BMW M5: Business as Unusual

Aktualisiert

BMW M5Business as Unusual

Der BMW M5 treibt erstmals in seiner Geschichte alle vier Räder an – oder auf Knopdruck auch nicht. Das neue Allradsystem verfügt nämlich über einen 2WD-Modus.

von
nve
Im März 2018 kommt der neue, erstmals allradangetriebene BMW M5 in den Handel.

Im März 2018 kommt der neue, erstmals allradangetriebene BMW M5 in den Handel.

BMW
Das neue Allradsystem arbeitet mit einem zentralen Verteilergetriebe mit Lamellenkupplung und verteilt die Kraft bedarfsgerecht an die Räder.

Das neue Allradsystem arbeitet mit einem zentralen Verteilergetriebe mit Lamellenkupplung und verteilt die Kraft bedarfsgerecht an die Räder.

BMW
Im Interieur herrscht typisches 5er-Ambiente mit ein paar sportlichen Akzenten.

Im Interieur herrscht typisches 5er-Ambiente mit ein paar sportlichen Akzenten.

BMW

Er ist der Boss der BMW 5er-Reihe. Ein Big Player im Sportlimousinen-Business. Er begründete 1985 das Segment und zeigt auch jetzt keine Schwäche, da er in sechster Generation mit frisch geschneidertem Zwirn, modernisiertem Arbeitsplatz und von 560 auf 600 PS erstarktem V8-Biturbo zum Dienst antritt. Teilautonom durch den Arbeitsverkehr cruisen, stürmisch zu einem Meeting aufbrechen, einen Termin auf der Rennstrecke wahrnehmen – er kann alles. Aber mit dem ungeschriebenen Gesetz brechen, wonach ein M5 heckangetrieben ist? Pardon, das ist kein Kavaliersdelikt wie mal eben 139'900 Franken anzusagen und mithilfe des Optionenkatalogs 40'000 mehr daraus zu machen. Aus Traditionalisten-Sicht ist es ein Verbrechen!

Doch ehe es zur Klage kommt, macht der neue M5 mit der Skepsis kurzen Prozess. Solange der Gripp an den Hinterrädern ausreicht, unterlassen die Vorderräder die feindliche Übernahme. Die feinfühlige Lenkung, verbreiterte Spur und das adaptive Fahrwerk tun ihren Rest, um trotz 4,97 Metern und gut 1,9 Tonnen den Eindruck eines kompakten, leichten Hecktrieblers zu vermitteln. Und je weiter man sich durch das Einstellungsmenü arbeitet, je mehr Kraft wird nach hinten geleitet und je später greift die Elektronik ein – bis zu dem Punkt, wo man gefragt wird, ob es denn der völlig entfesselte 2WD-Modus sein darf. Nettes Angebot, sagt man sich da. Aber gehen wir doch zurück zur 4WD-Tagesordnung. Was über 30 Jahre lang selbstverständlich war, wird auf einer regennassen Piste mit 750 Nm auf den Hinterrädern nämlich zum Risiko.

Insofern ist das M xDrive genannte Allradsystem nicht nur ein Machtinstrument, um die Motorleistung verlustfrei auf die Strasse zu bringen, den 0-auf-100-Sprint von 4,3 auf 3,4 Sekunden zu verkürzen und in Kombination mit dem Hinterachs-Differenzial für hohe Kurventempi zu sorgen. Es ist auch ein Zugeständnis an den Alltag. Bislang war der M5 ja mässig wintertauglich – und da-mit gerade in der Schweiz nur teilzeitbeschäftigt.

BMW M5

Karosserie: 4,97 Meter lange, 5-türige Sportlimousine.

Antrieb: 4,4-Liter-V8-Biturbo mit 600 PS (441 kW) und 750 Nm.

Getriebe: 8-Gang-Automatik (serienmässig).

Fahrleistungen: 0-100 km/h in 3,4 Sekunden; 250/305 km/h Spitze.

Verbrauch: 10,5 L/100 km (Werksangabe).

CO2-Ausstoss: 241 g CO2/km (Werksangabe).

Preis: Ab Fr. 139'900 (Basis-5er ab Fr. 59'700).

Infos:www.bmw.ch

IN KÜRZE

Der Hersteller sagt:

«Das von der BMW M GmbH entwickelte neue Allradsystem M xDrive ist der emotionalste Allrad-antrieb im High-Performance-Segment.»

Wir sagen:

Hat was. Vollvariable Allradantriebe sind ja nichts Neues, aber selten lässt ein System schon in der Grundeinstellung so viel Schlupf an den Hinterrädern zu, dass man – auch wenn die Vorderräder mitarbeiten – das Gefühl hat, in einem Hecktriebler zu sitzen.

Das gefällt:

Das lebendige und zugleich berechenbare Fahrverhalten. Selbst wenn der Wagen in der Kurve mit dem Heck kokettiert, lässt er sich gut kontrollieren. Nur übertreiben sollte man es nicht. Der 2WD-Modus ist nur auf einer abgesperrten Piste und bei trockenen Strassenverhältnissen zu empfehlen.

Das eher weniger:

Von aussen klingt der Motor nach V8, von innen nach Playstation. Weil der M5 so gut gedämmt ist, wird der Motorsound elektronisch verstärkt in den Innenraum geleitet. Aber ehrlichgesagt: lieber ein leiser authentischer als ein lauter künstlicher Sound.

Spannendes Detail:

Von einem puristischen Sportwagen kann keine Rede sein, doch auf moderne High-Tech-Features wie mitlenkende Hinterräder oder eine Wankstabilisierung wird verzichtet. Das Interessante daran: Der Wagen ist so agil und kurvenfreudig, dass man diese Features keine Sekunde lang ver-misst.

Wer fährt so was?

Businessleute, die auch mal einen Termin auf der Rennstrecke wahrnehmen. Oder eher: auf dem Weg zur Arbeit davon träumen.

Alternativen dazu:

Audi RS 6 Avant performance, Mercedes-AMG E 63 S 4Matic.

Am Steuer:

Nina Vetterli-Treml, Mitarbeiterin der Textlab GmbH und Testexpertin in der SRF2-Autosendung «Tacho».

Deine Meinung