Hergestellt in GriechenlandBürgerliche wollen Konzern-Fahnen enttarnen – und ernten Spott
Die orangen Konzern-Initiative-Fahnen kommen aus der EU. Eine FDP-Nationalrätin wollte dies «aufdecken» – und erntete einen Shitstorm.

- von
- Pascal Michel
Darum gehts
Die orangen Fahnen der Initianten werden in Griechenland hergestellt.
Für FDP-Nationalrätin Christa Markwalder ein Grund, die Produktionsbedingungen der Fahne infrage zu stellen.
Nach einem Shitstorm sieht sie sich weiterhin bestätigt: Die Reaktionen zeigten, warum die Initiative unnötig sei.
«Trump-Methoden», spotten Unterstützer der Initiative.
Der Abstimmungskampf um die Konzernverantwortungsinitiative geht in die heisse Phase. Die Initiative verlangt, dass Schweizer Firmen für Menschenrechtsverletzungen auch im Ausland haften müssen. Für das Anliegen werben derzeit Tausende orange Fahnen im ganzen Land.
FDP-Nationalrätin und Gegnerin der Vorlage Christa Markwalder entdeckte jedoch, dass die Fahnen nicht in der Schweiz produziert worden sind. «Made in EU kann vieles heissen, zum Beispiel Herstellungsland Rumänien, wo die schlechten Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie bekannt sind. Haben die Initianten eine Sorgfaltsprüfung gemacht und ihre Lieferkette im Griff?», fragte sie auf Twitter. Sie spielte damit auf ein Argument der Gegenseite an, dass globale Lieferketten heute derart komplex seien und meist vom Schweizer Mutterunternehmen nicht beeinflusst werden könnten.
Die Initianten konterten sogleich und erklärten:
Weitere Unterstützer der Konzernverantwortung schalteten sich sogleich ein und deckten Markwalder mit Kritik ein. «Ist das allen Ernstes die relevante Frage, wenn wir uns an der Urne entscheiden, ob Schweizer Firmen für Menschenrechts- und Umweltverstösse im Ausland haftbar sein sollen?», fragte etwa die Ökonomin Dina Pomeranz. «Langsam ist es wie bei Trump. Immer wenn du denkst, das freisinnige Niveau kann nicht mehr sinken, setzt eine/r dieser Ewiggestrigen noch eins drauf. Etwas Recherche wäre ja zu viel verlangt gewesen», so ein anderer Twitter.
Markwalder jedoch liess sich nicht beirren und schob die Frage nach: «Sie können mir sicherlich die korrekte Herkunft dieser Fahne erklären. Mit Google lässt sich die Herstellung und Lieferkette leider nicht evaluieren.»
Shitstorm sei der Beweis
Nachdem die FDP-Nationalrätin weiter mit Häme eingedeckt wurde, deklarierte sie Ihre Ausgangsfrage kurzerhand als «Experiment». Im Shitstorm sieht sie den Beweis dafür, dass die «Kovi-Logik» funktioniere. Diese Logik besteht für sie offenbar darin, dass durch Empörung Unternehmen an den Pranger gestellt werden könnten. «Die Reaktionen zeigten, was Generalverdacht gegen im Ausland tätige Unternehmen bedeutet», so Markwalder. CVP-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter pflichtete ihr bei:
Ganz überzeugen kann sie mit ihren «Experiment» nicht, wie Reaktionen zeigen: «Billigster und schlechter Whataboutism», schreibt ein User. Whataboutism benennt eine Technik, mit der von einem Problem abgelenkt wird, in dem Gegner selbst eine Schuld – meist auch in einem anderen Problemfeld –unterstellt wird.