GrossbritannienDas passiert, wenn du 40’000 Ecstasy-Pillen konsumierst
Zu Höchstzeiten nahm «Mister A» bis zu 25 Tabletten am Tag ein. Durch seinen extremen Konsum wurde er zum Subjekt einer wissenschaftlichen Studie. Jahre später meldet sich der Autor der Studie zu Wort.
- von
- Dominik Fischer
Darum gehts
Der Fall eines britischen Mannes, der über neun Jahre täglich MDMA konsumierte, wurde im Jahr 2006 in einer Studie geschildert.
Nun äussert sich der Autor der Studie in einem Interview zu Wort.
Wie es dem Mann heute geht und wo er sich aufhält, ist unbekannt.
Noch immer treibt der aussergewöhnliche Fall eines Mannes aus England Forschende um: Zwischen dem Alter von 21 und 30 Jahren nahm der Brite insgesamt etwa 40’000 Pillen Ecstasy ein. Zuvor lag der Rekord für die höchste verzeichnete lebenslange Einnahme bei «nur» 2000 Pillen.
Im Jahr 2006 wurde der merkwürdige Fall in einem Wissenschaftsjournal veröffentlicht. Damals war der Mann, den die Forscher stets als «Mister A» bezeichnen, 37 Jahre alt und hatte mit dem Drogenkonsum seit sieben Jahren aufgehört. Nun hat der Autor der damaligen Studie, Dr. Christos Kouimtsidis, ein Interview gegeben.
Mister A konsumierte «durchschnittlich 25 Tabletten pro Tag»
In dem Forschungsbericht über den «Mister A» hiess es: «In den ersten zwei Jahren nahm er jedes Wochenende fünf Tabletten ein. In den folgenden drei Jahren stieg die Einnahme auf durchschnittlich dreieinhalb Tabletten pro Tag und in den folgenden vier Jahren auf durchschnittlich 25 Tabletten pro Tag.» «Mister A» habe leichten Zugang zu Ecstasy gehabt, sei stark in der Clubszene involiert gewesen und versorgte stets sich und andere Gäste mit der Droge.
Als er den Drogenkonsum stoppte, war so viel Ecstasy in seinem Körper, dass er noch «für mehrere Monate high» war, wie Kouimtsidis gegenüber dem Magazin «Theface.com» erzählte. Während seines Entzugs hätte der Mann jedoch «keine gute Zeit gehabt». So erlitt er in der Zeit «schwere Panikattacken, wiederkehrende Angstzustände, Depressionen, Muskelsteifheit, funktionelle Halluzinationen und paranoide Gedanken».
Das Hauptproblem, das für den Mann durch den intensiven Drogenkonsum entstanden sei, sind seine Gedächtnisprobleme, so Kouimtsidis. So habe er unter «zeitlicher Desorientierung, Konzentrationsschwäche und Schwierigkeiten mit dem Kurzzeitgedächtnis» gelitten. Diese Symptome seien «mit Sicherheit auf den starken Konsum von Ecstasy über einen längeren Zeitraum zurückführen».
«Müssen vorsichtig sein, wie wir diese Extremfälle behandeln»
Gleichzeitig sei es schwer, von dem Fall des «Mister A» Erkenntnisse über MDMA und den Drogenkonsum abzuleiten, da es sich um einen «aussergewöhnlichen Fall von übermässigem Konsum über einen längeren Zeitraum» handelte. Der Fall sei ungewöhnlich, da Menschen normalerweise keine Abhängigkeit vom MDMA entwickeln würden. «Wir müssen sehr vorsichtig sein, wie wir diese Extremfälle behandeln», so Kouimtsidis. Er fügt an, MDMA sei «weit weniger gefährlich als viele andere Drogen».
Der Brite sei mit seinem täglichen Konsum nicht auf Rausch und Spass ausgewesen, sondern habe die Substanz eingesetzt, um seine Stimmung zu regulieren. Auch Amphetamine, LSD, Kokain, Heroin und Benzodiazepine gehörten demnach zum regelmässigen Konsum des Mannes.
Wie es dem Mann heutzutage geht, ist unklar. Eigentlich wollten die Ärzte den Briten längerfristig in einer Wohneinrichtung für Menschen mit Gedächtnisproblemen unterbringen. Doch der Mann verliess die Einrichtung und meldete sich aus dem Programm ab. «Das ist jetzt 20 Jahre her», so Kouimtsidis.
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Hier findest du Hilfe:
Sucht Schweiz, Tel. 0800 104 104
Safezone.ch, anonyme Onlineberatung bei Suchtfragen
Feel-ok, Informationen für Jugendliche
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