Trimethylaminurie: Britin stinkt trotz Dusche immer nach Fisch

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TrimethylaminurieBritin stinkt trotz Dusche immer nach Fisch

Kelly Fidoe-White hat ein Problem, das niemand ignorieren kann: Sie riecht nach vergammeltem Fisch. Schuld daran ist eine Stoffwechselkrankheit.

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Dass eine Frau nach Fisch riecht, ist ein gängiger und äusserst schlechter Witz. Doch für Kelly Fidoe-White aus Grossbritannien ist das tatsächlich Alltag: Sie stinkt nach altem Fisch – egal, was sie dagegen unternimmt.

Dass eine Frau nach Fisch riecht, ist ein gängiger und äusserst schlechter Witz. Doch für Kelly Fidoe-White aus Grossbritannien ist das tatsächlich Alltag: Sie stinkt nach altem Fisch – egal, was sie dagegen unternimmt.

Screenshot Youtube/Barcroft TV
Schuld an ihrem ungewöhnlichen Problem ist die seltene Stoffwechselerkrankung Trimethylaminurie, auch Fisch-Odor-Syndrom genannt. Den Betroffenen fehlt ein Enzym, das bei Gesunden den Stoff Trimethylamid abbaut.

Schuld an ihrem ungewöhnlichen Problem ist die seltene Stoffwechselerkrankung Trimethylaminurie, auch Fisch-Odor-Syndrom genannt. Den Betroffenen fehlt ein Enzym, das bei Gesunden den Stoff Trimethylamid abbaut.

Screenshot Youtube/Barcroft TV
Dieser entsteht im Körper, wenn man Cholin, Carnitin oder Trimethylaminoxid aufnimmt. Die Substanzen sind in zahlreichen Lebensmitteln wie Eiern, Weizenvollkorn, Leber, Sojabohnen (Bild) und Salzwasserfisch enthalten.

Dieser entsteht im Körper, wenn man Cholin, Carnitin oder Trimethylaminoxid aufnimmt. Die Substanzen sind in zahlreichen Lebensmitteln wie Eiern, Weizenvollkorn, Leber, Sojabohnen (Bild) und Salzwasserfisch enthalten.

Keystone/AP/Andre Penner

Hygiene ist für Kelly Fidoe-White aus dem britischen Oldham schon von Berufs wegen wichtig. Sie arbeitet im Spital. Doch die Radiologin muss sich häufiger waschen als andere Menschen. Sie stinkt nämlich nach altem Fisch – egal, was sie unternimmt.

Der penetrante Geruch begleitete sie von Kindesbeinen an und machte ihr schon damals schwer zu schaffen, denn überdecken liess sich dieser nicht.

Ausreden um Ausreden

Den Anfeindungen ihrer Mitschüler begegnete Fidoe-White stets mit Ausreden: «Es kam häufiger vor, dass ich sagte: ‹Ich hatte Fischbrötchen zum Mittagessen›», erzählt sie im Interview mit «Barcroft TV». Trotzdem wurde sie gemobbt.

Deshalb wusch sie sich wie eine Verrückte: «Ich verbrachte wahnsinnig viel Zeit unter der heissen Dusche und schrubbte mich so lange, bis meine Haut ganz rot war», erinnert sich Fidoe-White. Der Geruch ging dennoch nicht weg.

Fehlendes Enzym

Schuld an ihrem ungewöhnlichen Problem ist eine seltene Stoffwechselerkrankung, die sogenannte Trimethylaminurie, auch Fisch-Odor-Syndrom genannt.

Diese geht auf einen Gendefekt zurück: Den Betroffenen fehlt ein Enzym, das bei Gesunden den Stoff Trimethylamid abbaut. Dieser entsteht im menschlichen Körper, wenn dieser Cholin, Carnitin oder Trimethylaminoxid aufnimmt. Die Substanzen sind in zahlreichen Lebensmitteln wie Eiern, Weizenvollkorn, Leber, Sojabohnen und Salzwasserfisch enthalten.

Normalerweise wird dieser in der Leber oxidiert und so geruchlos gemacht. Nicht aber bei Trimethylaminurie-Patienten: Sie sondern ihn über Körperflüssigkeiten wie Schweiss und Urin ab. Auch der Atem kann in Mitleidenschaft gezogen werden.

Keine Heilung möglich

Die Erkrankung ist selten. Weltweit leiden lediglich 300 bis 600 Menschen darunter. Das Fisch-Odor-Syndrom wird häufiger bei Frauen diagnostiziert, da sie sich durch die Symptome stärker eingeschränkt fühlen als Männer.

Heilbar ist Trimethylaminurie nicht. Die einzige Möglichkeit, die Symptome in Schach zu halten, besteht darin, Diät zu halten und jene Lebensmittel zu meiden, welche die Trimethylamid-Vorstufen enthalten. Fidoe-White nimmt zudem noch «einen Cocktail an Medikamenten zu sich». Allerdings wissen weder sie noch ihre Ärzte, ob diese auch wirklich helfen.

Aufklärung statt Rückzug

Mehr noch als unter dem Geruch leidet die Britin unter der damit zusammenhängenden Isolation. Um andere Menschen nicht zu belästigen, arbeitet sie ausschliesslich nachts. Trotzdem hat es schon mehrere Beschwerden wegen ihres Körpergeruchs gegeben, erzählt ihr Kollege Faysal Bashir. «Das ist schwierig, denn Kelly ist eine gute Freundin von mir.»

Was Fidoe-White hilft, ist die Liebe von ihrem Mann Michael: «Er hat mich dazu gebracht, das Ganze leichter zu nehmen.» Inzwischen könne sie mit ihrer Krankheit entspannter umgehen. Statt sich zurückzuziehen, begegne sie Beschwerden heute mit Aufklärung.

Trimethylaminurie ist sehr selten. (Video: Youtube/Barcroft TV)

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