Dominic RaabBritischer Minister verpasst Telefonat zur Rettung afghanischer Geflüchteter
Der britische Aussenminister Dominic Raab wird scharf kritisiert. Er soll ein wichtiges Telefonat, mit dem Afghaninnen und Afghanen ausser Landes gebracht hätten werden können, nicht geführt haben – weil er in den Ferien war.
Darum gehts
Der britische Aussenminister Dominci Raab befand sich in Kreta im Urlaub, als Kabul fiel.
Von dort aus verpasste er es, einen wichtigen Anruf mit dem afghanischen Aussenminister zu tätigen.
«Man kann eine internationale Krise nicht vom Strand aus koordinieren», wird Raab kritisiert.
Dem britischen Aussenminister Dominic Raab schlägt ein eisiger Wind entgegen. Wie die «Daily Mail» berichtet, soll er es verpasst haben, ein wichtiges Telefonat mit dem afghanischen Aussenminister zwecks Rettung der Britinnen und Briten in Afghanistan sowie lokalen Mitarbeitern zu führen.
Die «Daily Mail» zitiert anonyme Mitarbeiter des Aussenministeriums, die sagen, dass Raab von seinem Stab vergangenen Freitag empfohlen worden sei, dieses Telefonat persönlich zu führen. Zu diesem Zeitpunkt befand sich in Afghanistan noch die Regierung im Sattel, die Taliban waren aber schon stark auf dem Vormarsch – und Raab weilte in den Ferien auf Kreta.
Anruf nicht entgegengenommen
Raab telefonierte nicht persönlich mit dem afghanischen Aussenminister. Das bestätigt das britische Aussenministerium: «Der Aussenminister machte eine ganze Reihe anderer Telefonate, so dass dieser eine Anruf an einen ihm untergeordneten Mitarbeiter delegiert wurde.»
Allerdings weigerte sich das afghanische Aussenministerium, diesen Anruf entgegenzunehmen. Es verwies darauf, dass ein solches Gespräch zwingend zwischen den beiden Aussenministern Grossbritanniens und Afghanistans geführt werden müsste. Ein solches Telefonat fand dann allerdings erst am Samstag statt, so dass wichtige Zeit verstrich, die in die Rettung gesteckt hätte werden können, argumentiert «The Daily Mail». Denn schon am Sonntag fiel Kabul in die Hände der Taliban.
«Man kann eine Krise nicht vom Strand aus koordinieren»
Dominic Raab wird scharf dafür kritisiert, dieses Telefon nicht selbst geführt zu haben. Auch dass er seine Ferien in Kreta nicht sofort abbrach, sorgt für Unverständnis: «Man kann eine internationale Krise nicht vom Strand aus koordinieren», sagte Keir Starmer, Parteichef der Labour-Partei am Mittwoch. «Ich selbst würde nicht in die Ferien fahren, wenn Kabul fällt», fügte er an.
Raab verteidigte sein Vorgehen. Er sei mit einer grossen Zahl anderer Telefonate beschäftigt gewesen. Auch dass er am Strand gelegen habe, während in Afghanistan die Taliban die Macht an sich rissen, lässt der 37-jährige Politiker der Tories nicht gelten. Er habe nicht den ganzen Tag am Strand verbracht, sondern im Hotel an verschiedenen Meetings teilgenommen und seine Familie am Strand nur «sporadisch» besucht.
«Aussergewöhnliche Pflichtverletzung»
Nicht nur Dominic Raab steht in der Kritik, auch der britische Premier Boris Johnson muss sich dafür erklären, trotz Afghanistan-Krise in den Urlaub gefahren zu sein. Johnson war am Samstag nach Somerset im Südwesten Englands aufgebrochen, allerdings bereits am Sonntag wieder zurückgekehrt.
Der britische Generalmajor Charlie Herbert, der zwischen 2007 und 2018 mehrfach in Afghanistan im Einsatz gewesen ist, sagte dem «Guardian»: «Es ist fast unmöglich zu glauben, dass der Premierminister am Samstag in den Urlaub gefahren ist, er sollte sich schämen. Das ist eine Pflichtverletzung aussergewöhnlichen Ausmasses.»
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