte sich die Band bei der breiten Öffentlichkeit nie ganz vom Nazi-Mief befreien. Doch hätten die Böhsen Onkelz überhaupt noch Platten verkauft, wenn sie nicht stets mit dem Reiz des Verbotenen gespielt hätten? Die Frage stellt sich auch bei Weidner: Sein neues Album - Anleihen bei der Nazizeit inklusive - stieg direkt in die Top-Ten der deutschen Charts ein.

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