Föderalismus: Braucht es künftig nur noch 12 Kantone?

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FöderalismusBraucht es künftig nur noch 12 Kantone?

Beim Arbeiten, Wohnen oder Einkaufen spielen die Kantonsgrenzen kaum eine Rolle mehr. Braucht es deshalb eine Neuordnung der Schweiz?

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So könnte die Schweiz mit 12 Kantonen laut dem «Raumkonzept Schweiz» aussehen: Der Metropolitanraum Zürich etwa würde die Kantone Zürich, Schaffhausen, Zug, Glarus sowie Teile des Thurgaus, von St. Gallen, Aargau, Luzern und Schwyz umfassen. In dieser Region leben 2,14 Millionen Menschen.

So könnte die Schweiz mit 12 Kantonen laut dem «Raumkonzept Schweiz» aussehen: Der Metropolitanraum Zürich etwa würde die Kantone Zürich, Schaffhausen, Zug, Glarus sowie Teile des Thurgaus, von St. Gallen, Aargau, Luzern und Schwyz umfassen. In dieser Region leben 2,14 Millionen Menschen.

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Grund für die Neueinteilung ist laut NZZ, «dass die Gemeinde- und Kantonsgrenzen beim Arbeiten, Wohnen, Einkaufen, in der Freizeit und der Ausbildung kaum eine Rolle mehr spielen».

Grund für die Neueinteilung ist laut NZZ, «dass die Gemeinde- und Kantonsgrenzen beim Arbeiten, Wohnen, Einkaufen, in der Freizeit und der Ausbildung kaum eine Rolle mehr spielen».

Keystone/Peter Klaunzer
Das zweitgrösste Gebiet nach Einwohnern wäre demnach die Hauptstadtregion Schweiz: Sie beherbergt 1,03 Millionen Menschen und umfasst den heutigen Kanton Bern sowie Teile von Solothurn, Neuenburg, Freiburg und der Waadt.

Das zweitgrösste Gebiet nach Einwohnern wäre demnach die Hauptstadtregion Schweiz: Sie beherbergt 1,03 Millionen Menschen und umfasst den heutigen Kanton Bern sowie Teile von Solothurn, Neuenburg, Freiburg und der Waadt.

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Unterschiedliche Steuersätze, unkoordinierte Schulferien oder explodierende Gesundheitskosten, weil jeder Kanton eigene Spitäler betreibt: Der «Kantönligeist» hat in der Schweiz nicht nur Tradition, er sorgt auch für handfeste Probleme.

Welchen Kanton würden Sie abschaffen? Und wie würden Sie die neuen Kantone nennen? Schreiben Sie uns!

Darum wirft die NZZ die Frage auf, inwiefern die heutige Raumaufteilung mit 26 Kantonen und 2255 Gemeinden überholt ist: «Inzwischen spielt sich das Leben der heute 8,14 Millionen Bewohner jedoch längst in ganz anderen räumlichen Bezügen ab. Beim Arbeiten, Wohnen, Einkaufen, in der Freizeit und der Ausbildung spielen Gemeinde- und Kantonsgrenzen kaum mehr eine Rolle», schreibt die Zeitung in ihrer Ausgabe vom Mittwoch.

Sind zwölf statt 26 Kantone die Lösung?

Und auch die Konferenz der Kantonsregierungen fragt sich an ihrer Föderalismustagung im Oktober: «Wird die Schweiz in 50 Jahren immer noch föderalistisch sein?»

Als neue Gebietseinteilung wird das Raumkonzept Schweiz herangezogen. Dabei würde die Schweiz in zwölf Regionen eingeteilt, die in den Bereichen Verkehr, Wirtschaft oder Bildung vernetzt sind (Einteilung siehe Box).

Zürich würde sich Schaffhausen und Zug einverleiben

Der Metropolitanraum Zürich etwa würde die Kantone Zürich, Schaffhausen, Zug, Glarus sowie Teile des Thurgaus, von St. Gallen, Aargau, Luzern und Schwyz umfassen. In dieser Region leben 2,14 Millionen Menschen.

Das zweitgrösste Gebiet nach Einwohnern wäre die Hauptstadtregion Schweiz: Sie beherbergt 1,03 Millionen Menschen und umfasst den heutigen Kanton Bern sowie Teile von Solothurn, Neuenburg, Freiburg und der Waadt.

