Riesiger AnsturmBrack-Chef bittet Kunden, weniger zu bestellen
Dass er sich mal weniger Bestellungen wünscht, hätte Roland Brack nicht erwartet. Doch die Corona-Krise setzt seinen Onlineshop unter Druck.
- von
- rkn
«So eine Situation haben wir noch nie erlebt», sagt Roland Brack im Interview. (Video: Andri Silberschmidt/RKN)
Der grosse Ansturm von Shoppern macht dem Onlinehändler Brack.ch zu schaffen: «Wir ertrinken fast in Bestellungen», sagte Gründer Roland Brack kürzlich in einem Instagram-Interview mit dem Zürcher FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt (siehe Video oben). Zum Schluss bat der Unternehmer die Zuschauer gar: «Bestellt nicht so viel.»
Brack habe sich kaum vorstellen können, dass er sich mal wünschen würde, dass weniger Bestellungen reinkommen. Doch beim Onlinehändler herrsche derzeit der totale Ausnahmezustand: «Es kommen jeden Tag viel mehr Bestellungen rein, als wir ausliefern können.»
«Natürlich habe ich Verständnis dafür, dass die Menschen nun viele Dinge bestellen, die sie woanders nicht mehr erhalten», sagt Brack zu 20 Minuten. Sein Betrieb fahre die Kapazitäten darum täglich weiter hoch.
Zehn neue Mitarbeiter pro Tag
Im Logistikzentrum in Willisau kommen täglich zehn neue Mitarbeiter zum Einsatz, um das erhöhte Bestellvolumen zu bewältigen – erschwert werde die Lage dadurch, dass viele bisherige Mitarbeiter zur Risikogruppe gehören und nicht mehr ins Lager kommen können. Gerne würde Brack mehr neue Leute auf einmal einstellen, aber es sei nicht möglich, so viele neue Mitarbeiter gleichzeitig einzuarbeiten.
Auch die IT des Händlers wird an ihre Grenzen getrieben, da sie nicht für solche Bestellvolumen entwickelt worden sei. Hier arbeite man mit Hochdruck an Verbesserungen.
Kein WC-Papier mehr im Angebot
Als Reaktion auf die Bestellungen hat Brack.ch bestimmte Produkte ausgelistet. Darunter etwa WC-Papier: «Wenn wir uns die ganze Logistik mit WC-Papier zustellen, macht das objektiv gesehen keinen Sinn.» Brack ist überzeugt, dass Grossverteiler wie Migros und Coop der Nachfrage bei diesen Produkten nachkommen können.
Was seinen eigenen Shop angeht, bittet der Unternehmer die Kunden um Geduld, wenn sie etwas bestellen: «Wir arbeiten daran», versicherte er zum Schluss des Gesprächs. Ausschnitte aus dem Interview mit Roland Brack siehst du im Video oben.
Trotz seiner Bitte an die Kunden, weniger zu kaufen, erwartet Brack keinen Rückgang bei den Bestellungen. Er geht davon aus, dass sein Unternehmen diese Woche genügend Leistung aufbauen kann, um zumindest so viele Bestellungen verarbeiten zu können, wie derzeit neue reinkommen. «Bis die Rückstände abgebaut sind, wird es aber länger dauern.»
Auch andere Händler kämpfen gegen Verzögerungen
Auch bei anderen Schweizer Onlinehändlern werden die Kunden darauf hingewiesen, dass es zu Verzögerungen bei der Lieferung kommen kann. Bei Digitec und Galaxus dauert die Lieferung derzeit etwa zwei Tage länger als üblich, wie ein Sprecher zu 20 Minuten sagt. Man könne den Rückstand aber bereits langsam abbauen.
Dies, weil der grösste Schweizer Onlinehändler innert zwei Wochen die Belegschaft um 200 Arbeitskräfte aufgestockt habe: «Am Montag hatten 90 Kolleginnen und Kollegen ihren ersten Arbeitstag in unserem Warenlager in Wohlen.» Rund 20 Stellen seien derzeit noch offen – die Firma suche Fachkräfte für den Wareneingang.