Kein Food-Waste: Brauerei stellt jetzt Pizza aus Bier-Resten her

Publiziert

Kein Food-WasteBrauerei stellt jetzt Pizza aus Bier-Resten her

Eine Appenzeller Brauerei macht aus gebrauchtem Malz Pizza und Panettone. Mit den Brauabfällen könnte die ganze Schweiz versorgt werden.

von
Barbara Scherer
1 / 9
Die Pizza aus Bierresten gibt es in herkömmlicher, vegetarischer und sogar in veganer Ausführung.

Die Pizza aus Bierresten gibt es in herkömmlicher, vegetarischer und sogar in veganer Ausführung.

Brauerei Locher
Hergestellt wird sie von der Appenzeller Brauerei Locher. Diese ist bekannt für das Quöllfrisch-Bier.

Hergestellt wird sie von der Appenzeller Brauerei Locher. Diese ist bekannt für das Quöllfrisch-Bier.

KEYSTONE
Mit der neuen Fertigpizza will die Brauerei Food-Waste bekämpfen.

Mit der neuen Fertigpizza will die Brauerei Food-Waste bekämpfen.

KEYSTONE

Darum gehts

  • Die Appenzeller Brauerei Locher stellt Fertigpizza aus Bierresten her.
  • Aus den Brauabfällen könnten rund 20 Tonnen Pizza gemacht werden.
  • Ziel der Appenzeller Brauerei ist es, alle Reste wiederzuverwerten.

Pizza hergestellt aus Bier: In der Appenzeller Brauerei Locher ist das Realität. Die Brauerei, die für Quöllfrisch und Appenzeller Bier bekannt ist, stellt jetzt Fertigpizza aus Bierabfällen her. Damit soll der Food-Waste beim Bierbrauen reduziert werden.

«Im Moment verkaufen wir etwa 400 Pizzas pro Woche», sagt Karl Locher, Mitinhaber der Brauerei, zu 20 Minuten. Dabei ist das Produkt erst seit zwei Wochen auf dem Markt. Verkauft wird die Pizza zurzeit nur in den Läden der Brauerei und im Onlineshop.

Ganze Schweiz mit Pizzas versorgen

Der Pizzateig besteht aus Brauhefe, Malzresten, unvergorenem Bier und Treber (siehe Box). Jeden Tag fallen in der Appenzeller Brauerei rund 10 Tonnen Treber an. «Daraus könnte man wohl bis zu 20 Tonnen Pizza herstellen», erklärt Locher. Theoretisch könne die Appenzeller Brauerei wohl die ganze Schweiz mit Pizzas versorgen.

Bisher wurde ein Grossteil des Trebers als Tierfutter verwendet. «Was nicht zu Futter verarbeitet werden konnte, landete auf der Biogasanlage, das hat uns gestört», sagt Locher. Deshalb tüftelte der Bierbrauer schon seit längerem an Ideen, die Bierabfälle wiederzuverwenden.

Alle Brauabfälle werden verwertet

Neben Pizza stellt die Brauerei zudem Panettone und brezelartige Kringel in der hauseigenen Bäckerei her. Seit zwei Jahren gibt es auch Chips aus Biertreber. «Wir wollen alle unsere Reste aus der Brauerei verwerten», so Locher.

So züchtet die Brauerei Locher auch Fische. Diese werden mit Brauabfällen gefüttert. Das Fischfutter bestehe zu 40 Prozent aus Hefe. Abfälle aus der Brauerei, die nicht als Nahrungsmittel aufgearbeitet werden können, werden kompostiert. «Die Erde verwenden wir dann, um Salat zu ziehen.»

80’000 Tonnen Treber schweizweit

Mit seinen Projekten will Bierbrauer Locher auch andere Brauereien animieren, ihre Reste zu verwerten. Schliesslich fallen in der ganzen Schweiz jährlich etwa 80’000 Tonnen Treber an, wie der Schweizer Brauerei-Verband zu 20 Minuten sagt.

Deshalb wurde mit dem Bundesamt für Landwirtschaft eine Leitlinie für den Umgang mit Brauereiabfällen erarbeitet. Das erlaube es den Brauereien, ihre Nebenprodukte als Futtermittel abzugeben. Dies lohne sich auch aus finanzieller Sicht, heisst es vonseiten des Verbands.

Futter, Teig und Energie

Was ist Biertreber?

Beim Bierbrauen fällt laut dem Schweizer Brauerei-Verband vor allem der Treber als Nebenprodukt an. Biertreber besteht aus dem ungelösten Anteil des Gerstenmalzes. 100 Kilogramm Malz ergeben etwa 110 bis 130 Kilogramm Nasstreber. Dieser wird als Futtermittel für Tiere oder zur Herstellung von Brot und Panade verwendet. Zudem kann Treber in Biogasanlagen fermentiert werden. Aus einer Tonne können etwa 230 kWh elektrische Energie erzielt werden. Weitere Nebenprodukte sind Malz- und Getreideabrieb, Heisstrub, Hefe und Geläger. Jedoch in viel kleinerem Ausmass als der Treber.

Deine Meinung

5 Kommentare