Bisherige Neueinteilungen der Kantone waren chancenlos

Die Neueinteilung der föderalistischen Kantonsstrukturen steht in der Politik regelmässig auf der Agenda: Bereits Anfang der 2000er-Jahre kritisierten die Grünen «die 26 Lösungen für alles». Die Kritik zielte auch auf die Kantonsbündnisse ab, mittels derer die Kantone ihre Unterschiede zu harmonisieren versuchen. Heute gibt es 15 Direktorenkonferenzen und sechs regionale Regierungskonferenzen, die die Zusammenarbeit der Kantone organisieren.

«Mit immer mehr Regierungskonferenzen und Konkordaten wird eine zusätzliche Ebene zwischen Kantonen und Bund installiert», kritisierten die Grünen damals. «Die Technokraten und Regierungen werden stärker, Parlamente werden zu Kopfnicker-Gremien degradiert.» Die Forderung blieb jedoch chancenlos und wurde im Nationalrat versenkt.

Die 12-Kantone-Schweiz:

Metropolitanraum Zürich

Der Raum Zürich würde laut NZZ die Kantone Zürich, Schaffhausen, Zug, Glarus sowie Teile des Thurgaus, von St. Gallen, Aargau, Luzern und Schwyz umfassen. In dieser Region leben 2,14 Millionen Menschen.

Metropolitanraum Basel

Der Raum umfasst im Kern Basel-Stadt und Basel-Landschaft sowie Teile der Kantone Aargau, Jura und Solothurn. Er zählt 566'000 Einwohner und strahlt bis nach Südbaden und ins Elsass aus.

Métropole Lémanique

Diese Region mit Genf und Lausanne erstreckt sich über die Kantone Genf und Waadt sowie Teile der Kantone Freiburg und Wallis und beherbergt 1,22 Millionen Menschen.

Hauptstadtregion Schweiz

Diese Region umfasst den grössten Teil des Kantons Bern sowie Teile von Solothurn, Neuenburg, Freiburg und der Waadt, strahlt bis ins Wallis und zur Jurakette aus und zählt 1,03 Millionen Menschen, wie die NZZ schreibt.

Luzern

Umfasst den Kern Luzerns und erstreckt sich auf die Kantone Luzern, Nid- und Obwalden sowie Teile von Schwyz und des Aargaus, mit Ausläufern Richtung Uri, Bern und Zürich. Sie umfasst 466'000 Menschen.

Città Ticino

Umschliesst die Agglomerationen Lugano, Chiasso-Mendrisio, Locarno und Bellinzona mit 320'000 Einwohnern und strahlt bis zum Gotthard, ins Misox und in die Lombardei aus.

Jurabogen

Zum inneren Bereich dieses Raums mit 394'000 Menschen gehören die Kantone Jura und Neuenburg sowie der Waadtländer und der Berner Jura, mit Raumwirkungen bis nach Basel-Landschaft und Solothurn.

Aareland

Den Kern bilden die Agglomerationen Aarau, Olten und Zofingen, mit Ausdehnung hin zum nördlichen Jura, ins Limmattal und gegen Luzern. Dieser Raum umfasst 333'000 Menschen.

Nordostschweiz

Der Raum mit 588'000 Bewohnern umfasst den Grossteil des Kantons St. Gallen, Appenzell und Teile des Thurgaus. Er wirkt bis nach Liechtenstein, Vorarlberg und zur deutschen Bodenseeregion.

Gotthard

Am dünnsten besiedelt ist mit 126'000 Menschen der Gotthard-Raum, der nach dem Muster des «Sattelstaates» Transitwege und Pässe umschliesst und damit mit unscharfen Rändern Uri, Teile des Tessins und von Graubünden, das Goms sowie Teile von Ob- und Nidwalden und Bern umfasst.

Westalpen

Dieser Raum mit 442'000 Menschen besteht aus dem Grossteil des Wallis, den Waadtländer Alpen und dem Berner Oberland. Er reicht bis zu den Freiburger Alpen und strahlt aus in die französischen und die italienischen Grenzregionen.

Ostalpen

Dieser Handlungsraum mit 250'000 Einwohnern entspricht laut NZZ hauptsächlich dem Kanton Graubünden, mit funktionalen und sprachlichen Abgrenzungen Richtung Tessin und St. Gallen.

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