Foodclips auf InstagramBunt und fettig ist der neue Food-Porn
Jugendliche lieben verrückte Clips über die Zubereitung von ungewöhnlichem und farbigem Essen. Das anzuschauen, vermittle ihnen ein gutes Gefühl, sagen sie.
- von
- ann
Eine Pommespizza ist ganz einfach. Anstelle von Teig nimmt man einfach Pommes als Unterlage.
Haben Sie schon mal gesehen, wie man eine Pommespizza, einen Fajita-Kuchen oder eine Marshmallow-Roulade macht? Solche und viele weitere mehr oder weniger ungewöhnliche Video-Rezepte finden sich auf Instagram-Seiten wie @restauranteating, @tasty, @Thatfoodfeed oder twistedfood. Beliebt sind auch die Schweizer Foodblogger wie @aniahimsa oder @mylifeisdelicious. Die Accounts haben oft Tausende meist junge Follower, die sich in ihrer Freizeit die Kochclips genüsslich reinziehen.
«Ich schaue mir täglich Essensclips auf Instagram an», erzählt Dina* (16). In ihrem Kollegenkreis würden dies praktisch alle Mädchen tun, sagt sie. «Mir gefallen vor allem die salzigen Sachen, verrückte Kombinationen mit vielen Farben und ungewöhnlichen Kreationen.»
Für Dina muss es aber am Schluss immer noch schön und fein aussehen. «Das ist wichtig, darum schaue ich mir die Sachen ja an.» Es gehe ihr wohl darum, dass Lebensmittel ungewöhnlich zubereitet werden. Gerade die Kalorienbomben hätten es ihr angetan. «Sachen mit Pommes, Saucen oder viel Speck sind oft besonders schön anzuschauen und machen Lust auf Essen.»
Nachgekocht habe Dina aber nur selten etwas. «Das Meiste sieht zu schwierig und zu aufwendig aus.» Ein, zwei Rezepte, deren Zubereitung sie schon etwas kenne, habe sie aber ausprobiert. «Der Pizzastern etwa ist mir ziemlich gut gelungen.»
Auch Sara* (15) begleiten die Instagram-Food-Clips fast täglich in ihrer Freizeit. «Ich schaue sie mir meist allein an, manchmal aber auch mit Freundinnen.» Nachgekocht habe sie die Videorezepte aber noch nie.
«Es ist mehr ein Ideenlieferant für mich, die Bilder sind inspirierend», sagt Sara. Einige Kreationen seien wie Kunstwerke. «Es beeindruckt mich, was man aus banalen Lebensmitteln alles machen kann.» Ihr gefalle auch, dass manche Rezepte übertrieben und ungewöhnlich seien.
Sara steht eigentlich besonders auf gesunde Sachen wie veganes Essen. «Aber ich schaue mir auch extrem gerne Clips mit süssem Zeug, etwa Kuchen mit viel Cremefüllung und Zuckerguss an.» Diese Videos schaue sie, weil sie schön seien. «Es gibt einem ein gutes Gefühl.»
Das sieht auch die Schweizer Foodbloggerin Anina Gepp (23) alias @aniahimsa als wichtigen Grund für den Erfolg ihrer veganen Food-Clips und Bilder. «Viele schauen sie sich auf Instagram und Youtube an, weil es ihnen Freude macht und sie damit vom stressigen Alltag herunterkommen können.» Dies sei derzeit ein echter Hype, besonders unter den Jungen. «Die meisten meiner Follower sind zwischen 18 und 25. Es hat aber auch viele deutlich Jüngere dabei, so ab 13 aufwärts.»
Bei ihrer Community würden Bilder mit sehr knalligen Farben oder ungewöhnlichem Essen besonders gut ankommen. «Das hat wohl etwas mit der Reizüberflutung zu tun, aber auch damit, dass Ungewöhnliches besonders beliebt ist.» Ausserdem sei gesund und vegan im Trend. «Und mein gesundes Essen sieht oft opulent aus – das gefällt offenbar.»
*Name geändert
Essen ist wichtiger als Kleider
Die Trendwende hin zur neuen Wichtigkeit Essen zeigt auch ein Blick in die Statistik: Laut der Teenager-Studie von Piper Jaffray, die 5500 amerikanische Teenager im Alter von 16 befragt hat, geben diese derzeit am meisten Geld fürs Essen aus. Kleider kommen erst an zweiter Stelle. Noch vor kurzem war das umgekehrt.