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Tod von Tamir RiceBub erschossen – Polizist war dienstuntauglich

Der Beamte, der vor zwei Wochen in Cleveland einen Zwölfjährigen erschossen hat, hätte nicht im Dienst sein dürfen. Eine Akte belegt, dass er schon lange überfordert war.

kko
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Der Zwölfjährige Tamir Rice wurde von einem Polizisten durch zwei Schüsse getroffen und erlag im Spital seinen Verletzungen.

Der Zwölfjährige Tamir Rice wurde von einem Polizisten durch zwei Schüsse getroffen und erlag im Spital seinen Verletzungen.

Keystone/AP
Ein Augenzeuge hatte den Notruf gewählt und erklärt, ein Junge hantiere mit einer «wahrscheinlich unechten» Waffe herum und verbreite damit Panik.

Ein Augenzeuge hatte den Notruf gewählt und erklärt, ein Junge hantiere mit einer «wahrscheinlich unechten» Waffe herum und verbreite damit Panik.

Keystone/Cory Schaffer
Die Pistolenattrappe. Nach offiziellen Angaben war an der sogenannten Softair-Waffe das orange Zeichen abgekratzt gewesen, das die Pistole als ungefährlich gekennzeichnet hätte.

Die Pistolenattrappe. Nach offiziellen Angaben war an der sogenannten Softair-Waffe das orange Zeichen abgekratzt gewesen, das die Pistole als ungefährlich gekennzeichnet hätte.

Keystone/Cory Schaffer

Vor knapp zwei Wochen hat ein Polizist in Cleveland im US-Bundesstaat Ohio den Zwölfjährigen Tamir Rice erschossen. Der Bub hatte auf einem Spielplatz mit einer Spielzeugpistole herumgefuchtelt. Jetzt wurde bekannt: Der 26-jährige Beamte war dienstuntauglich. Das habe ihm sein ehemaliger Arbeitgeber schon vor etwa zwei Jahren attestiert, schreibt der «Guardian».

Bevor er den Dienst in Cleveland antrat, hatte er für die Polizei in der Stadt Independence im Einsatz gestanden. Als weinerlich und zerstreut beschreibt ihn sein damaliger Chef Jim Polak in der Personalakte. Er sei ein miserabler Schütze gewesen und habe sich als mit dem Schiesstraining überfordert gezeigt. Ausserdem habe er weder «einfachsten Anweisungen folgen» noch Gedanken klar formulieren können.

Freigestellt – Akte erreichte neuen Arbeitsort nie

Polak schrieb dem Schützen kaum Potenzial zu – nicht einmal mit mehr Routine oder Extra-Training würde er seine Defizite ausgleichen können. In seinem Bericht empfahl Polak abschliessend, den 26-Jährigen freizustellen. Nur eine Woche danach schied der aus dem Dienst in Independence aus.

In Cleveland wussten die Polizeichefs indes nichts von den Problemen ihres neuen Angestellten. Sie hätten die Personalakte nie erhalten, sagte ein Sprecher.

Der Vorfall hatte in der Stadt Proteste ausgelöst. Dem Schützen wird aufgrund einer Videoaufnahme vorgeworfen, überstürzt gehandelt zu haben. Er selbst gab bei einer Befragung jedoch an, erst geschossen zu haben, nachdem der Bub seiner Aufforderung, die Hände hochzunehmen, nicht nachgekommen sei.

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