Kandersteg: Brite (21) nach Trinkspiel tödlich verunfallt

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KanderstegBrite (21) nach Trinkspiel tödlich verunfallt

Ein junger Mann stürzte im August 2014 aus dem Fenster eines Pfadizentrums in Kandersteg und starb. Zuvor hatte er an Trinkspielen teilgenommen.

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smü
Im internationalen Pfadizentrum in Kandersteg verunfallte der junge Mann.

Im internationalen Pfadizentrum in Kandersteg verunfallte der junge Mann.

Eine Gruppe englischer Pfadfinder feierte am 1. August 2014 den Schweizer Nationalfeiertag im Pfadfinderzentrum in Kandersteg. Dabei dürfte der Alkohol in Strömen geflossen sein – auf dem Programm standen dabei auch die Trinkspiele Power Hour und Ring of Fire.

Am Wetttrinken nahm auch der 21-jährige J.* teil. Kurze Zeit später war er tot. «Im Leiterraum wurden Gruppenspiele abgehalten und J. trank grosse Mengen – mehrheitlich Bier», steht in der Ermittlungsakte, die dem englischen Newsportal Lincolnshireecho.co.uk vorliegt. Beim Spiel Power Hour wird während einer Stunde jede Minute ein Shot Bier getrunken – zweieinhalb Liter kommen während dieser Zeit zusammen.

Fenstersturz war Unfall

Gegen 3 Uhr morgens verliess der 24-Jährige offenbar die Gruppe und ging in sein Zimmer. Dort stürzte er dann aus dem Fenster acht Meter in die Tiefe. Seine Verletzungen waren derart schwer, dass er wenige Tage später im Spital verstarb. In seinem Blut fanden die Ärzte hohe Mengen an Alkohol: «Der Alkoholgehalt im Körper von J. entsprach elf Standarddrinks», wird ein englischer Rechtsmediziner zitiert. Der Schluss liege nahe, dass der junge Mann nach dem Öffnen des Fensters den Halt verlor und stürzte. «Es war ein tragischer Unfall», so der Rechtsmediziner.

Laut seinen Eltern wollte J. nach der bestandenen Mathematik-Matura ein Zwischenjahr einlegen und startete dieses beim freiwilligen Pfadfinder-Einsatz in Kandersteg.

Die zuständige Berner Staatsanwaltschaft teilt auf Anfrage mit, das Verfahren sei im Dezember 2014 eingestellt worden.

*Name der Redaktion bekannt

Massnahmen gegen Kampftrinker

Parties und exzessiver Alkoholkonsum gehören für viele junge Globetrotter zum Programm. So treffen auch im Berner Oberland junge Leute aus aller Welt zusammen, um gemeinsam über die Stränge zu schlagen. «Wir haben immer wieder Probleme mit alkoholisierten Gästen», so Richard Milde von der Interlakner Herberge Balmer's. Dagegen hat sich die weltweit bekannte Herberge gerüstet: «Während Wochenendnächten und bei vollem Haus ist rund um die Uhr ein Hotelmitarbeiter vor Ort, um die Lage im Griff zu halten. Bei dieser Kontrolle braucht es manchmal eine harte Hand, aber auch Fingerspitzengefühl.» Im Untergeschoss der Herberge befindet sich auch ein Club: «Dort hält sich die Security bereit, die eine Eskalation gleich im Voraus eindämmen kann.»

Beim Backpackers Hotel Glocke in Bern hält sich der Alkoholkonsum allgemein in Grenzen. «Wir haben ein sehr gemischtes Publikum», so der dortige Gastgeber Michel Farine. Um den Konsum gar nicht erst anzukurbeln, wird den jungen Reisenden der Alkohol weniger zugänglich gemacht. «Wir haben ein sehr kleines Angebot an Bier und Wein, hochprozentigere Spirituosen stehen gar nicht erst auf der Getränkekarte.» miw

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