Bohlen: Hat Anders ihn doch betrogen?

Aktualisiert

Bohlen: Hat Anders ihn doch betrogen?

Im Rechtsstreit zwischen Thomas Anders und Dieter Bohlen um dessen Buch «Hinter den Kulissen» hat das Berliner Landgericht am Donnerstag das Hauptsacheverfahren eröffnet.

Anders hatte bereits kurz vor Erscheinen des Buchs Anfang Oktober Einstweilige Verfügungen gegen den Verlag Random House und den Hörbuch-Produzenten BMG erwirkt. Darin warf Bohlen seinem Expartner und dessen Tourmanager vor, bei der Modern-Talking-Tournee 2002 mit falschen Abrechnungen betrügerisch kassiert zu haben.

Der Justiziar des Verlags Random House, Rainer Dresen, legte in dem Prozess als Beweisstück einen Kalkulationszettel von Anders und dem Tourmanager vor, auf dem unter anderem zehn Mal Flugkosten und Bodyguard-Löhne abgerechnet worden seien, obwohl diese Kosten tatsächlich nicht entstanden sein sollen. Aus der Unterlage gehe hervor, dass Thomas Anders an der Kalkulation mitgewirkt und eine Kopie erhalten habe, erklärte Dresen. Der Sänger bestreite dies jedoch. Der Verlagsanwalt beantragte, dass der Tourmanager als Zeuge gehört wird.

Random House habe inzwischen kein Interesse mehr daran, die verbotenen Passagen in Bohlens Buch drucken zu dürfen, erklärte Dresen. Aber es solle klargestellt werden, dass es sich nicht um falsche Anschuldigungen handele. Thomas Anders habe in der Opferrolle die Sympathie der Medien erworben und jetzt «die beste Zeit seines Lebens», sagte Dresen. Das widerspreche seiner möglichen Absicht, nach der Entscheidung des Berliner Gerichts Schmerzensgeld zu fordern. «So etwas kommt nicht in Frage, weil keine Schmerzen eingetreten sind», sagte der Rechtsanwalt. Er warf Anders vor, ihm gehe es mit dem Verfahren nur um Medienpräsenz. Die entsprechenden Passagen seien längst aus der zweiten Auflage, die nur drei Wochen nach der ersten erschienen sei, gestrichen worden. Ein Vergleichangebot des Verlags hatte Anders bereits abgelehnt.

Das umstrittene Buch war Anfang Oktober zunächst trotz der Einstweiligen Verfügung verkauft worden. Auf der Frankfurter Buchmesse wurden die verbotenen Passagen geschwärzt. Mittlerweile ging es nach Verlagsangaben rund 400.000 Mal über den Ladentisch. Im Herbst soll die Taschenbuchausgabe erscheinen.

Thomas Anders' Managerin Gaby Allendorf sagte: «Natürlich wollen wir ein Schmerzensgeld erreichen.» Auch wenn der Verlag die entsprechenden Passagen in der zweiten Auflage herausgenommen habe, sei mit den Schlagzeilen über Anders geworben und in der Folge Geld verdient worden. So habe Random House das Buch besser vermarkten können. «Bohlen hat auf dem Rücken von Anders Geld verdient.» Auf die Höhe der Schmerzensgeldforderung wollte sich Allendorf nicht festlegen. (dapd)

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