Schuldenkrise: Börsen skeptisch gegenüber Rom und Athen

Aktualisiert

SchuldenkriseBörsen skeptisch gegenüber Rom und Athen

Die internationalen Finanzmärkte ignorieren den politischen Neustart in Italien und Griechenland. Die Zinsen für Staatsanleihen steigen in vielen Euroländern weiter an.

Die Eurokrise ist noch nicht gelöst.

Die Eurokrise ist noch nicht gelöst.

Ungeachtet politischer Beruhigung in Griechenland und Italien reagieren die internationalen Finanzmärkte zunehmend nervös. Die Zinsen für Staatsanleihen der Problemstaaten stiegen am Mittwoch zeitweise über kritische Marken. Die Europäische Zentralbank (EZB) kaufte Anleihen von Portugal, Spanien und Italien.

In Italien bildete Mario Monti eine neue Regierung, die am Nachmittag vereidigt werden sollte. Der frühere EZB-Vizechef nimmt darin nicht nur das Amt des Ministerpräsidenten, sondern auch das des Wirtschaftsministers wahr. Er kann mit breiter Unterstützung im Parlament rechnen.

Auch in Griechenland stabilisierte sich die Regierung von Ministerpräsident Lukas Papademos weiter. Es galt als sicher, dass sie eine für den späten Nachmittag angesetzte Vertrauensabstimmung im Parlament gewinnt, da Papademos die Unterstützung der beiden grössten Parteien, Sozialisten und Konservative, geniesst.

Italienische Anleihen kurzzeitig wieder über sieben Prozent

Die Risikoaufschläge für italienische Staatsanleihen stiegen kurzzeitig über die kritische Zinsmarke von sieben Prozent. Sie eröffneten mit 7,13 Prozent, bevor sie auf 6,82 Prozent zurückfielen. Spanische Anleihen stiegen auf 6,33 Prozent und gaben dann auf 6,25 Prozent nach. Die Entwicklung deutscher Anleihen war gegenläufig. Sie eröffneten mit 1,75 Prozent und stiegen dann auf 1,81 Prozent. Händlern zufolge kaufte die EZB italienische, spanische und portugiesische Staatsanleihen, um die Zinsen zu drücken.

Auch die Zinsen für die soliden französischen, österreichischen, finnischen und niederländischen Staatsanleihen verzeichneten in dieser Woche die höchsten Stände seit Bestehen der Währungsunion. Die Rendite zehnjähriger französischer Papiere lag am Mittwochvormittag bei 3,58 Prozent. Österreichische Papiere brachten 3,53 Prozent und finnische Papiere 2,47 Prozent.

Allianz wittert Absprachen im Handel mit Staatsanleihen

Über den Umfang der Anleihekäufe der EZB am Mittwoch gab es wie immer zunächst keine offiziellen Angaben. Am Montag hatte die EZB mitgeteilt, in der Vorwoche trotz der Verschärfung der Staatskrisen in Griechenland und Italien nur etwa halb so viele Anleihen wie in der ersten Novemberwoche gekauft zu haben. Seit Mai 2010 hat die EZB damit Anleihen im Gesamtwert von über 185 Milliarden Euro an den Märkten aufgekauft.

Der Versicherungskonzern Allianz forderte eine Untersuchung zu möglichen Absprachen im Handel mit europäischen Staatsanleihen. Langfristig orientierte Investoren wie die Allianz könnten derzeit nur schwer Staatsanleihen kaufen, sagte Finanzvorstand Oliver Bäte. Das liege an möglichen Absprachen sehr kurzfristig orientierter Marktteilnehmer und führe zu einem Teufelskreis: Der Markt bleibe Investoren überlassen, die von den «Marktverwerfungen» profitieren. (dapd)

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