Unter Protesten: «Ein Giftpaket» – Brasilien versenkt maroden Flugzeugträger im Atlantik

Aktualisiert

Unter Protesten«Ein Giftpaket» – Brasilien versenkt maroden Flugzeugträger im Atlantik

Monatelang war das frühere Kriegsschiff im Meer herumgeirrt. Dann beschloss die brasilianische Regierung, es loszuwerden. Doch das gelang nicht – bis jetzt.

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Das Schiff stand unter dem Namen Foch 37 Jahre lang in den Diensten der französischen Marine. (Archivbild)

Das Schiff stand unter dem Namen Foch 37 Jahre lang in den Diensten der französischen Marine. (Archivbild)

AFP/Brazilian Navy
Nach dem Kauf durch Brasilien wurde der Flugzeugträger in São Paulo umgetauft.

Nach dem Kauf durch Brasilien wurde der Flugzeugträger in São Paulo umgetauft.

AFP
Nun wurde das marode Schiff im Atlantik versenkt.

Nun wurde das marode Schiff im Atlantik versenkt.

AFP/Brazilian Navy

Darum gehts

  • Brasilien hat einen 60 Jahre alten Flugzeugträger im Meer versenkt.

  • Umweltorganisationen sprechen von einem «Umweltvergehen».

  • Am ausgewählten Ort betrage die Meerestiefe rund 5000 Meter, rechtfertigt sich die brasilianische Marine.

Ungeachtet der Proteste von Umweltschützern hat Brasilien einen höchst maroden früheren Flugzeugträger im Atlantik versenkt. Das sechs Jahrzehnte alte Kriegsschiff sei am Freitagnachmittag etwa 350 Kilometer vor der Küste des Landes «kontrolliert» versenkt worden, teilte die brasilianische Marine mit. An dem ausgewählten Ort betrage die Meerestiefe rund 5000 Meter. 

Das frühere Kriegsschiff war zuvor monatelang im Atlantik herumgeirrt. Die Ankündigung Brasiliens, es zu versenken, hatte zu heftigen Protesten geführt. Umweltorganisationen sprachen von einem «Umweltvergehen». Robin Wood bezeichnete den ehemaligen Flugzeugträger als «30’000 Tonnen schweres Giftpaket». Auch die brasilianische Bundesstaatsanwaltschaft hatte eine Vielzahl von Gerichtsverfahren angestrengt, um die Versenkung noch zu verhindern. Noch in dieser Woche hatte die Behörde erklärt, der Flugzeugträger enthalte derzeit «9,6 Tonnen Asbest» sowie «644 Tonnen Tinte und andere gefährliche Materialien».

Gemeinsame Erklärung von Greenpeace und Sea Shepherd

Die Nichtregierungsorganisation Basel Action Network hatte den brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva aufgefordert, die «gefährliche» Versenkung sofort zu stoppen. Lula hatte vor seinem Amtsantritt Anfang Januar eine umweltpolitische Kehrtwende im Vergleich zu seinem rechtsradikalen Vorgänger Jair Bolsonaro versprochen. Nach der Versenkung veröffentlichten das Basel Action Network und die Umweltschutzorganisationen Greenpeace und Sea Shepherd eine gemeinsame Erklärung, in der sie Brasilien vorwarfen, durch die Versenkung «drei internationale Verträge» verletzt und der Meeresumwelt sowie Küstenbewohnern «unermesslichen» Schaden zugefügt zu haben. Es hätte «umweltpolitisch verantwortungsvolle» Alternativen zur Versenkung gegeben, erklärte Leandro Ramos, Programmdirektor von Greenpeace Brasilien. Doch erneut sei der Schutz der Ozeane vernachlässigt worden.

Das Schiff stand unter dem Namen Foch 37 Jahre lang in den Diensten der französischen Marine. Im Jahr 2000 wurde es von Brasilien gekauft und in São Paulo umbenannt. Das Schiff bereitete bald Probleme, seine Modernisierung wäre jedoch zu teuer gewesen – zumal ein Brand im Jahr 2005 seinen Zustand weiter verschlechterte. Brasilien beschloss, das Schiff loszuwerden. Als das nicht gelang, entschieden sich die Behörden, es zu versenken. 

(AFP/chk)

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