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Camensich-Prozess: Tatwaffe identifiziert

Mit einer der beiden Waffen, die Marco Camenisch bei seiner Verhaftung 1991 in Italien auf sich trug, ist am 3. Dezember 1989 in Brusio GR ein Grenzwächter erschossen worden.

Dezember 1989 in Brusio GR ein Grenzwächter erschossen worden. Der Tat beschuldigt wird Camenisch.

Neben einer Pistole wurde bei Camenisch ein Revolver - Marke «Renato Gamba», Kaliber .38 spezial - sichergestellt. Laut Schusswaffenexperten des Wissenschaftlichen Dienstes der Stadtpolizei Zürich und der Universität Lausanne stammen die in Brusio gefundenen drei Projektile aus dieser Waffe. Ein winziges Projektilteil konnte nicht definitiv zugeordnet werden.

Vor dem Zürcher Geschworenengericht sagten am Montag mehrere Experten aus. Staatsanwalt Ulrich Weder ging es bei der Befragung der Zeugen nach eigenen Worten vor allem darum, klarzustellen, dass die analysierten Projektile tatsächlich jene waren, die in Brusio bei und in der Leiche des Grenzwächters gefunden wurden.

Verteidiger Bernard Rambert versuchte, bei den Geschworenen Zweifel an der Identität der Projektile zu säen. Auf wiederholtes Nachbohren räumte denn auch einer der Experten ein, es sei tatsächlich «wissenschaftlich schwierig auszuschliessen», dass es sich bei den analysierten Projektilen um andere handeln könnte, als in Italien untersucht worden waren.

Laut einem seiner Kollegen allerdings wäre es schon «ein Riesenzufall», wenn vier Projektile, die bis auf das Hundertstelgramm genau gleich viel wiegen, nicht dieselben wären.

Unverständliche Sorglosigkeit

Immerhin wies der Verteidiger auf eine unverständliche Sorglosigkeit der Bündner Behörden hin. Sie hätten die Projektile - wichtige Beweisstücke - teils per Post zu den Untersuchungen geschickt - und dies erst noch ohne Einschreiben, erklärte er. Die befragten Fachleute erklärten, meist würden solche Objekte persönlich überbracht.

Marco Camenisch steht seit zwei Wochen vor dem Zürcher Geschworenengericht. Die Anklage lautet auf Mord eines 36-jährigen Grenzwächters 1989 in Brusio und des Mordversuchs im Zusammenhang mit einem gewaltsamen Ausbruch einer Gruppe von Häftlingen aus der damaligen Zürcher Strafanstalt Regensdorf 1981.

Camenisch hat die Verantwortung für den Mord zurückgewiesen. Im Übrigen verweigert er jede Aussage. Das Urteil wird am 4. Juni eröffnet.

(sda)

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