US-Präsidentschaftswahlen: Carly Fiorina bremst Donald Trump aus

Aktualisiert

US-PräsidentschaftswahlenCarly Fiorina bremst Donald Trump aus

Die Republikaner attackierten ihren Mitstreiter Donald Trump während des zweiten TV-Duells heftig. Doch nur Carly Fiorina, die einzige Frau auf der Bühne, brachte ihn in Verlegenheit.

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Will für die Republikaner ins Weisse Haus: Geschäftsfrau Carly Fiorina während der TV-Debatte auf CNN (16. September 2015).

Will für die Republikaner ins Weisse Haus: Geschäftsfrau Carly Fiorina während der TV-Debatte auf CNN (16. September 2015).

AP/Mark J. Terrill
Der im republikanischen Establishment ungeliebte Donald Trump lässt sich partout nicht einholen, führt in den Umfragen nach wie vor.

Der im republikanischen Establishment ungeliebte Donald Trump lässt sich partout nicht einholen, führt in den Umfragen nach wie vor.

epa/max Whittaker / Pool
Die republikanischen Präsidentschaftskandidaten (v.l.): Arkansas' Ex-Gouverneur Mike Huckabee, Senator Marco Rubio, Senator Ted Cruz, der pensionierte Neurochirurg Ben Carson, Unternehmer Donald Trump,  Ex-Gouverneur Jeb Bush, Wisconsins Gouverneur Scott Walker, Geschäftsfrau Carly Fiorina und Ohios Gouverneur John Kasich. Senator Rand Paul ist im Bild nicht zu sehen.

Die republikanischen Präsidentschaftskandidaten (v.l.): Arkansas' Ex-Gouverneur Mike Huckabee, Senator Marco Rubio, Senator Ted Cruz, der pensionierte Neurochirurg Ben Carson, Unternehmer Donald Trump, Ex-Gouverneur Jeb Bush, Wisconsins Gouverneur Scott Walker, Geschäftsfrau Carly Fiorina und Ohios Gouverneur John Kasich. Senator Rand Paul ist im Bild nicht zu sehen.

AP/Chris Carlson

Bei der zweiten Debatte der republikanischen Anwärter auf die US-Präsidentschaft hat der in den Umfragen führende Donald Trump Angriffe von allen Seiten über sich ergehen lassen müssen. Aus dem Tritt brachten ihn seine zehn Mitbewerber am Mittwochabend aber nicht.

Einen starken Eindruck in der dreistündigen Debatte hinterliess Carly Fiorina, die laut realclearpolitics.com bislang nur gut drei Prozent Zustimmung erreicht hatte. Bei der ersten Fernsehdebatte im August war die frühere Managerin des IT-Konzerns Hewlett-Packard gar nicht zur Hauptdebatte eingeladen gewesen.

Dieses Mal sammelte sie immer wieder reichlich Applaus. Einigen der in graublauen Zwirn gehüllten zehn Herren um sie herum ging das sichtbar auf die Nerven. Fiorinas gusseisernes mildes Lächeln ist schwer zu packen, die Multimillionärin mit grossem Hang zum schönen Leben – und durchwachsener Erfolgsbilanz – positioniert sich geschickt als die einzige andere Frau im Rennen gegen Hillary Clinton.

«Die Frauen haben gehört, was Sie gesagt haben»

Ihren Konkurrenten Trump nannte Fiorina einen «Entertainer». Sie legte nahe, dass der einstige Gastgeber einer Reality-TV-Sendung in Sachen «Fähigkeit, Urteilsvermögen und Temperament» dem höchsten Staatsamt nicht gewachsen sei. Trump entgegnete, er habe als Geschäftsmann gelernt, gute Deals auszuhandeln. Und er werde dafür sorgen, dass der USA in der Welt wieder Respekt entgegengebracht werde.

Trocken reagierte Fiorina auf eine Äusserung Trumps angesprochen. Dieser hatte vor ein paar Tagen gehöhnt: «Würden Sie so etwas wählen? Können Sie sich unseren nächsten Präsidenten mit so einem Gesicht vorstellen?»

Nun konterte die 61-Jährige: «Ich denke, dass Frauen überall in diesem Land genau gehört haben, was Herr Trump gesagt hat.» Der Unternehmer versuchte die Peinlichkeit zu überspielen und versicherte Fiorina, sie sei «eine schöne Frau und sehr attraktiv». Doch die Charmeoffensive kam zu spät.

Trumps Äusserungen machen Republikaner nervös

Zu der von CNN übertragenen Debatte waren am Mittwochabend neben Trump und Fiorina Ex-Gouverneur Jeb Bush, die Senatoren Rand Paul, Ted Cruz und Marco Rubio, der pensionierte Neurochirurg Ben Carson, Arkansas' Ex-Gouverneur Mike Huckabee, New Jerseys Gouverneur Chris Christie, Ohios Gouverneur John Kasich sowie Wisconsins Gouverneur Scott Walker eingeladen.

Trump dominiert den Vorwahlkampf der Republikaner seit Wochen und hält sich in Umfragen trotz einer Serie heftig umstrittener Äusserungen zu Frauen und Einwanderern an der Spitze. Die republikanische Führung fürchtet, dass die Partei daran Schaden nehmen und mit der erhofften Rückeroberung des Weissen Hauses letztlich scheitern könnte. Viele führen Trumps unerwarteten Erfolg auf die Verärgerung der Wähler über Karrierepolitiker zurück.

Rhetorisches Hickhack

Senator Paul zeigte sich besorgt über das Szenario eines von Trump kontrollierten US-Waffenarsenals und seine Attacken auf das äussere Erscheinungsbild anderer Menschen. Trump schoss mit einer Attacke auf Paul zurück: «Ich habe ihn nie wegen seines Aussehens angegriffen und glauben Sie mir, da gäbe es viel Material.»

Ein lebhaftes rhetorisches Hin und Her lieferte sich Trump vor allem mit Jeb Bush, dem Bruder von Ex-Präsident George W. Bush und Sohn von dessen Vorvorgänger George Bush. Bush berichtete, in seiner Zeit als Gouverneur von Florida habe Trump ihm Spenden zukommen lassen, weil der Immobilienmogul wollte, dass in dem Südstaat Spielkasinos erlaubt werden. Trump stritt das ab und unterbrach Bush immer wieder.

Zielscheibe der Verbalattacken war auch Amtsinhaber Obama. Auf die Frage, ob der Kongress Verantwortung für die Flüchtlingskrise trage, warf Trump dem US-Präsidenten Zaudern und Mutlosigkeit vor. Er hätte mit «gewaltiger Kraft» in Syrien eingegriffen, als die dortige Regierung ihr eigenes Volk attackiert habe, sagte Trump. (sda)

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